Dienstag, 11. März 2014

Sie gehört zu meinem Leben!



Es gab eine Zeit da haben wir uns hinter verschlossenen Türen versteckt. Wir haben geschwiegen hinter Mauern doppelt so dick wie Beton. Wir haben unser Münder mit Bindfaden vernäht und unsere Augen geschlossen, bevor wir den Schlag fühlten, oder bevor uns Hände grob hinunter drückten.
Wir haben die Worte verloren und uns tief in uns vergraben.
Wir haben gedacht, das Glück schwarz ist und Liebe nach Blut schmeckt.
Die Zeiten sind vorbei!

Ein Kind das heute geboren wird, darf so vieles nicht, um frei zu sein.
Sich nicht bekleckern und nicht in die Hose machen.
Nicht in der Nase bohren und Pupsen darf es erst recht nicht.
Wenn es älter wird darf es möglichst keine Bilder ins Internet setzen.
Keine Handynummer weiter geben.
Sich anonym bewegen. Aus Sicherheit vor bösen Menschen.
Das FSK Zeichen beachten, bevor es sich einen Tierfilm ansieht.
Keine laute Musik hören und überhaupt möglichst unsichtbar bleiben.
Wir Erwachsenen werden angehalten, dafür zu sorgen, das Kinder möglichst leise, möglichst Sauber, möglichst Keimfrei sich durch diese Welt bewegen.

Meine Tochter sagte einmal zu mir: "Mami kannst du mal was über mich schreiben?"
Und ich dachte in dem Moment, nein das kann ich nicht, es könnte ja sein, das irgend so ein Pädophiler schon auf der Lauer liegt. Alleine diese Gedanken machen mich wütend.
Verdammt noch mal, ich möchte es gerne -
Sie möchte das ich etwas über sie schreibe - ich werde es tun irgendwann!!!

Letztens als wir zu unserem Tierhof interviewt wurden, wäre sie gerne dabei gewesen, hätte gerne vor der Kamera gezeigt wie sie Tanzen kann, oder die Hühner füttert, oder mit Bella und Blue unseren Hunden um die Wette läuft. Aber wir achteten darauf, das sie im Hintergrund blieb. Der Film zeigt nur mich, meine Tochter die angesäuert in der Ecke stand, bleibt den Zuschauer verborgen. Ein schmollendes Kind, das schon früh lernen muss, das überall Gefahren sind.

Nach meinem letzten Eintrag hier auf diesem Blog wurde ich mehrfach angeschrieben, ich möge doch bitte das Bild entfernen, dass mich mit meiner Tochter zeigt.

Ich habe großes Verständnis für all die Jenigen die sagen, ein Kind gehört nicht hier her. Die sich schützend vor sie stellen und meinen, sie müssten mich maßregeln, weil ich gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstoße und ohne Gewissensbisse meine 2 Jährige Tochter hier auf diesem Blog veröffentliche.
Nur ist sie keine 2 Jahre alt mehr. Das Kleinkind ist schon lange Vergangenheit.

Ich lasse es bewusst stehen, weil ich WILL das man sieht, das Menschen wie ich, ein glückliches Leben führen können, dass WIR Eltern sind, das unsere Kinder glücklich erwachsen werden dürfen.
Der Zwang der Unfreiheit schwebt jetzt schon über ihren Kopf. Ich beobachte mit Argusaugen wohin sie geht. Wenn sie mal ungefragt zu den Nachbarn läuft, bekomme ich fast einen Herzinfarkt. Gestern waren wir bei unserer Tierärztin, sie hat wie wir einen kleinen Tierhof und unsere Tochter verschwand. Ich sah sie alleine bei den Pferden die sie hoch überragten und mein Herz setzte für eine Sekunde aus. Es sind liebe Pferde und ich kann meiner Tierärztin und Freundin voll und ganz vertrauen und trotzdem sehe ich überall, hinter jeder Ecke Gefahren.
Wenn sie eine Stunde alleine im Garten ist, sehe ich sie schon ohnmächtig in irgendeiner Ecke liegen.

Ich bin mir dessen bewusst, das ihr immer und überall etwas passieren kann.
Nun hör ich schon die Stimmen laut rufen:

Warum setze ich sie dann ins Internet. Warum ignoriere ich hier diese Gefahr.

Weil das Mädchen auf unserem Bild Vergangenheit ist, deswegen.

Es zeigt einen Moment in ihrem und meinem Leben. Einen Moment der Unbeschwertheit. Noch dazu ein von mir fotografisch verändertes Bild. So wie sie dort aussieht, hat sie nie ausgesehen.
Aber es zeigt uns beide wie wir Glücklich sind und das kann jeder sehen.

Ich will nicht das unsere Tochter genauso schweigt wie ich und hinter jeder Mauer einen Verbrecher sieht. Ich drohe nicht mit dem Bösen Mann der kommt sie zu holen.
Wir versuchen ihr eine unbeschwerte  Kindheit zu ermöglichen. Als meine Freundin Katha mit ihr zu den Pferden ging, konnte ich wieder aufatmen.
Wenn ich aus dem Fenster rufe und sie antwortet mir, atme ich auf.

Ich weigere mich standhaft eine Glucke zu sein, aber ich bin es und es nervt sie (und mich) jetzt schon. Ich weiß genau, dass wir eines Tage aneinander geraten, weil sie vielleicht mit 13 ihren ersten Freund, oder ihre erste Freundin hat und ich lauthals Panik schiebe, weil ich sie noch für zu jung dafür halte.
Sie kann viele Dinge nicht, weil ich Angst davor habe. Dinge die sie gerne machen möchte.
Jetzt schon.

Wir Eltern werden angehalten, das Beste für unsere Kinder zu tun, wir werden angehalten immer und überall darauf zu achten, dass es ihnen gut geht. Und wir bekommen von allen Seiten gute Ratschläge und Meinungen ungefragt mitgeteilt, weil man es gut meint mit uns und unseren Kindern - das ist die Normalität. Und jetzt da fast jeder weiß das ich Multi bin, dass ich Dinge die ich in meiner Kindheit erlebt habe, über die man höchstens mit vorgehaltener Hand spricht, laut heraus posaune,  denken viele sie müssten erst Recht unser Kind schützen, die Frage ist aber vor wen.

Statt lange um den heißen Brei zu reden und auch nicht hinter vorgehaltener Hand sage ich es einfach gerade heraus, kann es sein, dass ihr denkt ihr müsst mir sagen, was ich tun soll, um sie vor mir zu schützen.
Ist es das, was in euren Köpfen vor geht? Hab ich Recht?
Oder was denkt ihr was ich denken soll, wenn man mich darauf aufmerksam macht, mich eine Frau von 48 Jahren,die genug in ihrem Leben erlebt hat um sehr wohl zu begreifen das überall Gefahren laufen. Ja natürlich ich bin nicht immer so Erwachsen, da gibt es die 17 Jährige Jo in mir. Aber ohne mich würde dieser Blog nicht existieren und ohne mich gäbe es auch keine Vielen in mir und ohne mich, würde es mein Kind gar nicht geben. Ich bin in der Lage selbst zu entscheiden, was für Infos ich rauß gebe und welche ich für mich behalte. Also entspannt euch mal wiede!

Dieser Blog existiert, weil es uns gibt. Weil es mich gibt. Zu denken das hier jemand herumwuselt der sich darauf aufgeilt, weil ich so offen schreibe... ja meine Güte und wenn schon. Soll ich deswegen so tun als gäbe es uns nicht, als gäbe es meine Familie nicht, meine Tochter nicht.

Ich wehre mich dagegen sie geheim zu halten. Natürlich setze ich keine Bilder hier herein, die sie in Lebensgröße zeigen, so wie sie heute aussieht. Dazu bin ich und der Rest ihrer Eltern (sie hat drei Elternteile) einer Meinung. Aber sie gehört zu meinem Leben und das darf jeder wissen und jeder sehen!

Das Bild bleibt drin und irgendwann schreibe ich über meine Tochter, über ihr Lachen und über ihren Mut. Über ihre Art die Welt zu sehen. Über ihr großes Herz und meine unbändige Liebe
Und darüber das ich das Universum darum bitte, sie möge Glücklich und unbeschwert bleiben, trotz der vielen kleinen  Einschränkungen die sie hinnehmen muss, weil ich genau weiß, wass einem kleinen Mädchen passieren kann.
Überall und Immer.


Liebe Grüße von Johanna





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