Donnerstag, 16. Oktober 2014

Endlich Freiberuflich arbeiten ...



Ich habe mich getraut!!!

Aber erst mal von Anfang an. Unser Mieter wird ausziehen, das heißt unsere Wohnung wird frei. Zuerst haben wir uns überlegt ob wir sie wieder Vermieten sollen. Aber dann habe ich gemerkt, ich würde sie gerne für UNS nutzen. Da die Idee des Gartenhauses als Atelier gescheitert ist, war Jo ziemlich Traurig, da somit auch die Idee eines Ateliers in weite Ferne rückte. Jetzt da klar ist das unser Mieter umziehen wird (aus gesundheitlichen Gründen) ist die Idee auf einmal mehr den Je in den Vordergrund gerückt. ABER es musste erst mal geklärt werden, ob ich dort auch freiberuflich arbeiten kann, denn wenn ein Atelier möchte ich auch Mal-Unterricht geben.
Das war eine größere Sache und hat uns allen ziemlich Kraft gekostet.

Ich habe zwei Wochen lang fast jeden Tag Rücksprache mit den Ämtern gehalten, erst mal musste abgeklärt werden, ob ich ein Gewerbe anmelden muss. Dann ob die Wohnung auch gewerblich genutzt werden darf.
Heute habe ich endlich eine Auskunft erhalten die alle Fragen in mir beantworten konnte.
Ich darf Freiberuflich arbeiten, brauche also kein Gewerbe anmelden, ich brauche nur eine Steuernummer. Auch darf unsere Wohnung Teilgewerblich (da Atelier) genutzt werden, ohne Umschreibung auf volle gewerbliche Nutzung.

Und somit werden wir ab nächsten Jahr ein eigenes und öffentliches Atelier eröffnen!!!
Mehr als 450 darf ich ja nicht verdienen, da ich sonst die Rente gefährde, aber ich bezweifle das es da Probleme gibt. Ich werde auch nicht große Gruppen betreuen, sondern höchstens Kleingruppen von 3-5 Personen und meistens werden es Kindergruppen sein, die Unterricht nehmen.

Ich freue mich so sehr darauf!!! Und mit mir freuen sich alle - und vorallem die Künstlerin die sich endlich voll entfalten kann.

Also drückt mal die Daumen, dass unser Mieter eine schöne Wohnung findet, denn eigentlich möchte er nicht umziehen. Aber er kann die Treppen nicht mehr so gut steigen und auch sonst geht es ihm mit unserem Sandsteinhaus nicht so gut - es ist ihm generell zu kalt.
Aber sein Arzt hat ihm nun nahegelegt sich eine Paterrewohnung zu suchen, denn sein Gesundheitszustand ist kritisch....

Für uns bedeutet das, eine Einbuße der Miete. Zuerst war Britta in Sorge ob wir das alles auch ohne Miete schaffen. Aber mittlerweile ist sie wie ich Feuer und Flamme und unterstützt mich sehr bei meiner Idee mich selbstständig zu machen.

Ich bin Glücklich so eine Familie zu haben... wirklich... ich kann es nicht oft genug sagen....

Ab nächstes Jahr geht es los YEAH!!!!

Grüße von der Jo, der Johanna und der Schreiberin und der KÜNSTLERIN (von ihr besonders)!

Freitag, 8. August 2014

Es geht uns gut ...




Die letzten zwei Monate konnte ich nicht schreiben. Es war merkwürdig alle in mir waren davon beseelt mit dem was da ist, es gab keine Ängste, keine Unsicherheiten, keine Bedürftigkeiten über uns zu reden. Uns zu zeigen.
Es war so als wären wir in Urlaub gefahren, jeder an einen anderen Ort.
Während ich und Johanna gemeinsam im Außen lebten, lebte der Rest von uns im Innen, entspannt und irgendwie warm und weich. Hin und wieder kam Links wenn er im Internet mitdiskutieren wollte, aber ansonsten war es ruhig.
Sogar die Kinder hatten diesen weichen Ausdruck.

Keine Ahnung was mit uns passiert ist. Aber wir konnten nicht mehr alle gemeinsam rauß und an den Projekten arbeiten, die wir gemeinsam anfangen haben.
Und so ist unser Buchprojekt erst mal lahm gelegt.

Auch sonst ist viel passiert.
Johanna und ich haben anfangen bei einer Online Zeitung (noch ist es mehr ein Blog) zu schreiben, zwei Artikel sind schon draußen. Unser Tierhof hat dadurch unglaublich viele Spenden erhalten. Überhaupt hab ich das Gefühl wir werden gerade von einer unsichtbaren Macht getragen und beschützt. Das tut so unglaublich gut, einfach mal Tierfutter einkaufen zu können ohne  zu Wissen, dass wir dann in der Monatsmitte kein Geld mehr in der Tasche haben, um den Kids in uns mal ein paar Süssigkeiten zu kaufen. Diesen Monat müssen wir kein Haushaltsgeld für unsere Tiere zurücklegen, diesen Monat geht es uns gut.
Die Artikel kamen irgendwie super an, obwohl wir ja eigentlich nur von uns und unseren Erfahrungen schreiben. Gestern Nacht hat Johanna noch an einem Interwiev geschrieben für einen super guten Blog. Ich freue mich schon wahnsinnig die Blogerin näher kennen zu lernen. Ich finde sie total nett... aber in meinem Hinterkopf steht immer die Frage: Was passiert wenn sie erfährt das ich nur eine von vielen bin?

Ja was passiert bei den Spendern, wenn sie das hier lesen... und schon bekomme ich Herzklopfen.
Immer noch... obwohl wir jetzt nach außen gehen und darüber reden.
Es wird nie normal, nie so als wäre es Teil dieser Welt. Wir werden immer die Aliens sein...
Das zu wissen hintert uns nicht dran, darüber zu reden. Aber es bleibt im Bauch und im Kopf hängen.

Johanna ist da offener, sie hat nicht die Scheu die ich oft habe. Sie sagt: "das gehört eben alles zu uns, ist Teil von uns"
Es gibt nichts zu verbergen. Warum auch... wir sind wir.

Je mehr wir jetzt im Außen an Boden gewinnen und an Achtsamkeit und an Aufmerksamkeit, desto mehr habe ich wieder Ängste, ganz leise...
die anderen in mir, fühlen diese Ängste nicht... da ist alles ruhig. Aber sie liegen ja auch gerade irgendwie in weichen Betten :)

Die Kids freuen sich auf die Schule. Shaya bringt bestimmt viel Input mit nach Hause und ich glaube unsere Kids sitzen auf heißen Kohlen. Johanna findet es gut,, das Shaya einen Lehrer hat. Ich hasse die Schule jetzt schon. Ein bescheuerter Quadratischer Bau. Irgendwie lieblos und ziemlich kühl. Ich hätte Shaya viele Blumen und mehr Farbe gewünscht und nicht diese nach Altheit stinkenden Klassenzimmer. ICH hätte mich da nie wohlgefühlt. Ich kann aber Johanna verstehen, sie sagt: "Es ist wichtig das Shaya mit ihren Kiga Freunden zusammen in der Schule ist" Ich habe trotzdem schiss... was passiert wenn man sie nicht mag... oder wenn man erfährt das ich Viele bin, oder sie hänselt weil sie zwei Mamas hat (und dann noch den Rest).

Ich hab mich vor ein paar Tagen geoutet das ich Asperger bin... das mach ich nie. Für die Asperger bin ich nicht Asperger genug für die nicht Asperger bin ich zu merkwürdig... ich verstehe keinen Sarkasmus, keine Witze, keine Ironie von anderen (Johanna ist manchmal ironisch, das versteh ich manchmal, manchmal auch nicht). Ich habe einen Satz meines zur Zeit lieblignsONLINEmenschen nicht kapiert... und der Typ schreibt verdammt gut. Er schreibt so wie ich gerne schreiben würde... auf jeden Fall hat er irgendwas sarkastisches geschrieben und ich musste erst mal nachfragen wie er das meint. Dann hat er es erklärt mit Sarkasmus und ich musste wieder fragen. Der ganze Satz hat null Sinn ergeben.
Und da hab ich mich geoutet. Eben weil ich ihn verstehen will. Seine Sätze sind voller Wahrheiten und Philosophien, ich liebe die Philosophie - darin findet man oft eine Antwort die man beim reinen drüber lesen nie finden würde. Man muss sich da schon reinbegeben, hängen bleiben, nachdenken, es vor den eigenen Augen entstehen lassen - um es wirklich zu verstehen.

Irgendjemand sagte mal: Philosophie ist wie Mathematik... keine Ahnung wo ich das gelesen habe. Ich habe darüber nachgedacht und ich finde da ist was wahres dran. Es ergibt immer einen Sinn, weil es bestimmte Synapsen anspricht.
Trotzdem verschließt sich mir die Mathematik, was ich überhaupt nicht verstehe, weil alles andere irgendwie offen ist...
Aber ich verstehe mich und die Welt sowieso nicht.

Ich bin halt ein Alien...

Tschüss bis bald, ich denke es dauert nicht mehr lange und dann schreiben wir auch wieder Regelmässig...
Übrigens riecht es hier gerade wundervoll nach Lavendel, gestern hat Britta unseren Hahn fangen müssen und hat volle Kanne in die Brennesseln gefasst und dann habe ich Lavendel auf die Placken drauf geträufelt und deshalb riecht es hier gerade so toll danach...

Ich grüße euch mit ganz viel Lavendelduft...

Eure Jo

Stopp ich muss noch was schreiben, was wichtiges...
Kai ist endgültig gegangen... er wollte nicht mehr und ich wollte ihn nur noch los werden.
Zuletzt kam er - da waren wir mitten in der Arbeit, da saß er nur da und hat über sich gesprochen. Uns ist der Schweiß in Bächen gelaufen und er redet nur über sich, was er für tolle Jobs hat und das er jetzt Geld verdient... und sitzt und sitzt...
Dann ist er gegangen.
Und Britta und ich waren Sauer.

Kurze Zeit später hat sich Sonja gemeldet... eine tolle Frau! Jetzt ist hier Frauen Power!!!
Das musste ich noch schnell los werden. Mit Sonja ist jetzt alles besser!!! Sogar unser Kaninchengehege ist fast fertig.. Yeah!!! Es geht uns gut!!!

Sonntag, 18. Mai 2014

Wiedermal ...




Jo
Eigentlich müssen wir heute meinen Fragebogen noch abtippen und in Word speichern.
Ich war jetzt 4 mal bei einem Therapeuten. Ich finde ich ihn ok, aber dieser Fragebogen ist ein mittlerer Alptraum. Nachdem ich/wir ihn mit der Hand ausgefüllt haben, wurde uns klar, das geht so nicht. Wir können uns beim Handschriftlichen nicht distanzieren. Deshalb müssten wir jetzt eigentlich alle Fragen abtippen und neu beantworten, mit Tastatur... und in Distanz.

Doch habe wir erst einmal einen Eintrag in einem Blog gelesen, der uns wirklich berührt hat.
C.Rosenblatt bechreibt den Moment an dem sie getriggert wurde und wie es ihr danach damit ging.
Das hat mich erinnert wie es uns oft geht - gerade jetzt.
Und deshalb dieser heutige Eintrag.

Mir Jo geht es gerade nicht gut. Unser Helfer ist abgesprungen und er macht mich für sein eigenes Unvermögen verantwortlich. Er redet nicht mit mir, er spricht über mich mit anderen. Auch den Rest in mir ignoriert er (Johanna hat versucht mit ihm zu reden). Ich weiß noch nicht mal warum er sich so verhält, er sagt, er würde immer dicht machen, wenn er mit etwas nicht klar kommt. ABER was ist: "Etwas"? Ich weiß das es mit mir zu tun hat, weil er das mal halboffen angedeutet hat...

Rechts:
Jo vermutet mit "Etwas" ist sie gemeint. Und seit Tagen ist sie unglücklich und fühlt sich zurückgewiesen, unverstanden, ignoriert und für irgendwas bestraft.
Denn durch seine Unlust hier weiter mit uns zu arbeiten, zieht sich alles in die Länge und somit müssen unsere Tiere warten, bis sie endlich in ihr neues Zuhause einziehen können.

Am liebsten würden wir alle ihm einen Brief schreiben in dem steht:

Hol deine Sachen und Verschwinde!!! - oder komme endlich in die Pötte und rede mit uns!!!

Johanna:
Wir halten es kaum aus, in der Warteposition zu verharren. Es reglos abzuhaken, das er er kommt und geht wann er bestimmt. Wir merken, das es nicht sein kann, solch eine Kontrolle ungefragt und ungebeten auszuüben in einem Bereich der uns Sicherheit gibt.
Es ist der Moment der uns innerlich bewusst macht, das wir der Chef sind und klar machen müssen, dass es so nicht geht. Wir müssen die Verantwortung übernehmen und bewusst machen, dass man mit uns nicht so umgehen kann.

Aber es fällt uns sehr schwer hier klar die Position zu beziehen und klar zu sagen. "Wir wollen dich unter diesen Bedingungen nicht mehr. Geh in Frieden, aber geh".

Gleichzeitig bedeutet das nämlich auch, das wir nur zu Zweit, Britta und wir die Arbeiten weiter machen, die eigentlich mehrere Leute machen müssten. Die Kraft fehlt uns und das macht uns Angst.


Links:
Wir schaffen das auch ohne den Kerl. Er geht mir sowieso mit seinem selbstgezimmerten Ego auf die Eier!

Jo:
Ich frag mich was ich getan habe....



Die Schreiberin Ende...


Einfügung: Vielleicht habe ich mich ja doch getäuscht... er kam heute.

Freitag, 16. Mai 2014

Gegen Gewalt

GEGEN GEWALT!



"Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie..." ARD  Mediathek

Mein Bruder

Als wir klein waren, war er derjenige der am schlimmsten Schläge bekam.
Manchmal schug mein Vater so hart zu, dass sich seine kleinen Knochen bogen. Er schlug auf dessen Rücken, der Blau und Rot leuchtete. Manchmal so heftig, dass ich dachte die Wirbelsäule bricht.
Mein kleiner Bruder war drei Jähre junger als ich.
Einmal, da waren wir schon älter, sagte mein Bruder zu mir: "Ich weiß was man dir angetan hat, ich war dabei. Ich weiß das du vergewaltigt wurdest, ich wurde es auch. Ich weiß was man dir angetan hat, das gleiche was man mir antat!"

Er war der einzige aus meiner Familie, der offen über diese Gewalt sprach, über unsere Gewalt, unsere Kindheit.
Einmal wurde er in einer Mülltonne gefunden, mehr tot als lebendig. Man hatte ihn entsorgt.
Einmal rief er weinend an: "Grid Susanne ist tot! Was soll ich nur tun?"
Sunanne war seine älteste Tochter, sie kam bereits schwerbehindert zur Welt. Angeblich ist Susanne aus dem Bett gefallen. Was wirklich geschah weiß nur mein Bruder und dessen damalige Frau. Susanne starb an den Verletzungen.

Mein Bruder vergewaltigte eines Tages meine jüngere Schwester. Er brach in Häuser ein. Er schlug einen Mann fast zu Tode. Er brachte seine Kinder zu unserem Vater, auch sie wurden missbraucht.
Irgendwann - so erfuhr ich - wurde er inhaftiert..
Er verschwand vor vielen Jahrzehnten aus meinem Leben.
Während seine Gewalt immer weiter existierte.

Und doch war er der einzige der offen darüber sprach...
Einem Hilferuf gleich....

Ich werde ihn nie wieder sehen.

Und doch gedenke ich an ihn, heute in der Stille...

Mein Bruder.
Er war 3 Jahre jünger als ich ...

Wo immer du bist, ich wünsche mir für dich, dass du und die Menschen die dir begegnen Frieden finden.
... es ist nie zu spät!

"Gewalt ist ein Ventil
ist ein Ventil
ist tötend
vernichtend
Gewalt ist Gewalt ist Gewalt....
Es ist nie zu spät!!!"

Deine große Schwester




Montag, 12. Mai 2014

Ruhe


Meine Tochter ist krank und ich suche gerade die Ruhe die ich in ihrer Anwesenheit nicht finde.
Liebe - diese allumfassende Liebe für dieses Kind, sprengt meine Ketten die ich mir im Laufe der Jahre um die Brust geschnallt habe. Jeden anderen hätte ich vor die Tür gesetzt, oder wäre aus meinen eigenen 4 Wänden gerannt, einem Gast gleich, dem alles zu viel ist.

Geschnatter, stundenlang, sie spricht mit den Tieren, mit sich selbst, singt ihre Lieder mit, fragt mir Löcher in den Bauch, kommentiert jeden einzelnen Gedanken, hinterlässt Schneckenspuren in meinem Kopf. Ich antworte, vertröste auf Später, lächle um sie zum Lächeln zu bringen.
Lobe, ermahne (Mami ich will jetzt - ein NEIN reicht da oft nicht, da braucht es Alternativen, Diskussionen, Erklärungen, Erkenntnisse, Beweise), in ihrem Kopf formt sich unsere Unterhaltung. Ihr lachendes Gesicht.

Eine Frage die ich einfach stellen muss: "Bist du Glücklich Kind?"

Ein Strahlen, dass mein Herz erreicht:

"Ja ich bin Glücklich Mami! Mit dir Mami, mit dir!" Sie tanzt um den Tisch und ärgert dabei Blue.

Jetzt eben, das erste Mal suche ich die Ruhe in meiner Abgeschiedenheit im Schlafzimmer, im  Bett. Dabei steht die Tür offen und im Wohnzimmer hör ich sie mit ihrer Mama, meiner Frau Britta plappern, neben mir liegt meine Izzi und schnurrt...

Und ich merke zu meiner Überraschung, ich will es nie nie wieder missen.
Die Unruhe ihres kindlichen Geistes.

Ich liebe dich so unglaublich, mein Stück Seele, mein Kind!

Ihre Mami

Gefühl - Schmerz




Wenn die meisten über das Wort: Gefühle nachdenken, kommt ihnen als erstes ein Gefühl für einen Menschen, dann der Begriff: Liebe. Etwas später vielleicht, die negative Variante: Hass usw.

Gefühle sind menschlich, sind das was uns gehört, womit wir uns identifizieren.
Wenn ICH an Gefühle denke, kommt mir zuerst der Begriff: Schmerz und der ist menschunabhängig. Ich denke an die Tiere die ich um mich habe und dann erst an mich.
Ich vergleiche meinen Schmerz mit dem der anderen Wesenheiten und komme zu einem eindeutigen Ergebnis: Wir unterscheiden uns nicht, wir sind gleich, im Sinne von Fühlen.

Liebe ist etwas abstraktes, dieser Begriff beinhaltet unterschiedliche Gefühle, wird aber oft nur als Eines deffiniert: herzig schön himmlich eingetaucht in harmonie - Quark!
Liebe tut in erster Linie weh, weil man dauernd damit konfrontiert ist, dass man den, den man Liebt auch wieder verlieren kann. Erst in zweiter oder dritter Instanz ist es schön und das auch nicht auf Dauer, sondern nur für den Moment.
Ich bin ziemlich realistisch, was Liebe betrifft.
Ich liebe die Liebe zu meiner Familie, aber ich weiß auch dass sie mich zerstören kann, wenn meine Tochter oder meine Frau für immer aus meinem Leben verschwinden. Liebe macht mich Abhängig. Sie gibt mir Sicherheit und nimmt sie mir im gleichen Moment wieder weg.

Der Begriff Gefühl beinhaltet alles was wir tun, ohne Gefühl ist es nahezu unmöglich etwas zu tun, oder zu lassen. Auch die Jenigen die von sich behaupten sie seien Rational, werden von ihren Gefühlen getragen, auch wenn diese sehr kontrolliert durch Logik verbunden werden, sind sie da, sie entscheiden letztendlich welches Ergebnis die Handlung bringt.

Könnt ihr euch an Spock erinnern, den ersten Offizier von Star Treck? Der Schauspieler hat versucht einen Alien ohne Gefühle darzustellen und hat sich hauptsächlich der Mimik bedient. So hat Spock nicht die "Typischen Anzeichen" von Gefühlsregung zeigen dürfen, nicht lächeln, nicht zwinkern, nicht die Stirn in Falten legen usw.

Wir sind alle auf diesen Trick herein gefallen und haben ihn als Gefühllos betrachtet.
Wenn wir uns Gefühle bedienen geschieht es also automatisch, dass Muskeln, Haut, Bewegung usw. Signale senden.
Bleibt die aus, irritieren wir unsere Mitmenschen und gelten eher als Rational. Beides spielt also eine große Rolle. Spieler lernen, dass sie nur dann gewinnen wenn sie bluffen, keine Regung zeigen und sich daher von ihren Gefühlen äußerlich entfernen um den Mitspieler zu verwirren.

Ein gutes Blatt im Poker hat der Jenige der die eisigste Miene aufsetzt und den Anderen mitten in die Augen schaut, zumindest nehmen das einige an.
Diese Kontrolle über Gefühlsregungen ist im Spiel geradezu Voraussetzung, während sie aber im Alltag sehr negativ gedeutet wird. Jemand der Schmerzen hat, aber so tut als sei er Fit wie ein Turnschuh, wird nicht ernst genommen, wenn er sagt: "Mir tut alles weh!"

Jemand der Schmerzen hat und fast am Boden kriecht, aber behauptet: "Mir geht es gut!" wird genauso wenig ernst genommen.
Meist werden diese Menschen ignoriert, weil man dann besser mit der Tatsache klar kommt, dass sie einen belügen. Der Schmerz selbst spielt dabei keine Rolle. Es geht nur um das was der andere einem mitteilt.

Bei Menschen die Schmerzen haben und das auch bewusst sagen, geschieht oft etwas merkwürdiges, auch sie werden ignoriert, oder ausgegrenzt.
Weil sie bewusst machen, das nichts ewig ganz bleibt. Sie tragen ein Schild um den Hals mit den Worten: "Ich bin DEFEKT!"

Genauso geht es mir. Ich bin Defekt!
Heute Nacht hatte ich einen Traum, mir wurde mitgeteilt, dass ich einen Schlaganfall habe. Ich wachte mit Herzrasen auf. Ein Minutenschlaf der mir mal gegönnt war und das Aufwachsen war dementsprechend sehr unangenehm. Tiefschlaf ist etwas, dass für mich nie erreichbar ist. Der Remzustand etwas das ich nur aus Büchern kenne. Ich schlafe immer nur Minuten, dann wache ich auf, weil mein Körper Gefahr signalisiert. Auch dann wenn alles um mich herum in Harmonie ist. Diese Feuersirene kann durch ein trippeln meiner Katzen ausgelöst werden, oder weil meine Frau sich im Bett umdreht. Oder weil unsere Tochter zur Toilette muss.
Ein Geräusch draußen bringt mich dazu wie eine hochgeschoßene Pflanze fast an der Decke zu hängen.

In all den Jahren habe ich es nicht geschafft eine Nacht ruhig durchzuschlafen.
Oder einen Tag schmerzfrei zu sein.

Beides, der Schmerz und die Dauermüdigkeit kontrollieren mein Leben, meinen Alltag. Ich könnte Schlafmittel nehmen, aber ich will es nicht, aus Angst vor Abhängigkeit. Schmerzmittel nehme ich begrenzt, aus Angst vor Gefühllosigkeit. Ich habe mich noch nie richtig weggebeemt. Schmerz ist für mich nicht nur was negatives, ich fühle mich. Ich bin da, mich gibt es. Wenn mein Rückgrat pocht zeigt es mir, das ich am Leben bin. Wenn ich so starke Krämpfe habe, das ich schreien könnte, muss ich in Aktion gehen, um zu entkrampfen. Schmerz lässt mich wach werden, aus meiner Dauermüdigkeit.

Gesellschaftlich bin ich ein Wrack. Es gibt oft Momente, da wünschte ich, es gäbe ein Ersatzteillager für Gelenke, Wirbel, Muskeln und Knochen, aus dem ich mich bedienen kann.
Vielleicht faszinieren mich deshalb Filme über Roboter, wie Wall-E, oder A.I.-künstliche Intelligenz.

Ich habe manchmal solche Wünsche wie: Joggen, Radfahren, oder einfach nur am Gehege weiter arbeiten (wir bauen momentan an einer Voliere für die Kaninchen, danach an einer Voliere für die behinderten Katzen, dann müssen wir noch Zäune neu errichten und die Schafe brauchen einen neuen Unterstand), ohne Schmerzen. Sehen wie ein unvollendeter Zustand vollendet wird und das durch meine Kraft und meine Gelenkigkeit.

Gesund zu sein, ist etwas das es für mich nur als Wort gibt, nicht als das was ich kenne. Ich war noch nie gesund. Behindert zu sein ist ein Makel den ich mit mir trage, als sei es eine zweite Haut.
Ich habe Jahrelang so getan, als sei ich nicht behindert. Ich sprach nicht über meine Behinderung, ich tat so als sei ich Intakt. Ein Leben der Lüge, ist keine Alternative mehr für  mich.

Aber ein Leben in Wahrheit macht manchmal einsam und hilflos.
Gerade jetzt fühle ich mich sehr hilflos, momentan ersaufen wir fast in Arbeit. Einer unserer Tierhof Helfer hat Probleme mit Jo und ist abgesprungen. Wir versuchen wieder einmal zu zweit etwas aufzubauen, wofür es mindestens mal 4 Leute braucht. Ich weiß das wir das schaffen, aber ich weiß auch zu welchem Preis.
Das Jahr wird rumgehen und wir werden die Volieren und Ställe errichtet haben und danach bin ich fertig und Britta ebenso.

Der Preis für meine Schmerzen, ist der Blick in ein zufriedenes Tiergesicht, ich weiß das war es wert, spätestens dann, wenn unsere Kaninchen durch ihr Gehege hoppeln, weiß ich es!

Schmerz ist etwas das ich nicht will, aber brauche, denn ohne diesen Schmerz, hätte sich vielleicht nicht dieses Mitgefühl anderen Lebewesen entwickelt.
Mein Schmerz ist mein Ventil, mein Schmerz ist meine Begrenzung, mein Halt, mein Anker.
Mein Feind wie mein Freund.

Es gibt Momente da möchte ich diesen Schmerz über Bord werfen und sehen wie er langsam im ewigen Strudel des Meeres versinkt. Aber ich weiß auch, dass ich dann nie wieder die sein werde, die ich heute bin...

Ein Trost! Denn ich bin eigentlich ganz gerne ICH/WIR.

...

Bildquelle: Frida Kahlo: gebrochene Wirbelsäule.
Frida Kahlo ist für mich eine Inspiration, sie hat ihr komplettes Leben in schmerzhaften Zuständen verbracht... Für mich ist sie so etwas wie ein Vorbild und ich liebe ihre Bilder, bunt und voller Leben, zeigen sie die Tragik dahinter, ungeschminkt und wahr.





Montag, 5. Mai 2014

Kommen und Gehen



Ich stell mir gerade die Frage wie ich mit Menschen umgehen soll, die mit meiner Art nicht zurecht kommen.
Freundschaften gehen so zu Brüche.
Gerade gestern war wieder so ein Tag, ich Jo bin anders als der Rest in mir... Ich bin sowieso anders, ich habe Ideen die ich verfolge und umsetze, lange Planungen sind nicht mein Ding. Ich denke und handle meist kurz danach. Ich bin spontan und Warten liegt mir nicht. Dinge auf die lange Bank schieben auch nicht. Ich bin spontan und organisiert - auf meine Art. Und ich bin null Flexibel wenn es um Teamarbeit geht. Ich bin eine Macherin. Das ist gut und gleichzeitig problematisch für die Menschen die mit mir zusammen arbeiten.

Gestern hatte jemand  mit dem ich zusammen arbeite und den ich mag erneut ein Problem mit meiner Art.
Und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

Ich fühl mich wie ein Rosinenbrot, das jemand essen möchte, der keine Rosinen mag. Also versucht er alle Rosinen aus dem Brot zu picken. Nur dann ist es eben kein Rosinenbrot mehr - ich bin nun mal Teil von... Vielen eben. Dieser Teil ist MEIN Leben, es verschwindet nicht mal so einfach, sondern ist Teil aller in mir.  Er weiß das ich Multiple bin und ich habe das Gefühl, es wird für ihn allmählich zum Problem.

Wir haben innen eine Abmachung, wenn eine Persönlichkeit nicht akzeptiert wird, trennen wir uns von Freund,- oder Bekanntschaften.
Aber so eine Situation hatte ich bisher noch nicht. Er ist in erster Linie ein Mitarbeiter und dann kommt die Freundschaft. Und das macht das Ganze so kompliziert.

Ich habe keine Ahnung wie es weitergeht. Geht er - bleibt er. Die Arbeit ist viel - sehr viel. Wir haben dieses Jahr noch eine Menge vor und zwar für unsere Tiere, Verbesserungen. Ohne ihn wird es schwer werden, vor allem weil ich nicht immer körperlich belastbar bin.
Gerade jetzt da wir so viele Projekte  haben, bräuchten wir ihn dringend. Aber ich weiß auch wie ich ticke - wenn er mich ablehnt, ist ein Zusammensein/Zusammenarbeiten nicht möglich. Dazu sind wir alle viel zu sehr Harmoniebedürftig. Einfach so miteinander arbeiten, trotz persönlicher Problematik, das funktioniert für mich nicht. Das kann ich nicht, da fühl ich mich in meinem eigenen Zuhause wie ein Gast/Unwohl/Abgelehnt.
Und dann weiß ich jetzt schon, dass es uns allen schlecht geht damit.

Ach ich bin Menschen-Müde!!!!

Fortsetzung folgt ....


Freitag, 4. April 2014

Auszeit....



Es gibt Zeiten, da möchte man den Kopf ganz tief in den Mulch vergraben
Die Zeiten anhalten oder schnell vorwärz laufen lassen
Die Zeiten zurückstellen oder einfach vergessen.
Es gibt Momente da will man einfach nur mal seine Ruhe vom Alltag kosten
Und schmecken wie es ist alleine zu sein, auf einer Insel die man vorher noch mit Buntstiften auf ein leeres Blatt Papier gezeichnet hat.
So bunt wie ein Regenbogen kurz nach einer Regenzeit.

Es gibt Sekunden da will man all das gesagte wieder rückgängig machen und noch einmal von vorne beginnen, mit anderen Worten und Sätzen und sie in Staniolpapier wickeln um den Sinn dahinter sanft auszurascheln.
Und es gibt Sekunden da will man sich sein Lächeln wieder holen und die Tränen die unablässig in den Erdboden sickern in kleine Salzsterne zu wandeln die man sich dann irgendwann auf der Zunge zergehen lässt..
Da möchte man all das was ist, ändern in all das was sein könnte und all das was sein könnte ändern in kleine Schmetterlinge auf deren Rücken man liegend in eine Endlichkeit fliegt die man sich davor erträumte.
Da möchte man sachte auf Tautropfen laufen und aus einer Pfütze trinken die nach Erdbeeren riecht.

Da möchte man einfach nur mal eine Auszeit haben, von dem was an den Täglichkeiten klopft wie ein tropfender Wasserhahn in der Stille..
Da möchte man vom fahrenden Zug abspringen ohne vorher die Notbremse ziehen zu müssen. Einfach anhalten und weiter gehen, ohne sich umzudrehen.

So eine Zeit brauch ich gerade jetzt.

Sehne mich nach dem Aus um wieder im Ein anzufangen. Erfrischt und Neu wie der rostrote Morgen nach einer Gewitternacht.

Aus dem Kokon geschält wie ein Geborenes, noch feucht vom Blut in Muttermilch getaucht.
Erlebt die Welt mit Augen die das erste Mal sehen.
Mit Nase die das erste Mal riecht und mit Ohren die das erste Mal hören.

So will ich sein....
Mit einem Laufwerk im Kopf, welches das erste Mal denkt.
Einem Metronom in der Brust, welches das erste Mal fühlt.

Mit einer Zukunft die mich in Nugat taucht und mit Zuckerwatte glückseelig bedeckt.
Erwachen ...
Nach einem Aus der Zeit.


Yensaya und Jo

Es gibt immer mal wieder Scheißtage... heute war so einer.....



Sonntag, 30. März 2014

Die beste Mutter der Welt?

... na da kotz ich mal ne Runde...

Meine kleine Schwester schrieb in ihrem Facebook Profil unter einem Bild IHRER Mutter:

"Das ist meine Mama, die beste Mama der Welt. Besser als andere Mütter!"

Ok das wars dann... ich kann das nich, nicht mit so einer Lüge, nicht mit so viel Schmalz und Kackgesülze.
Oh was bin ich angekötet.
Ich hätte sie gerne kennen gelernt, aber was soll ich mit ihr reden, über eine Frau die unsere Kindheit zerstörrt hat.
Ich habe ihr das genauso geschriebne und ihr Satz:
"Lass doch die Vergangenheit in Ruhe!"

Na klar,  ist ja auch nur meine Gebärmutter, meine Wirbelsäule, mein Multi-Sein, meine komplette Kindheit die im Arsch ist. Ich erinnere mich noch wie sie Totenköpfe in ihr Schulheft gemalt hat und der Satz:
"Ich will am liebsten tot sein!" Daran erinnert sie sich nicht mehr. Alles ein Schwamm aus dem das Wasser herausgedrückt wurde.

Wenn ich die Vergangenheit vergessen könnte würde ich es tun, Yeah zak weg!!! Cool!
Wenn es Pillen gäbe wie in Matrix würde ich wahrscheinlich die schlucken die mich in ein Illusionäres Wunder-Glücks-Land befördert. Alle Hippe Leute die alle ihre Joins zum Frühstück fressen und alle mit einem Hippy-Glückseeligen - Mir-Gehts-So-Gut - Grinsen im Gesicht und das von Geburt an bis sie alt und grau werden und mit einem Grinsen gen Nirvana auf einer rießen Haschpfeife davon fliegen - Bob Marley lässt grüßen.

Ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen, ich kann auch nicht so tun, als wäre mir das alles Egal, ihr Leben, die Dinge die sie anscheinend nicht mehr weiß... die sie Verdrängt hat, oder vielleicht dissoziert sie ja auch. . Entschuldigung für gerade totalem EGO.
Ich will das nicht hören, nicht lesen und schon gar nicht sehen. Soll sie mit ihrer ach so besten Mama der Welt leben. Ich kotz drauf!!!

Ich vertrau ihr von hier bis zum nächsten Mülleimer (10cm von meinem Standort entfernt).
Und ich könnte mir sogar denken, das sie gemeinsam mit IHR auftaucht und ich einfach weg zwische ins Nimmerland.

NEIN. Das Thema ist jetzt gegessen, sie sieht mich erst (wenn sie das noch will) wenn alle diese Monster begraben sind.
Vorher nicht.

Wir bauen jetzt gleich den Kaninchenstall, da kann ich mich abregen bei...
Kack Illusionsvergüllte Scheiße!!

Sorry
von Jo

Samstag, 29. März 2014

Trauer um Luna


Wenn aus Tränen Bäche werden
Und aus Bächen das Meer entsteht
Und über unseren Köpfen ein Adler seine Schwingen erhebt
Dann ist die Freiheit ganz nah


Unsere süsse kleine Luna ist Gestern über die Regenbrücke gegangen. Wir haben Luna sehr geliebt, sie kam aus Rumänien, dort wurde sie von einem Menschen sehr schwer verletzt, ihr fehlte ein ganzes Stück Muskel und Hautgewebe.
Die dortigen Tierschützer haben es geschafft, sie zu heilen.
Dann kam sie zu uns auf dem Tierhof, ein kleines verängstigtes, sehr liebes Kätzchen.
Sie hatte von anfang an Probleme mit dem Fressen, sie fraß wie ein Spatz. Anfangs mussten wir sie noch mit Welpenmilch füttern.

Aber sie wuchs nicht, sie blieb dünn, zart und kleinwüchsig. Schon bei der ersten Untersuchung meinte unsere Tierärztin und Freundin, das Kätzchen scheint aus einem Inzestwurf zu sein.

Die Chancen für Luna standen nicht gut. Sie war anders als unsere anderen Katzen. Zwar wurde sie vom Rudel aufgenommen und akzeptiert, trotzdem gehörte sie von Anfang an zu unseren Sorgenkindern.

Vor eineinhalb Wochen fing sie an noch weniger als vorher zu fressen. Sie zog sich vom Rudel zurück. Wenn es Zeit fürs Futter war, war sie die Letzte die zum Fressen kam, sie schnupperte am Futter, nahm einen Bissen und ging wieder zurück zu ihrem Lieblingsplatz der Heizung. Dort schlief sie meistens bis zum Nächsten Tag.

Wir haben alles mögliche ausprobiert, ich habe ihr besonders nahrhaftes Futter gegeben, Welpenfutter, von Elo bekamen wir Astronautennahrung und ich klepperte jeden Tag ein Ei für sie.
Nichts half, sie nahm immer nur einen winzig kleinen Bissen und dann ging sie wieder zurück zu ihrer Heizung. Elo machte ein Blutbild und stellte fest, dass Lunas Leberwerte sehr schlecht waren.
Sie bekam Aufbauspritzen und Vitamin B. Aber es half nichts. Ich saß manchmal bis spät nachts noch mit ihr vor dem Futternapf, legte Leckeries aus. Elo gab uns Welpentrockenfutter, das sehr gerne genommen wird. Aber Luna weigerte sich zu fressen.

Zu sehen wie ein kleines Kätzchen sich zu Tode hungert, ist furchtbar.
Bis auf die Leberwerte war alles ok. Wir verstanden es nicht.
Sie nahm kontinuierlich ab.

Vorgestern Abend hat sie dann das Fressen komplett eingestellt. Ihre Augen waren glasig, ihr Gang der einer sehr alten Katze. Sie schleppte sich jetzt nur noch zum Trinknapf und zur Toilette. Sie war nur noch Haut und Knochen.
Gestern morgen rief ich erneut Elo an, ich war verzweifelt. Und gestern Abend um 18 Uhr fuhren wir mit Luna zu ihr.
Es war für uns alle klar, das es nur zwei Möglichkeiten gab, entweder wir erlösen sie, oder wir schauen zu, wie sie sich zu Tode hungert.
Wir entschieden uns fürs Erlösen.
Um kurz vor 19 Uhr starb Luna ganz friedlich. Jo blieb wie immer die komplette Zeit bei ihr, streichelte ihr Fell, flüsterte Zauberworte (so nennt sie es, dieser Begrifft stammt aus einem Kinderbüchlein von Shaya) ins Ohr. Elo setzte die Narkosespritze an, Luna schlief ein. Ihr Herzschlag setzte da schon mehrfach aus. Sie bekam die Überdosierung nicht mehr mit. Das war ihr letzter Schlaf, sie wacht nun nie wieder auf.

Luna war Jos Lieblingskatze. Jo sucht sich immer die kleinsten und zartesten aus, die Jenigen die es am Schwierigsten hatten.
Und Luna gehörte eindeutig dazu.

Nun ist Luna tot. Jo hat den kleinen Körper ganz sachte auf den  Dachboden getragen und nun wartet sie dort auf ihre Beerdigung die heute im Laufe des Tages stattfinden wird. Shaya malt ein Bild, das tut sie immer, wenn eines unserer Tier stirbt. Dieses Bild legen wir ins Grab.

Sie wird einen schönen Platz bekommen, ganz in der Nähe von Tattoo. Eines Tages wird dort ein Friedhof wachsen, mit kleinen und größeren Tieren, Tieren die einst ein schlimmes Leben hatten. Die wir aufgepäppelt und in unser Herz geschlossen haben und die wir wieder gehen ließen über die Regenbogenbrücke in ihr neues Zuhause.

Seit dem Tod von Tattoo kommt Jo nur noch selten ins Außen, sie trauert auf ihre Art.
Sie zieht sich zurück.

Morgen ist ein neuer Tag.
Jo wird wie jeden Tag die Tiere füttern und diesmal wird Luna nicht mehr vor der Heizung liegen und anfangen zu schnurren, wenn sie Jo sieht.
Der Schmerz wird vergehen, wie jeder Schmerz...

Aber Luna wird immer in unseren Herzen sein. Und ich weiß, sie vergessen wir nicht.

R.I.P

Geliebte Luna
SEI FREI!!!
Deine
 Jo, Johanna, Sweppi, Lings, Rechts, Yensaya und Grid

Deine Britta
und deine Shaya



Donnerstag, 27. März 2014

Alltägliches - Schönes



Heute Morgen bei unseren Schafen und Hühner. Momentan lassen wir die Schafe auf die Hühnerwiese, weil das Gras dort schön saftig ist. Und so stand ich eine Weile und sah unseren Schafen beim Grasen zu, mitten unter ihnen die Hühner die die letzten Körner aufpickten die ich ihnen aus dem Stall holte und auf die Wiese streute.
Es war so schön, dass ich nach Drinnen ging, mein Handy holte und schnell ein paar Fotos schoß.
Das ist für mich pures Glück. Ich stand dort unter ihnen und sah ihnen beim Essen zu.
So langsam erwacht die Welt. Die ersten Schmetterlinge sind mir schon um die Ohren geflogen und ich sah sogar schon die ersten Hummeln aus ihren Erdlöchern kriechen. Bald können wir anfangen die Volieren zu bauen, darauf freue ich mich sehr, denn dann bekommen die Kaninchen endlich ein Außengehege und unsere behinderten Katzen eine Katzenvoliere direkt am Haus, so dass auch sie endlich nach draußen dürfen.

An diesen kleinen Moment wollte ich euch teilhaben lassen.

Mein Blog handelt von Gräultaten, aber das wird sich nach und nach verändern, irgendwann werdet ihr auch die schönen Seiten meines Lebens kennen lernen. Nur gibt es diese erst seit 16 Jahren.

Lasst mich noch eine Weile von den Alpträumen berichten, meine Innies brauchen diesen Austausch, dieses nach Außen tragen, dieses SCHREIEN von Schmerz und Pein.
Es ist für uns alle wichtig, weil es so viel Heilung bringt, endlich das schweigen zu brechen...

Doch bald, das kann ich jetzt schon mit Sicherheit sagen, ist alles gesagt, was es zu sagen gab, alle Emotionen sind gelebt... darum geht es uns und dann darf auch  hier Platz sein, für die Schönheiten des Lebens, die uns begleiten.

Euch alles liebe von Johanna

Verkauft



Ich selbst komme an die Gefühl von damals nicht heran, wenn ich heute traurig bin deswegen, liegt es daran, weil ich hier zuhause eine 6 Jährige Tochter habe. Ich war genauso alt, als ich das erste mal verkauft (ich glaube es war das erste mal) wurde... ganz frisch eingeschult. Und wenn ich dann sehe wie winzig sie noch ist... DAS tut dann weh. Ich stell mir dann die Frage, wie kann man so einem kleinen Kind weh tun und dann wird mir bewusst... ich war so ein Kind. Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, nur eben ohne Gefühl. Ich weiß ich hatte angst und schmerzen. Aber dann stell ich mir die Frage, weiß ich es weil es nur logisch ist, das ich angst und schmerzen hatte, oder weiß ich es, weil irgendwo in mir die Erinnerung daran ist.

Wenn ich Artikel über Kinderprostitution oder Kinderpornografie sehe, schließe ich die Zeitung, oder klicke sie im Internet weg. Oft schließe ich eine Weile die Augen um die Bilder nach innen zu drängen und oft genug gelingt es mir auch.
Die Sätze dort in den Artikeln erzählen von mir. Denn ich war so ein Kind.

Aber sie erzählen nur die Dinge aus der Sicht Erwachsener. Die Artikel berichten aus einer Distanz die ich nicht ertrage.
Kaum jemand der diese Erfahrung nicht gemacht hat, weiß von was er überhaupt dort spricht. Es sind immer die Täter die im Vordergrund stehen. Kaum jemand schreibt über die Kinder.

Und das liegt nicht daran, dass man diese Kinder schützen will, es liegt einfach daran, das sich niemand traut da näher heran zu gehen. Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz: Der Erwachsene möchte Kinder rein halten und das was man aus uns machte, hat mit Reinheit so gar nichts mehr zu tun. Der Schmutz wird nie wieder weg gehen, er hat sich in unsere Haut gebrannt, wie ein Branding mit einem einzigen Buchstaben: Ein großes Blutrotes P, für Pornografie, für Prostitution.


Wir sind die Schatten in solchen Artikeln, in Wahrheit sind wir nie da gewesen, uns gibt es nicht. Es wird immer nur der Täter derjenige sein der im Vordergrund steht, bei dem man Kinderpornos gefunden hat.
Kein Mensch traut sich zu dokumentieren wie es den ehemaligen Opfern geht. Was dieser Handel aus ihnen gemacht hat. Ob sie ein normales Leben führen können und wie sie das Ganze überhaupt überlebt haben.

Es geht den Berichterstattern nicht darum, zu zeigen: "Sie sind so stark gewesen, sie haben es trotzdem erreicht Erwachsen zu sein" Wir bleiben die ewigen Kinder, die festgefroren auf Bilder gebannt und während der Film immer und immer wieder abläuft und seine Runden zieht von Hand zu Hand unter Ladentheken und im Internet auf undurchsichtigen Seiten, haben wir gelernt zu überleben auf kalten Erdboden und unter unserem Blut und zwischen großen und kleinen Leibern die alle die gleichen Ängste hatten.

Wir sprechen nicht darüber, weil das alte Programm immer noch abläuft:

SCHWEIGE STILL MEIN KIND!

Es ist diese Programmierung - Nein nicht mehr die von einst. Es geht nicht mehr um Erwachsene die uns mit dem Tod drohen, oder drohen das andere Sterben, wenn wir das Schweigen brechen.
Heute sind es die Medien die erwarten, dass wir schweigen, wir immerwährende Opfer haben uns genauso zu benehmen. Wir sollen schweigen, damit das Image des Reinen nicht verloren geht. Man will in dieser Welt nichts wissen, über Kinder die mit 6 Jahren prostituiert und pornografiert wurden, deren Gesichter immer noch auf Leinwände gebannt sind.
Unsere Gesellschaft will glückliche Kinder haben mit glücklichen Eltern, die Hand in Hand lachend über eine Wiese laufen.

Mein Körper trägt all die Wunden noch in sich... aber alles ist bedeckt.. Ich habe es überlebt, in mir gibt es 12 Persönlichkeiten die sich mein Leben mit mir Teilen. Da gibt es nur ein Kind in mir, Grid, die sich in eine winzige Ecke verzogen hat, sie lebt dort schon so lange ich denken kann. Hin und wieder kommt sie hervor und dann tanzt meine Tochter mit ihr Hand in Hand und dann geht sie wieder. Stumm wie eh und je...
Grid kann nicht sprechen und meine Autisten sich nicht verständigen, das sind die einzigen sichtbaren (bis auf meine Narben, aber die sieht ja niemand...) Anzeichen meines Missbrauchs...

Manchmal - ganz ganz selten - da kann ich ganz tief rein schauen, dann fühle ich immer wieder aufs Neue ein Gefühl von Hilflosigkeit, Trauer, Ohnmacht, sich nicht wehren können, dem Ausgeliefert zu sein. Fluchtgedanken, Sterben... mir platzt fast die Brust vor Panik - aber das ist so selten und wenn mir nicht gerade ein Artikel über den Weg läuft in dem davon berichtet wird, das man bei irgendeinem reichen Pinkel auf dem PC Kinderpornos aus den 70gern fand - geht es mir heute - trotz des blutroten Buchstaben  P eigentlich ganz gut.

Alles Liebe von Jo/ Johanna



Mittwoch, 26. März 2014

Kontrollverlust



Vorwort:

Im Februar 2001 brach Jo zusammen. Eigentlich war es ein ganz normaler Tag mit Freunden. Wir sprachen damals über meine vergangene Beziehung zu meinem Ex-Mann, ein ganz normales Gespräch, da machte es Klick.
Ein Klick das unser bis dahin einigermaßen kontrolliertes Leben veränderte.

Eine Freundin war der Meinung, das auch mein Ex-Mann mich missbraucht hat. Dann kam ein Flashback und Jo ging ins Innen. Die Schreiberin hat die ganze Situation dokumentiert, ich selbst Johanna, war damals nicht anwesend.

Diese Zeilen habe ich erst viel später gelesen. Jo war mit der ganzen Situation überfordert. Sie wollte nicht wahrhaben, das wir über viele Jahre missbraucht wurden, auch dann noch als wir erwachsen wurden. Für sie brach eine Welt zusammen, als ihr bewusst wurde, das es wirklich erst aufgehört hatte, als wir unsere Frau kennen lernten. Sie hat uns aus dem Sog der Gewalt herausgeholfen.

Sich das einzugestehen, fällt Jo immer noch schwer...


Die Schreiberin dokumentiert was am 27.2 und am 28.2 2001 passierte:

Ich Jo habe die Kontrolle verloren, die Schreiberin kann nur das schreiben, was die andern fühlen.
Absolutes Chaos:
Ich weiß nicht mehr was los ist, zuerst haben alle durcheinander geredet, das Für und Wider abgewogen, dann ist Jo einfach durchgeknallt, sie fing an zu weinen, und sie weint immer noch.
Ich versuche hier ein wenig Ordnung rein zu bekommen, aber ich habe das Gefühl es rinnt mir durch die Finger. Jo redet nicht mehr, sie hat sich in sich verzogen, ich versteh es nicht. Sonst habe ich sie immer gehört. Nun ist sie still.
Sie ist wie Grid.
Ich weiß nicht ob ich diese Zeilen in mein Tagebuch einbinde, ich muss einfach nur schreiben, damit ich nicht vergesse.
Britta versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, sie hat noch nicht verstanden dass ich nicht reden kann, sie versucht mich zu umarmen, sie versucht mich zu halten, aber sie ist bei der falschen. Ich bin nur die Beobachterin, die Schreiberin, ich kann nicht Jo sein.

Ich weiß nicht was passiert ist, ich weiß nur die Dinge die sie mir als Einblick gewährt hat.
Die Gespräche mit den Freundinnen, und natürlich mit Britta. Sie wusste es doch immer, sie hat nichts neues erfahren, warum macht sie jetzt so ein aufheben um die Sache. Bisher ist doch alles ganz super verlaufen, sie hat ganz normal unter Vielen gelebt, nun ist aber alles zusammengebrochen, ich weiß nicht ob sie noch mal kommt, ich hoffe es, ich brauch sie, sie geht nach außen, kann reden, ich kann das nicht, ich schreibe nur.
Ich kann noch nicht mal Einfluss nehmen. Ich bin da, sie lebt.
Es gab keinen Grund, es ist einfach so passiert, vielleicht hatte es die eine Freundin ausgelöst, wei sie der Meinung war, das Jo´s Ex auch Jo missbraucht hat, sie meinte nur das sich alles ändern wird, das hat Jo zum Nachdenken gebracht, sie hat dann einen Panikanfall bekommen, dann hat sie mit Britta gesprochen.
Erinnerungen kamen, brannten sich in uns fest. Da gab es so viele Übereinstimmungen. Wir alle Erleben immer noch, das was vor langer Zeit passiert ist. Und die heile Welt die wir uns aufbauen, die stürzt nun ein.
Weil auf einmal bewusst wird, das es da noch mehr gab.
Yensaya die Geld für Sex genommen hat.
Oder Johanna die weit weg ist und nur da ist, wenn die Freundin kommt, die Jo nicht mag.
Da ist so viel, was wir alle wissen und das für Jo ganz neu ist.
So viel was wir sagen wollen und was uns schweigen lässt.
Wir können nicht darüber reden, weil unser Münder zu sind und unsere Augen blind und unsere Hände verbunden. Unser Blut wie Wasser ist, das sich aus einem Brunnen ins unendliche ergießt.
Wenn Jo reden könnte, würde sie unglaubliche Sachen erzählen die niemand glauben wird.
Ich weiß nicht seid wann sie nicht mehr da ist, ich weiß nur das sie momentan keine Kontrolle hat. Sie überlässt alles mir. Aber ich kann nicht so handeln wie ich gerne will.
Ich spüre ihre Gedanken, sie geht den gestrigen Tag noch einmal durch:

Britta ist da, sie kommt und ich spüre ihre Anwesenheit, sie liest schweigend mit, lässt mich aber in Ruhe.
Gestern sagte sie: "Stell dir vor da gibt es viele Personen sie tragen Schilder, alle halten die Schilder nach oben und zusammen ergeben sie dein Gesicht!"
Sie sagt, ich soll die Personen annehmen, sie gehören zu mir. Aber sie sind so anders als ich... ich kann das nicht."

Ich überlege ob ich diese Blätter auch mitnehme zur Therapeutin.
Ja werde ich wohl, vielleicht bringt sie wieder alles in Ordnung.
Was soll ich mich nur verständlich machen, wenn ich nicht reden kann... ?


Meine Therapeutin hat nicht alles in Ordnung gebracht. Sie sagte damals: Reden sie mit niemanden darüber, sie wollen doch nicht in der Psychiatrie landen. Über MPS wollte sie nicht sprechen, weil sie der Meinung war, das Jo keine Multiple Störung (wie sie sich ausdrückte) haben würde.

Erst viele Jahre später haben wir angefangen uns mit dem Multiple sein, dem Viele-Sein in uns auseinander zu setzten. Die Schreiberin hat all die Jahre in unserem Tagebuch festgehalten. Es waren keine einfachen Jahre. Jo musste lernen, in einem Körper zu leben der altert, während ihr Körper im Innen immer der einer 17 Jährigen ist. Und sie musste Entbehrungen verkraften, eine war, dass unsere damalige beste Freundin Jo ablehnte, weil sie ihr anstrengend und zu kindlich erschien.

Das ist jetzt 13 Jahre her, mittlerweile wechseln Jo und ich uns im Außen ab. Menschen begegnen uns beiden und wenn einer von uns abgelehnt wird, beenden wir die Bekanntschaft oder Freundschaft.

Wir leben alle unser Leben und doch
haben wir nur dieses Eine.


Alles liebe von Johanna

Jo hat mal wieder nen Song im Kopf



Zweite Stophe Yeah :) :

"Bitte nehmen sie eine Identität an, bitte nehmen sie eine Identität an, denn Anonymität ist die Maske von Tätern"

"Hey alles Klar! Ich glaub wir habens rauß. Bei euch hat man Namen und sieht dabei aus, ich glaube, wir verstehen das gehört zur Kultur, so heißen wir nun Peng wie die platzende Hutschnur, wir begrüßen das. Doch mein, dass das zu spät ist denn mit wir meinen wir kein Plurales Majestetis, sondern mich und meine mich bewohnenden Personen, ich kann sie nicht mehr zählen und sie drohen sich zu klonen.
Ich bin keine Person
– nein -
ich bin ein Volk. Ich bin ein Hofstaat, mann, mein Kopf ist voll!
Mit toten Despoten, die wie verirrte Piloten in mir tosen und toben, mir meine Logik verschoben, mir meinen Körper verbogen, mir ihre Seele anboten.
Sie haben mich ungefragt zu ihrem Boten erhoben.
Seitdem reime ich für sie, da sie mich besitzen, Stockholm-Syndrom, ich glaub, sie wollen mich beschützen, so ist das in Kulturen, man beeinflusst sich irgendwann weiß man nicht mehr: "Ist das mein Gesicht?"


Und wer es noch Hipper haben will - Bitte schön... Speed up!!!



Soooorry mein Humor ist krotesk, merk ich gerade, aber ich findes trotzdem gut.
Hoppel hier gerade auf dem Bett rum, dideldumm....

Grüße von eurer Jo


Montag, 24. März 2014

Angst


Dieses Gedicht schrieb ich während meiner letzten Traumatherapie 2001.


Ich schaue in eine alte Welt,
mitten in der Nacht, wenn Schnee zum Fenster fällt.
Ich sehe mich winzig und klein,
sage flüsternd ein Abendgebet:
Mein Herz ist gut, meine Seele rein.

Und finde mich wieder in dunklen Gedanken,
mich verzweifelt halten, an alten Ranken.
Ich höre noch Schreie die ich niemals schrie,
spüre die schmerzen, fühle wie ich fiel.
Entzünde eine Kerze, für das Kind in mir,
das nicht mehr einsam ist,
denn es ist jetzt hier.

Und ich sehe in mein Gesicht,
von Tränen ganz nass.
sehe die Fußspuren noch im feuchten Gras.
Sehe das Messer in meiner Brust,
Höre die Worte, dass ich artig sein muss…
Und sage doch heute,
was mich einst Schweigen ließ:
Es tut so weh, warum all dies?

Warum muss ich fühlen
was damals war,
um zu verstehen?
Warum kann ich mich nicht einfach
umdrehen und gehen?
Warum ist die Vergangenheit auf einmal da,
wo Gegenwart ist und Zukunft so nah?

Warum bin ich traurig,
wenn ich doch Glücklich sein will?
Warum schreie ich nicht laut,
sondern weine ganz still?

Warum lächelt das Kind in mir so süß?
Weiß es denn nicht,
dass es Ingrid hieß
Nein, Ingrid wusste nie wer sie wirklich war;
weiß sie es nun, ist es jetzt klar?

Wo bekomme ich nun die Antworten
auf all meine Fragen?
Kann mir jemand helfen?
Kann es mir jemand sagen?

Finde ich wieder zurück aus dem Labyrinth?
Wo Frau erscheint und verschwindet das Kind?
Wo ich wieder ... Jahre alt bin.

Ich habe Angst und weiß nicht warum,
denn was einmal war, ist schon lange rum.

Ich sehe die Spinnen
aus den Schranktüren krabbeln.
Sehe mich weinend
in starken behaarten Armen zappeln.
Sehe wie ich einst an den Schmerz
von heute zerbrochen bin.

Ich sehe nicht weg, sondern sehe hin!
Und weiß nicht,
ob ich das alles noch einmal ertrage.
Darum bitte beantwortet mir doch die Frage:
Warum?

Warum muss ich all das erleben?
Ich kann niemals vergeben,
niemals werde ich still halten,
wenn jemand mich schlägt.
Mich tritt, meinen Körper zersägt.
Mich für seine Zwecke missbraucht,
mir seinen faulen Atem einhaucht.
Mich benutzt, mich beschmutzt,
mich zwingt, mich umringt,
mich zerstört, mich verhört.
Mich vergessen lässt,
wer ich wirklich bin.

Wo liegt die Menschlichkeit
in diesem Sinn?

Wo bin ich unter all dem begraben?
Wer bin ich wirklich,
kann mir das jemand sagen?

Schweigen um mich herum,
wie damals als ich noch nicht reden kann.
Ich war noch so klein,
in ihren Augen so dumm.
Benutzt von Frau!
Benutzt von Mann!

Wo sind sie heute?
Was werden sie denken;
wenn sie diese Zeilen lesen?
Sie waren die einzigen,
die wussten wer ich einst gewesen.

Aber heute sind sie tot, oder alt und krumm.
Sie werden bestimmt nicht mehr wissen,
wissen warum…

Warum lächelt das Kind in mir so süss, 
Weiß es denn nicht das es Ingrid hieß?

Werde jetzt schlafen gehen,
es ist schon Morgen.
Wenn die Sonne erwacht,
fühle ich mich geborgen.

Die letzten Stunden sehe ich
in dein schönes Gesicht.
und ich denke wie sehr doch
liebe ich dich.

Das gibt mir Kraft
für den neuen Tag,
der die alten Wunden
überdecken vermag

Die Narben die niemand
gerne sehen will,
die streichelst du sanft und still.

Ich verstehe nun
warum das Kind in mir lacht.
Du bist da, wenn es wieder erwacht!
Ich bin mit meinem Schmerz nicht allein
du bist da, wirst auch dann bei mir sein.

Ein Mondengel, der mir die Flügel ausleiht,
mich tröstet, mich hält,
mich von all dem befreit;
was noch fragend sich Wege bahnt.
Du hilfst mir beim aufstehen,
reichst mir immer die Hand,
du bist da…

Danke Britta

Wie immer von Tomja


Heute hat sich nach vielen Jahren Tomja zurück gemeldet.
Sie bat uns eine Erinnerung aufzuschreiben. 
Und das habe ich getan...
Danach habe ich geweint. Aber diese Tränen sind gute Tränen ....

Von Tomja

* Die Namen meiner Geschwister sind verändert.


Magensaft der wie Galle schmeckt. Der Tag ist angebrochen und ich fühle die Schmerzen kaum noch, da ist nur der Geschmack in meinem Mund.
Das Blut hat die Matratze verfärbt und ich werde sie nachher umdrehen, sobald Rieke aufgewacht ist. Sie schläft und ihr Gesicht sieht sehr hübsch aus, trotz der Augenränder und trotz der blauen Wange.

Auf der anderen Seite schläft Valtin, er hat sich zu einer Kugel geformt, die Arme fest um seinen kleinen Körper gepresst. Er ist nackt und man sieht seine roten und blauen Rippen und die Striemen auf seinem Rücken. Karl bewegt sich im Takt seiner eigenen Musik.

Es ist ein neuer Tag, ich versuche aufzustehen, doch ich brauche einen Moment, um gegen die Übelkeit und dieses ferne Gefühl zu kämpfen. Wo bin ich? Wer bin ich heute?
Ich sehe mich im Zimmer um und mir kommt alles so fremd vor, neben mir liegt ein Mädchen, ihre Locken sind zerzaust und sie hat noch den Daumen im Mund. Und auf der anderen Seite sitzt ein kleiner Junge, sein Körper geht vor und zurück, vor und zurück. Jetzt schaut er mich an: „Grid?“

Ich kann nicht aufstehen, noch nicht. Also krabbel ich über den Boden zu ihm. „Na du“ sage ich leise. Wer ist Grid?
Er streckt mir seine Hände entgegen. Und ich fang ihn auf. Wir sitzen gemeinsam auf den Boden und wiegen uns gemeinsam hin und her.

Und in mir ist diese Frage: Wer ist Grid?

Der andere Junge ist aufgewacht, nackt geht er zum Eimer und pinkelt hinein. „Er ist voll!“ sagt er, ich sage: „Schütte es aus dem Fenster, draußen ist es noch nicht richtig hell, da sieht es niemand!“

Der Junge schaut mich ängstlich an, dann schaut er zur Tür. „Mach du!" sagt er.
Und ich versuche aufzustehen, unter mir hat sich eine neue Blutlache gebildet. „Jetzt mach schon, ich kann noch nicht!“ fauche ich ihn an. Er verzieht das Gesicht und ich knurre wie ein Hund: „Valtin, hör ja auf zu heulen. Nimm den Scheiß Eimer und kipp ihn aus dem Fenster!“.

Wer ist Valtin?
Der kleine Junge in meinen Armen, krabbelt zur Zimmer Ecke, da legt er die Arme um sich und summend bewegt er sich wieder vor und zurück. Valtin geht zum Fenster, doch er dreht sich noch einmal um. „Sie schlafen noch!“ sage ich sanfter. Dann nickt er, öffnet das Fenster und kippt den Eimer nach draußen.

Ich muss den verfluchten Boden sauber machen, denke ich. Ich nehme das Laken von Valtins Bett. Er hat wieder ins Bett gemacht, dann ist es auch egal, denke ich. Und wische damit zwischen meine Beine und dann über den Boden. Ich muss unbedingt die Matratze umdrehen. In meinem Kopf sind andere Stimmen die zwischen meine Gedanken reden.

Wie komme ich hier raus. Ich habe Hunger. Wo ist Oma. Lass mich konstruktiv nachdenken, was ist noch mal das Verhältnis von … Wenn es wirklich Gott gibt, wo ist er? Irgendjemand singt Mendocino.

Ich halte mir die Ohren zu und fauche: „Haltet endlich die Klappe, ich muss dieses verfluchte Blut wegwischen!“ Valtin sieht mich irritiert an: „Ich sag doch gar nichts!“

Ich merke wie die Luft um mich weniger wird. Der Boden ist einigermaßen Sauber, nur die Schlieren sind da. Die wird Mutter wegwischen, später...
Ich steh auf und ein Schmerz reißt zwischen meinen Beinen, aber es blutet nicht mehr. Mir ist immer noch schlecht. Ich geh zum Fenster und ziehe die Luft ein, tief einatmen und ganz viel ausatmen. Einatmen geht, aber ausatmen wird schwer. Ich muss husten... ATMEN!!!

Valtin kommt zu mir und legt seine dünnen Arme um mich. „Ich hab dich lieb Grid“ sagt er leise. Ich sag nichts. Ich sag es nie. Sobald dieses Gefühl hoch kommt, schlag ich drauf ein. Ich hab dich nicht lieb, nein nein nein. Ich schieb ihn weg und versuche gegen die Tränen zu kämpfen, wenn ich jetzt anfange zu weinen, kann ich gar nicht mehr atmen.

„Ich bin nicht Grid“ sage ich in die Stille.

Ihn überrascht das nicht. „wer bist du dann?“ fragt er.
„Bist du Tomja?“ fragt er.
Ich bin wütend. „Zieh dir verflucht noch mal was an!“ Ich hasse es wenn er nackt vor mir steht, dieser kleine dünne Kerl. Wer ist er überhaupt?
Er verzieht den Mund, ich weiß er wird weinen.

Rieke ist aufgewacht, ihr Körper streckt sich, dann schaut sie auf die Matratze.
„Scheiße kannst du nicht aufpassen. Jetzt ist die auch noch versaut. Bald können wir auf dem Boden schlafen.“
Ich sehe sie an, meine Rieke. Sie sieht so schön aus wie sie mich wütend anfunkelt. Das erste Mal das ich lächle.

„Wir drehen sie um, ausserdem ist das nicht nur mein Blut, schau dich doch mal an!“ Sag ich.
Sie flucht, dann kommt sie mit ungelenkigen Beinen auf mich zu. „Stimmt!“ lächelt sie.

„Morgen Schwesterchen, gut geschlafen?“ Ihre Mund ist schief und eine Augenbraue ist hoch gezogen. Sie lächelt nicht mehr.

Mein Blick geht wieder zum Fenster, ich sehe die Sonne wie sie den Wald in ein wunderschönes Licht taucht. Ich sehe die Ferne und die Freiheit so nah.

Noch einmal atme ich tief ein und noch tiefer aus. Meine Brust tut weh. Ich schließe das Fenster, es wird Tag. Ich gehe einen Schritt zurück.

Ich drehe mich um und sehe in ihr Gesicht.
Ich weiß gleich geht die Tür auf und es fängt alles von vorne an.
Ich sage: „wie immer!“ und Rieke nickt.

....




Johanna und die Schreiberin

Ende

Sonntag, 23. März 2014

Buchprojekt




Seit einigen Wochen (oder sind es Tage) bin ich in einer DIS/MPS Gruppe.
Seit dem fühle ich  mich nicht mehr ganz so alleine mit meinem Viele-Sein.

Vor vier (mehr oder weniger) Tagen kam ich auf die Idee ein Buchprojekt zu starten. Ich setze diese Idee in unsere Gruppe und schnell fanden sich einige Leute und seit dem Schreiben wir und  laden Bilder hoch. Die Offenheit der Menschen ist überwältigend.
Das was wir alle erlebt haben, ist bedrückend grausam realistisch unrealistisch unglaublich - der Tod ist dagegen ein Kinderspiel.

Wir sind alle kreativ, alle sind wir Überlebenskünstler. Ich bin hin und her gerissen zwischen Hochachtung und Ehrfurcht und einem Gefühl - das erste mal  in meinem Leben - einem Gefühl so langsam zu begreifen, das unsere Gehirne ähnlich funktionieren.
Ich bin sehr dankbar diese Menschen getroffen zu haben. Und ich bin sehr dankbar für meine Idee ein Buch aus unseren Erlebnissen entstehen zu lassen.
Viele von uns reden das erste mal so dermaßen offen über ihre Erlebnisse, dass ich am liebsten niederknien mag - so stolz bin ich auf sie.

Ich möchte euch hier und jetzt sagen, wie großartig ihr seid.
Das was ihr mir mit eurer Offenheit schenkt, ist so viel, dass mir die Worte fehlen.
Ich danke euch von Herzen.

Mein Alien hat seinen Planeten gefunden!

von Herzen Danke eure Johanna

Die letzten beiden Eiträge von uns werden Teil des Buches sein.





Erinnerungen / WIR schreiben TRIGGER



DAS IST EIN GEMEINSCHAFTSPROJEKT VON UNS.


Meine Eltern heirateten am 3. September 1965.
Nur wenige Stunden später kam ich auf die Welt, ich war das erste von 6 Kindern.
Mein Missbrauch begann kurz nach meiner Geburt. Ich wurde im 8 Schwangerschaftsmonat geboren, so wie meine Oma mir später erzählte, kam ich auf die Welt, weil meinVater meiner Mutter in den Bauch boxte.

Meine Mutter ließ mich im Krankenhaus zurück und verschwand. Mein Vater wurde gesucht undholte mich zu sich. Dort legte er mich in ein Gitterbettchen und verschwandebenso. Ich weiß nicht wie lange ich dort ohne Nahrung lag. Meine Oma lag zudem Zeitpunkt nach einer Magenoperation in der Klinik und eine Nachbarin verständigte sie, weil ich aufgehörthatte zu schreien. Sie verließ auf eigene Verantwortung die Klinik und kamgerade noch rechtzeitig, bevor ich starb.

Meine Großmutter nahm mich zu sich und ich bekam den Namen Ingrid Johanna. Bei meiner Oma und meinem Opa blieb ich die ersten 4 Jahre. Es waren schöne 4 Jahre, ich nannte meine Großmutter Mama. Meinen Opa sah ich damals nur selten, weil er noch eine Wohnung hatte und zu dem Zeitpunkt noch nicht bei meiner Oma lebte. Aber ich liebte beide sehr.

Meine Eltern lebten über der Wohnung meiner Großmutter, aber für mich waren sie bis dahin Fremde. Meine Oma erlaubte mir nicht, mit den „fremden“ Kindern zuspielen und ich sah die fremden Leute nur selten. Hin und wieder stritten sie mit meiner Großmutter und sie schrien sich an und manchmal weinte meine Oma, sie hatte ein blaues Auge oder blutete oft aus Wunden. Und eines Tages kamen diese Fremden und sagten, dass sie mein Vater und meine Mutter sind und ich musste mit ihnen gehen. Ich schrie nach Oma. Aber meine Oma schloß die Tür.
In der ersten Nacht bei ihnen wurde ich das erste Mal vergewaltigt. Ingrid starb während der Vergewaltigung und Grid und Johanna wurden geboren.


Ich erinnere mich:

Das mich meine Mutter festhielt und mir sagte, ich soll mich nicht so zieren. Dann zog mich mein Vater aus und legte sich auf mich. Ich erinnere mich auch an den Schmerz, als würde ich zerreißen. Ich erinnere mich auch an meine schwarzen Spangenschuhe, die ich sehen konnte, während er mich vergewaltigte. Danach weiß ich nichts mehr.
Das nächste was ich weiß, war das meine Mutter mich badete und eincremte und mir sagte, ich sei nun Papas kleines Mädchen. Ab dem Zeitpunkt habe ich mit dem Sprechen aufgehört. Ich weiß nicht wie lange ich nicht gesprochen habe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 2 Geschwister und das vierte Kind war unterwegs. Ich weiß auch nicht mehr, wie lange ich bei meinen Eltern blieb. Irgendwann kam ich wieder zurück zu meiner Oma, weil meine Mutter ins Krankenhaus kam und mein kleiner Bruder geboren wurde.

Ich erinnere mich, wie ich auf dem Schoß meines Vaters saß und meine drei Jährige Schwester auf dem Schoß meiner Mutter. Meine Mutter rauchte und dann drückte sie einfach die Zigarette auf meiner Schwester aus. Meine Schwester schrie furchtbar.

Kurz nach der Geburt meines Bruders – ich erinnere mich:

Ich musste Nachts oder früh morgens auf Toilette. Ich hörte wie das kleine Baby schrie und dann sah ich draußen im Flur den Fremden Mann von oben der zu mir runter rief: FANG!

Und ich hielt meine Arme auf, weil ich dachte er wirft mir eine Puppe zu, denn das was er hielt sah aus wie eine Puppe. Aber die Puppe prallte an meinem Bauch ab und fiel vor mir auf den Boden. Ich selbst bin durch den Aufprall nach hinten gefallen. Mein Bauch tat ganz doll weh. Ich habe mich aufgerappelt und nach der Puppe gegriffen. Aber es war keine Puppe es war ein Baby, das sich nicht mehr bewegte. Tomja und Tommi wurden geboren. Tommi wurde unser Beschützer.

Man sagte mir irgendwann, dass mein kleiner Bruder  behindert zur Welt gekommen sei. Ich selbst hatte über viele Jahre immer wieder die gleichen Albträume von einer Puppe die mir zugeworfen wurde und die ich nicht fangen konnte, die dann vor mir auf dem Boden aufschlug und zerbrach. Erst mit Mitte 20 erzählte mir meine Oma die Wahrheit. Die Albträume habe ich immer noch hin und wieder.

Zwischen meinem 4 und 9 Lebensjahr – Ich erinnere mich:

Eines Nachts bin ich weggelaufen. Es war Winter und ich rannte in den Wald. Ich blutete und mein Nachthemd war ganz rot von Blut. Ich versteckte mich unter einer Tanne und machte mich ganz klein. Aber man fand mich wieder.

Kurz nachdem ich eingeschult wurde, machte mich meine Oma mitten in der Nacht wach. Sie sagte ich solle aufstehen und mich anziehen. Danach brachte sie mich zu einem Taxi, das draußen auf mich wartete. Der Mann fuhr mich zu einem Haus.Ich musste mit ihm in das Haus gehen. Drinnen waren lauter Pinkfarbene Sessel. Ich musste mich in einem Sessel setzten und warten. Ich hatte meinen Lieblingsmantel an, er war hellblau. Ein junges Mädchen kam und brachte mir ein Glas Sekt, sie war sehr nett und sagte ich soll alles austrinken. Das hab ich auch getan, aber ich fand den Geschmack furchtbar und ich hatte Angst. Ich habe dann angefangen zu weinen. Aber das junge Mädchen sagte, ich soll jetzt stark sein und ich soll aufhören zu weinen. Dann wurde ich von ihr in einen Raum gebracht. Da waren viele Leute. Auch meine Eltern waren da. Die meisten waren Nackt. Meine Mutter saß nackt auf einen dunkelhäutigen Mann und mein Vater lag auf einem Mädchen, sie war nur wenig älter als ich. Ich musste warten und ich weiß noch, dass mir schlecht wurde vor Angst. Dann kam der dunkelhäutige Mann auf mich zu, er hatte einen großen Penis  und er lächelte mich an.

In dieser Nacht entstanden Rechts und Lings.

- ich weiß noch wie ich wieder in Omas Küche stand, sie trocknete mir die Tränen ab, dann wusch sie mich und cremte mich mit Penatencreme ein. Sie sagte,dass mein schöner hellblauer Mantel dreckig ist und dann machte sie unseren Küchenofen auf undwarf ihn hinein. Ich hab furchtbar geweint, weil das mein Lieblingsmantel war. Und ich schämte mich, weil ich ihn dreckig gemacht habe.

Kurz vor oder nach meinem 9. Lebensjahr kam eines Tages die Polizei, sie pochten an unsere Tür und meine Oma schob einen Schrank davor. Doch sie brachen die Tür ein. Meine Oma warf sich auf mich und ein Polizist warf sich auf Oma. Ich konnte irgendwie unter ihnen hervor krabbeln und rannte zur Tür. Doch draußen standen andere Polizisten. Einer fing mich und gab mich weiter an meine Mutter. Ich schrie und trat um mich. Ich biß meiner Mutter in den Arm. Aber sie hielt mich fest.
Mein Opa wurde verhaftet und ich musste bei meiner Schwester im Bett schlafen.

Dann gab es eine Gerichtsverhandlung, ich musste auf den Schoß eines Richters sitzen, er fragte mich ob Opa mich lieb hat. Und ich sagte: Ja mein Opa hat mich lieb. Er fragte ob Opa mich auch mal streicheln würde. Da bekam ich Angst und fing an zu weinen. Ich sagte ich will wieder zurück zu meiner Oma. Aber der Richter sagte nichts mehr.
Ich musste bei meinen Eltern bleiben. Erst mit Mitte 20 erfuhr ich, dass mein Opa wegen meiner Vergewaltigung von meinem Vater angezeigt wurde. Und meine Oma schwieg dazu. Ich fand alte Dokumente über die Gerichtsverhandlung. Mein Opa hat mich danach nie wieder berührt, ich bekam nie wieder einen Kuss von ihm, er starb ohne mich je wieder berührt zu haben, ich weiß nicht ob er für schuldig gehalten wurde, ob er deswegen im Gefängnis saß. Ich habe ihn sehr lieb gehabt. Er starb 1978, 3 Jahre nach der Gerichtsverhandlung an den Folgen eines Motorradunfalls. Ich glaube er hat versucht sich das Leben zu nehmen.

Oft wurden wir in unseren Zimmer eingesperrt, manchmal über Tage. Wir hatten nichts zu essen und auf dem Herd stand ein Topf Wasser, mit einer Kelle konnten wir daraus trinken. In der Ecke stand ein Eimer da durften wir rein machen.
Hunger ist furchtbar, zuerst hat man nur Lust auf Essen, dann fängt der Bauch an zu krummeln und es sammelt sich im Mund spucke. Und irgendwann tut es richtig weh. Nichts zu drinken zu haben, ist noch schlimmer, dann ist der Mund ganz trocken und die Lippen reißen auf.

Meine Mutter wurde erneut schwanger. Sie wollte das Baby nicht. Ich erinnere mich:
Sie legte sich auf unseren Küchentisch. Sie verlangte von mir Wasser zu holen, dann schob sie eine große Stricknadel in sich hinein. Aber sie schaffte es nicht und so verlangte sie von mir die Stricknadel in sie reinzuschieben. Ich weigerte mich, da sagte sie, entweder ich tue es, oder sie bringt mich um.
Sie schrie furchtbar und ich hatte Angst. Ich weiß nicht wie alt ich damals war. Also schob ich die Stricknadel in sie. Und dann kam viel Blut und in dem Blut war ein winzig kleines Baby. Sie schrie mich an, ich soll das Blut wegwischen und das "Ding" in den Ofen werfen. Ich wischte das Blut weg und dann ging ich mit den Eimer in dem das winzige Baby im blutigen Wasser schwamm nach draußen. Ich habe das Baby im Garten begraben.

Manchmal kamen Leute, dann machten unsere Eltern „Party“ es wurde viel Bier getrunken und Hasch geraucht und dann wurde eine große Lampe aufgestellt und wir mussten uns „hübsch“ machen. Unser Vater machte Fotos und drehte dann einen Film mit uns.
Oft waren fremde Kinder da, wir mussten untereinander und mit den Erwachsenen Sex haben.

Die Kinderpornos wurden dann am Bach vor unserem Haus deponiert.
Einmal fanden wir diese Kartons beim Spielen am Bach. Ich sah mich selbst und musste mich erbrechen, dann rissen wir die „Kataloge“ in kleine Schnippsel und schmissen sie ins Wasser.

Kurz danach starb ein Mädchen das oft bei uns war. Annabell wurde von ihrem Vater in der Badewanne ertränkt.

Manchmal mussten wir zuschauen, wie unser Vater seine Waffe reinigte, dabei erzählte er uns, was man alles erschießen kann mit einer Waffe. Er sagte: „Ich kann euch nach einander den Kopf wegblasen und dann spritzt euer Gehirn an die Wand und dann seid ihr tot“.
Oder er putzte sein Messer und erzählte dabei:
„Habt ihr schon mal die Narbe auf der Hand eurer Oma gesehen? Das war ich, fragt sie mal danach!“
Und dann zu mir: „Wenn du nicht parierst schneide ich ihr jeden Finger einzeln ab. Und dann töte ich sie“

Oft schlug er uns mit den Fäusten oder den Gürtel und wenn wir auf dem Boden lagen, trat er uns in den Rücken und in den Bauch. Oft schlug er auch unsere Mutter, dann hatte sie ein blaues Auge, oder blaue Rippen. Manchmal konnte sie nicht gehen und lag in einer Ecke und meine Geschwister kümmerten sich um sie.

Einmal da leerte ich alle Bierflaschen aus, sie hatten damals diesen Klickverschluss, ich füllte Wasser mit Spüli hinein und stellte die Flaschen wieder ordentlich in den Kasten. Unsere Eltern brachten uns fast um, bis meine Geschwister sagten, dass ich es war.
Was danach passierte weiß ich nicht.

Einmal versuchte sich meine Mutter das Leben zu nehmen, sie war total nett zu uns, wir durften zur Oma und dort Fernsehen schauen. Irgendwann hörten wir von oben ein Rummpeln. Meine Schwester und ich liefen nach oben. Die Tür war angelehnt, aber versperrt. Wir schafften es uns durch die Lücke ins Zimmer quetschen. Am Türgriff hing unsere Mutter, ihre Zunge hing draußen, die Augen waren ganz weiß und verdreht. Sie atmete nicht mehr. Meine Schwester fing an zu schreien. Aber ich war ganz ruhig. Ich schnauzte meine Schwester an: „Halt die Klappe, sie ist tot!“

Meine Schwester drehte sich um und rief nach unserer Oma. Oma kam, gemeinsam mit einer Nachbarin, zusammen banden sie meine Mutter ab und machten Mund zu Mund beatmung. Und meine Mutter fing wieder an zu atmen.

Ich setzte mich dann nach draußen auf die Treppe und wartete auf unseren Vater.

Etwas später geschah dann folgendes:

Mein Vater war wütend über den Selbstmordversuch unserer Mutter. Er schrie und ich hörte wie sie sagte: „Daran ist nur dieses Balg schuld. Mach was, bring sie weg. Sonst versuch ich es immer wieder!“ Mein Vater schlug meine Mutter, doch dann kam er zu mir.

Ich erinnere mich:
Er schlug mich, weil ich dran schuld war, das unsere Mutter sich das Leben nehmen wollte. Er trat mich. Als ich auf dem Boden lag und mich kaum noch bewegte, legte er seine Hände um meinen Hals und drückte zu. Ich sah  mich wie von oben, ich sah meinenVater wie er über mir saß und meinen Hals zudrückte und ich sah mich selbst wie ich unter ihm lag.

Viel später erfuhr ich:
Als er dachte ich sei tot, warf er mich aus dem Fenster.
Als nächstes weiß ich nur noch, dass ich und meine Schwester, im Auto von zwei Leuten vom Jugendamt saß. Ich weiß noch wie verwirrt ich war, weil ich nicht wusste wie ich dort hin gekommen war. Wir wurden zu unserer Pflegemutter gebracht, unser Vater war zu dem Zeitpunkt in der Psychiatrie.

Meine Pflegemutter kam nicht an mich heran, niemand durfte mich berühren. Ich sprach mit Niemanden. Ich erinnere mich nur sehr Bruchstückhaft an diese Zeit. Wir nannten unsere Pflegemutter Tante Heidi. Sie hatte einen Sohn namens Peter. Peter war damals schon 14 und er fand es lustig mich anzufassen, weil ich danach sofort anfing zu schreien und um mich zu hauen.
Ich weiß das ich versucht habe abzuhauen, aus dem Grund wurde dann irgendwann die Türen abgeschlossen, sowohl die Tür nach Draußen, als auch unsere Zimmertür. Aber ich erinnere mich nicht an Einzelheiten.

Für uns war alles neu, wir hatten das erste Mal ein Bad, eine Badewanne, eine richtige funktionierende Toilette. Auch das regelmässige Essen war neu. Wir kannten keine Bananen, oder Schokolade. Wir kannten auch viele Gemüsesorten nicht. Einmal gab es Schwarzwurzeln. Ich musste mich während des Essens erbrechen. Tante Heidi war sehr wütend, sie nahm mir den Teller weg, füllte ihn neu und ich musste weiter essen. Ich saß 3 Tage an diesem Teller. Irgendwann wurde Tante Heidis Mutter richtig sauer, sie sagte: „Das Kind braucht ein Brot!“ Sie nahm mir den Teller mit den Schwarzwurzeln weg und gab mir ein Brot. Ab dem Zeitpunkt mochte ich Ömi, wie ich sie nennen durfte.

Irgendwann sagte mir meine Schwester, dass sie bei Tante Heidi bleiben will, da wurde ich wütend. Wir stritten uns, dann zog ich sie an den Haaren und sie biß mir in den Arm. Tante Heidi und Peter trennten uns.

Dann kam das Jugendamt, sie fragte mich ob ich alleine ins Heim will oder gemeinsam mit meiner Schwester. Ich musste weinen und sagte das ich nur mit meiner Schwester will.
Meine Schwester fragten sie nicht.

Wir kamen ins Heim.
Dort sahen wir auch wieder unseren Bruder. Wir wurden getrennt und mussten in unterschiedlichen Zimmern schlafen. Meine Schwester sprach nicht mehr mit mir.

Irgendwann kam unsere Oma uns besuchen, sie brachte einen Mann mit. Er hatte einen hellgrauen Anzug an. Ich fragte meine Oma wer der Mann sei und sie sagte:„Aber Kind kennst du deinen Vater nicht mehr!“
Wir machten einen Ausflug und unsere Oma und der fremde Mann, brachten uns nicht mehr zurück ins Heim.

Ab da Amnesie.

Der sexuelle Missbrauch und die Misshandlungen hörten erst auf als ich etwa 16 Jahre alt war.

Ich erinnere mich:
Meine Schwester und ich wurden wegen Diebstahl erwischt. Die Polizei brachte uns nachhause, obwohl wir dem Detektiv sagten, dass man uns umbringt, wenn er die Polizei ruft.

Zuhause sagte unser Vater: „Ihr müsst aussagen, das euch die Verkäuferin das Zeug in die Tasche geschmuggelt hat!“
Ich wollte das nicht aussagen. Aber unser Vater lachte und war  ganz ausgelassen. Also stimmten wir zu.
Danach durften wir zu Oma, wir haben Chips gegessen und Cola getrunken.

Irgendwann sagte ich zu meiner Schwester: „Ich hau heute Nacht ab, kommst du mit?“

Als es ruhig im Haus wurde, stahl ich meiner Oma 100DM ich schrieb ihr noch eine kurze Nachricht, wir packten ein paar Sachen in unsere Schulranzen und kletterten aus dem Toilettenfenster.

Dann rannten wir zur Bundesstraße.
Manchmal nahmen uns Autos mit, aber die meiste Zeit liefen wir im Regen.
Einmal zogen wir uns auf einer Autobahnraststätte um und kauften ein Brötchen.

Dann liefen wir weiter.
Gegen 10 Uhr morgens nahm uns ein LKW Fahrer mit, er stellte ein paar Fragen,aber wir waren viel zu müde um zu antworten. Er setzte uns dann an einer Raststätte ab und meinte noch, „hier findet ihr bestimmt jemand der euch weiter helfen kann“ dann fuhr er weg. Ich sagte noch: „Der war aber nett“, dann kamen auch schon Polizisten auf uns zu. Ich rannte weg, aber einer fing meine Schwester. Dann blieb auch ich stehen und ließ mich wegführen.

Die Polizisten waren sehr nett, sie gaben uns Kaffee zu trinken und einer fragte uns, wie wir heißen und wo wir wohnen. Aber meine Schwester fing an zu weinen und ich sagte: „Wenn wir zurück gebracht werden, tötet man uns!“

Der Polizist lachte: „So schnell wird man nicht getötet!“
Da weinte auch ich.
Ein älterer Polizist kam und fing nun an uns zu fragen. Da sagte ich leise:
„Ich will nicht das man uns weiter weh tut, nie wieder!“
Der ältere Polizist sagte, er könnte nicht viel für uns tun, das Jugendamt wäre schon eingeschaltet und kümmert sich dann um uns.

Das Jugendamt kam um 15 Uhr. Es war eine Frau und ein Mann und sie waren sauer, weil wir nicht mehr sprachen. Sie gaben uns was zu essen, dann sagte die Frau: „und wenn ihr nächstens abhaut, dann bitte so, dass man uns nicht wieder ruft!“

Als wir zuhause ankamen, stand meine Oma mit dem Zettel inder Hand auf der Straße, mein Vater sagte nur: „Rein!“

Und zu mir sagte er leise: „DU bist Tot!“

Ich ging an ihm vorbei in die Wohnung von Oma, ich nahm mir ein Küchenmesser aus der Schublade und legte mich mit Kleidung ins Bett. Meine Mutter kam und sagte, ich soll nach oben kommen. Aber ich schüttelte nur den Kopf. Da sagte sie: „Dein Vater killt dich!“
„Soll er doch, er kann mich am Arschlecken, sag ihm das. Und sag ihm – er kann, aber er darf nicht!“

Dann drehte ich mich um und machte die Augen zu. Mein Vater kam und legte sich auf mich. Er wollte mich wieder vergewaltigen, aber ich hatte noch die Straßenkleidung an. Da legte er mir wieder die Hände an den Hals. Ich kam irgendwie an das Messer heran und drückte es ihn an die Seite. Ich weiß nicht ob ich ihn verletzt habe. Er lachte und meinte: „Bist wohl eineWildkatze!“ Dann schlug er auf mich ein.

Amnesie

Jo und Yensaya wurden geboren.

Ich wehrte mich. Ich wurde Punk und bin kaum noch zuhause gewesen. Jo wechselte sich mit Yensaya und Johanna im Außen ab.

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Eingefügt von Johanna:
Mit 17 lernte ich meinen Ex-Mann kennen und danach sah ich meine Eltern nie wieder. 1997 trennte ich mich von meinem Ex-Mann. 1998 lernte ich meine jetzige Frau kennen. Mein Vater starb 2010. Meine Mutter ist heute wieder verheiratet. Meine Geschwister haben den Missbrauch an ihre Kinder weiter gegeben.

Ich selbst konnte nie Kinder bekommen.
Ich bin heute sehr glücklich mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter und vielen Tieren.
Aber diese Erinnerungen werden immer Teil von mir sein....

Wir alle
Die Schreiberin Ende