Mittwoch, 26. Februar 2014

die vielseitige Vielseitigkeit




Womit wir große Probleme haben:

Jo: Ich kann es nicht ertragen, wenn jemand schreit. Das ist dann auch egal, ob sich Nachbarn laut unterhalten, oder ein Kind brüllt. Es tut mir in den Ohren weh und ich trigger so vor mich hin. Mein Herz fängt an wie blöd zu klopfen und ich hab dieses Sausen im Kopf, ich geh dann automatisch ins Innen und bin dann nicht mehr da.
Ich bin so froh .... soooo froh, das Shaya nie so doll geschrieen hat.

Wir haben einmal neben einer Disko gewohnt. Ab Freitag ging es los, Betrunkene die mit ihren Bierflaschen in den Händen auf dem Bürgersteig standen und laut mit einander stritten.
Die Streiterei wird immer aggresiver und lauter, die Bierflaschen kullern über den Asphalt, mir wird schlecht. Das erste was passiert ist Herzrasen, dann kommt die Übelkeit.
Ich ertrag das nicht, diese Lautstärke, diese Stimmen, diese Streitereien. Ich will das es ruhig ist. Ich werde dann selbst aggressiv, ich habe darüber nachgedacht, den Leuten da draußen Wasser über den Kopf zu schütten, damit sie aufhören sich gegenseitig anzubrüllen.

Was ich auch nicht mag, sind bestimmte Gerüche: Zigarettengeruch - den bekomme ich auch dann mit, wenn einige Häuser weiter geraucht wird und das Fenster gekippt sind. Wenn ich mich dann darüber beschwere, riecht niemand etwas außer mir. Zigarettengeruch ist für mich ganz schlimm.


Johanna: Abgestandenes Bier, Schweiß, Zigaretten an Menschen sind für uns der Horror. Das ist auch ein Grund warum wir ungerne zwischen Menschenmengen sind.

Jo: Letzens waren wir in einem kleinen süssen Kaffe, unsere beste Freundin hat uns zum Hochzeitstag dorthin eingeladen, dort war eine Frau die ihrem Hund am Ohr zog. Sie war sehr laut und schimpfte ein paar mal laut mit dem Hund. Ich wollte am liebsten ganz weit weg rennen, weg von ihr. Ich kann solche Leute nicht ab.
Ich kann da nix gegen machen, ich will so Menschen nicht um mich herum haben. Sie erinnern mich an früher.

Johanna: In solchen Situationen reagiert unser Körper extrem, uns wird kalt, uns wird übel, manchmal bekommen wir Bauchweh, Kopfschmerzen, ein Gefühl als würde sich der Raum verändern, enger werden, als würde die Luft um uns herum schwirren. Jo beschreibt das als Sausen, es ist ein Gefühl wie Watte im Kopf und dann sind wir weg. Von Außen sieht das dann so aus, als wären wir vollkommen Abwesend. Da ich noch funktionieren muss, bekomme ich alles wie in Watte getaucht mit. Ich antworte einsilbig, ich muss dann aufpassen, das ich nicht über meine Füße stolpere, meine Hände werden kalt und klamm.
Wenn man dann etwas zu mir sagt, geht das Gesagte, wie durch ein Sieb durch mich hindurch.


Jo: Während solcher Situationen habe ich mich schon verlaufen, oder "erwachte" wieder und wusste nicht wo ich war.

Johanna: Ein paar mal passierte es während des Autofahrens, ich befand mich auf einer Straße die ich nicht kannte. Ich hielt an um mich zu orientieren. Tief durchatmen, Augen schließen, nach innen bitten das jemand kommt um mir zu helfen.
In solchen Momenten springt Lings ein. Er sagt mir was ich tun muss:
"Fahr solange gerade aus, bis du ein Straßenschild siehst, dann mach das Navi an, konzentrier dich auf die Stimme im Navi, du schaffst das!" Die Straßenschilder helfen bei der Orientierung, Straßenschilder bedeuten, hier sind Menschen, alles im grünen Bereich.

Jo: Ich gehe nie alleine auf Feste, noch auf Geburtstage oder sonstigen Feier. Es kann immer passieren, das wir geflasht werden und dann dissoziieren.
Meist fühle ich es bereits vorher und greif schnell nach Brittas Hand.
Britta ist die einzige Person die mich dann berühren darf und die ich berühren will.

Es gab Situationen da disoziiere ich und niemand bekommt es mit, ich wechsel mich dann im Eiltempo mit Johanna ab. Johanna übernimmt dann die Kontrolle, oder Lings.

Wir waren mal auf einem Geburtstag eingeladen, da war eine Frau die Biologie studierte, ich habe sie gefragt ob sie denn kein Problem hat mit Tierversuchen, sie wollte mir dann erzählen, das diese Tiere dazu gezüchtet werden, sie fand Tierversuche gut und ich musste die ganze Zeit an die Tiere denken, die durch sie sterben. Alleine das hat bei mir einen Flash ausgelöst. Johanna wollte den Geburtstag verlassen, sie war total entsetzt und dann kam Lings und hat mit der Frau eine Diskussion angefangen, ein heftiger Schlagabtausch. Ich weiß das nur, weil mir Britta davon erzählte.

Ich hab angst vor Menschen, sie sind so unzurechenbar (Johanna: Unberechenbar :) ), eigentlich kann man sich auf nix verlassen. Mal lächeln sie und im nächsten Moment sind sie wütend.
Ich mag keine Diskussionen die dann im Streit enden, da ist das worüber man diskutiert hat vollkommen egal, in wahrheit geht es nur darum seine Meinung durchzusetzen. Ich kann auch nicht verstehen, warum homophobe Menschen in Foren von Homosexuellen gehen, oder warum Fleischessende Menschen einen negativen Kommentar zur veganen Nahrung schreiben.
Für mich ist das total daneben. Wenn das doch gar nicht mein Thema ist, warum mach ich es denn nieder. Dämlich.

Johanna: Ich gehe Menschenmassen auch aus dem Weg. Wir haben alle ähnliche Erfahrungen gemacht wie Jo. Menschen sind nicht Linear. Wenn in uns so viele Anteile vorhanden sind, die alle ein Eigenleben haben, dann ist das nichts Menschenfremdes, wir wissen um der Anteile, uns ist bewusst, dass es Wiedersprüchlichkeiten in unserem Verhalten gibt.
Durch dieses erkennen, sind wir sehr ehrlich mit unseren Gefühlen.

Jo: Ich glaube den meisten Menschen sind diese Anteile nicht bekannt, sie fühlen sich im Recht, wenn sie ihre Meinung anderen aufzwingen. Weil sie der Meinung sind, nur diese eine Meinung ist die Wahrheit. In uns sind viele Meinungen, manche gleichen sich, andere sind sehr verschieden.

Johanna:  So denkt nicht jeder, das ein naturnahes Leben in einem Campingbus das Non Plus Ultra ist.
Für Lings jedoch ist es das.
Jo würde gerne in einer kuschligen kleinen Wohnung leben. Ich brauche viele Räume um mich herum.
Jo mag dunkle Wände, ich helle.
Lings mag Grün und Brauntöne und am liebsten würde er auch seine Kleidung in der Herrnabteilung von Jack Wolfskin kaufen (das haben wir früher auch einige Male gemacht). Ich liebe Kleider, Blumen, hellblau, rosa und bordeaux. Jo liebt schwarz und grautöne.
Rechts mag dunkelblau und Lila.

Manchmal denke ich, wir haben den ganzen Regenbogen in uns zur Verfügung.

Es gab eine Zeit, da trug ich wahnsinnig gerne Blümchenkleider. Damalige Freunde fanden das befremdlich.

Jo: (Lach) Der Blick in unseren Schrank war befremdlich, zwischen Blumenkleider und zarten spießigen Blusen,  lagen verstreut Punkklamotten und Arbeiterhemden :)

Johanna: Die Ängste die wir haben, sind alle durch unsere Vergangenheit begründet. Wir wissen davon. Manchmal umgehen wir Begegnungen die Ängste auslösen können. Aber oft genug stellen wir uns diesen Ängsten.
Und das Gefühl es geschafft zu haben, hindurchgegangen zu sein, trotz Herzrasen- ist unbeschreiblich.

So haben wir unsere Angst vor Spinnen besiegt.

Sweppy: Ich hab mal ganz lange im Schrank gesessen. Und als ichdann wieder rauß kam. Da hatte ich Spinnen im Haar und auf dem Arm. Ich hab nur geschrien...

Johanna: Vieles was wir erlebt haben, haben wir nur deshalb Überlebt, weil wir uns innerlich abgewechselt haben, weil wir Viele sind.
Wenn ich heute merke, dass ich in einer Situation bin, die mich an den Rand meiner Kraft bringt, geh ich ins Innen und bitte um Kraft.

Jo: Ich bin etliche Male die Treppe hinunter gefallen, weil ich während ich die Treppe hinauf ging, disoziiert habe. Der Schmerz als ich unten ankam, konnte ich nur deswegen gut aushalten, weil Lings oder Rechts ihn übernahm.

Johanna: So schafften wir es, unsere Verletzung zu verbinden und unseren Altag weiter zu führen.

Auf diese Weise können wir trotz Verletzungen weiter machen, als wäre nichts geschehen. Natürlich kommen die Schmerzen irgendwann an die Oberfläche, oft wenn der Jenige der den Schmerz aufgefangen hat, am Schlafen oder Ausruhen ist. Aber auch das ist etwas, das uns nicht fremd ist. Mit Schmerz können wir umgehen, weil wir ihn in seinen vielen Fassetten kennen.

Viele Sein bedeutet nicht, das wir zu bemitleiden sind, ich denke wir haben einen großen Vorteil zu anderen Menschen, wir sind nie alleine und die Stimmen aus dem Inneren machen uns keine Angst.
Wenn ich wirklich mal meine Ruhe haben will, kann es vorkommen, das ich mit meinen Innenpersonen laut spreche.

Jo: Ich sag dann "Klappe"! Wenn ich keinen Bock auf dieses Gequatsche im innen habe. Oder ich hör laut Musik

Johanna: Ich spiele Klavier, ein tolles Instrument um im Innen Ruhe zu haben.

Sweppy: Ich tanze.

Lings: Ich blättere im Ikea Katalog, oder einem Katalog aus dem Gartencenter.

Rechts: Ich fang an zu stricken, oder häkeln, das entspannt mich sehr.

Johanna: Wir haben alle unsere Methoden, die Schreiberin schreibt, die Malerin malt. Wir kuscheln mit den Katzen, gehen nach Draußen in den Garten, ich miste zum Beispiel auch gerne den Stall aus.

Das ist das Perfekte am Viele Sein, diese Vielseitigkeit.

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Montag, 24. Februar 2014

Wenn der Körper brüllt




Wo sitzt der Kopfschmerz wirklich, der hämmert und sägt und hinter den Augen pocht?
Heute ist so eine Nacht.

Wenn mich ein Arzt nach meinen Diagnosen fragt, bekommt er garantiert nur einen Teil davon zu hören, auf dem Heimweg fällt mir dann der Rest ein. "Ach Schitt, das hätte ich ihm noch sagen sollen... so ein Mist" hör ich mich selbst fluchen.

Ich habe:
Asthma
Fibromyalgie
Rheuma
Osteochondrose
Spondylarthrose
Arthrose Finger und Fußzehen, beide Schultergelenke (Omarthrose)
Reizdarmsyndrom (womöglich irgendso ein ... Crohn)
Hashimoto Thyreoditis
Spannungskopfschmerzen
DIS
Posttraumatische Belastungsstörung
Myofasiales Schmerzsyndrom (mein Kiefer kracht und schabt)
Nachtblindheit
Ohne Brille sehe ich so viel wie ein Maulwurf im Regen
Narben in der Gebärmutter und am Gebärmutterhals die meine Schwangerschaften frühzeitig beendeten (das Baby kann sich nicht lange an den Narbengewebe halten)
Ausserdem habe ich Yersinien, zumindest hat man es 2001 in meinem Blut gefunden, das war der Grund warum eine Weile alle möglichen  Professoren um mein Klinikbett standen und mit Latainischen Vokabeln um sich warfen. Woher ich das Zeug habe, weiß kein Mensch. Man nahm damals an, dass sie verantwortlich sind, für eine Reihe von entzündlichen Vorgängen in meinem Körper.
Und mein Imunsystem ist außer Betrieb, ich muss nur an einem Taschentuch vorbei laufen um eine Erkältung zu bekommen.

Ich glaube da war noch irgendwas, sollte es mir wieder einfallen, schreibe ich es als Anhang unter dem Text.

Die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens hat mein Körper Scheiße gebrüllt und es gab Tage da wünschte ich mir ein Ersatzteillager um mich ein wenig aufzuhübschen, eine Schraube dort, ein Nagel hier... Ein wenig Plastolit für meine Knochen.
2000 zur Sonnenfinsternis lag ich im Krankenhaus, total Ausfall. Mein Körper machte einfach Schlapp. Ich habe Monate gebraucht und einige weitere Klinikaufenthalte um wieder einigermaßen Fit zu sein.
Aber richtig erholt habe ich mich nie davon. 

Meine damalige Therapeutin meinte, ich hätte all meine Schmerzen aus meiner Kindheit erneut erlebt. Ein Wunder das ich das als Kind überlebt habe, denn damals war das Wort Klinik nicht in meinem Vokabular zu finden. Ich hatte viele Asthmaanfälle als Kind und ich erinnere mich, das ich Nächtelang am offenen Fenster saß, mit gebeugten Oberkörper. Man hat mich im ganzen Ort gehört, das rasselnde pfeifende ein und aus meiner Lunge.

Eigentlich müsste ich zum Versorgungsamt und endlich meinen Grad der Behinderung prüfen lassen. Momentan stehe ich noch auf 30 % wegen meines Asthma, der Rest wurde nie geprüft... ich fang ja jetzt erst an, mich zu öffnen, außer meiner Frau, einigen Freunden, meinem Hausarzt und diversen Ärzten aus den unterschiedlichen Kliniken (die mich schon längst wieder vergessen haben), weiß nur meine Krankenkasse über meinen brüllenden Körper bescheid. 

Letzens las ich einen Artikel über das Opferentschädigungsgesetz, da blinkten einige Fragezeichen in meinem Kopf auf. Aber gleich darauf wurde mir klar, das ich wohl keine Chancen habe - wo kein Kläger da kein Richter.

Meine Akte ist geschlossen, die Sache verjährt. Heute habe ich mich noch ein wenig intensiver damit beschäftigt und das Resultat sind meine bohrenden Kopfschmerzen.
Die einzige die ich noch anzeigen kann, wäre meine Mutter, die ich seit meinem 18 Lebensjahr nicht mehr gesehen habe. Die jetzt 67 Jahre alt ist.
Ist es das Wert?
Soll ich diese Frau vor Gericht zehren um öffentlich Opfer zu sein, für was, für eine Entschädigung an meiner Gesundheit, meinem Leben, meiner Wirbelsäule, meiner Psyche?

Sie wird alles abstreiten. Stress, weiterer Schmerz, Erinnerungen... NEIN.
Was auch immer dabei herauskommen könnte, das ist es nicht wert.

Ich bewundere die Menschen die diesen Weg gehen, sie brauchen unglaublich viel Kraft und Energie und einen Rückhalt so stark wie ein Berg.

In meinem Kopf tief innen tönt es: "Ich will nur meine Ruhe, in Ruhe alt werden. Mehr will ich nicht" 
Lings der in Ruhe alt werden möchte und Sweppi die Radfahren lernen will und Jo die gerade an ihre kleinen Hasen denkt... 
Ich bin kein Opfer und mein Körper kann noch so viele Diagnosen haben und mein Kopf kann mir ein Trommel Stakato vorspielen.
Das einzige was ich in nächster Zukunft tun werde ist meinen Behinderungsgrad noch einmal prüfen lassen, in der Hoffnung das ich dann mit den erfreulichen 50% eine ermäßigte Kinokarte erhalte.

Meine Mutter will ich nie wieder sehen, nichts hören, nichts wissen. Mir reicht die Erinnerung an sie, die sich manchmal wie Säure durch meine Gedärme frisst. 
Ich habe Mitgefühl (kein Leid) mit ihr und ihrem Leben, ich weiß heute, das alles irgendwann anfing, viele Jahre vor meiner Geburt. Das Leid zog sich wie ein roter Faden durch die Geschichte meines Stammbaums. Meine Mutter wurde wie ich, zur falschen Zeit am falschen Ort geboren. Sie war einst Opfer einer Rassentrennung. 
19 Jahre vor mir, also 1946 ein Jahr nach Ende des zweiten Weltkrieg kam sie als ein Mulattenkind zur Welt, das Ergebnis einer Weißen und eines schwarzen US-Soldaten. 
Weggeschoben in unterschiedlichen Heimen wuchs sie auf, wurde Hure und heiratete dann meinen Vater, ihren Zuhälter. 

Auch ich bin so ein Mulattenkind, nur sagt das kein Mensch mehr. Mulatte bedeutet, das man sowohl hellheutige als auch farbige Vorfahren hat. In Amerika und Afrika sagt man noch heute Coloured / Farbige.
Meine Mutter musste ihre komplette Kindheit darunter leiden, das sie keine weiße war. 
Ich selbst bin sehr hellhäutig mit sehr hellen Augen,weil mein Körper zu wenig Melanin bildet. Gestört hat es mich nie, aber es gab Zeiten, da fühlte ich mich unter schwarzen viel wohler als unter weißen. Als mein Körper noch tanzen konnte und ich im Rythmus der Musik Zeit und Raum verlor. Aber das ist schon lange her. 

Meine Mutter hat viel erlebt und ihr Erleben weiter gegeben an ihre Kinder und deren Kinder.
So zieht es sich das Leid  seit Generationen durch meine Familie.

Ich habe vorhin den Eintrag von Yen gelesen - ich verstehe ihre Gedanken heute besser als früher. Auch ich bin mittlerweile froh, keine eigenen Kinder zu haben. Ich weiß nicht ob Grausamkeit, Soziophatie und Sadismus mit den Genen vererbbar ist.
Es spielt auch keine Rolle mehr, ich kann dieses Gen - sollte es vorhanden sein - nicht weiter geben, ich habe meine Tochter nicht geboren.

Ich bin froh, das ich trotzdem Mutter sein kann, mit allen Sinnen. 
Auch wenn mein Körper nicht richtig funktioniert, mein Herz konnte nicht gebrochen werden.
Das zeigt mir meine Tochter jeden Tag.

Ich wünsche euch eine gute Nacht... ich fang jetzt mal an meine Schläfen zu kneten, in der Hoffnung das mein Kopf das Hämmern einstellt.
Alles liebe von Jo

Und Johanna die ein wenig korrigiert hat :)




Von Enten, Katzen und Mondkälbchen


von der Sweppy

Wenn ich ganz still bin, höre ich meine Mondkälbchen. Es gibt sie nicht wirklich, aber das ist egal. Sie sitzen hoch oben auf dem Mond und spielen zusammen in den Wolken fangen.
Manchmal sind sie rosa und manchmal grün, oder lila.
Was ich ganz besonders mag, das sind Enten auf einem Teich, wenn sie schwimmen, dann wellt sich so das Wasser und dann kann man manchmal ihre Füße sehen, wie kleine Paddel.
Ich mag auch Frösche und Mäuse und die Teddys von Shaya.
Ich mag Trauben, aber nur die ohne Kerne. Und ich mag Bananen, wenn sie nicht braun sind, genau wie Shaya.

Ich mag auch rechnen, aber nur die Einserzahlen und ich mag die Farbe Gelb und Blau. Es gibt eine Blume die heißt Enzian glaub ich, die ist blau. Die mag ich auch.
Aber am allerliebsten mag ich meine Mondkälbchen.
Ach so ich bin Sweppy, eigentlich bin ich 12 und eigentlich auch wieder nicht.
Manchmal komme ich mir ganz alt vor, dann möchte ich Radfahren, am liebsten möchte  ich den Berg runter fahren und dabei die Füße ganz weit weg strecken.
Aber ich kann das noch nicht. Ich will es aber bald lernen, Jo hat gesagt, das sie uns irgendwann ein Fahrrad kauft und dann fahren wir alle zusammen mit Shaya.
Darauf freue ich mich ganz doll.

Ich finde es cool, das es so viele gibt, ich mag auch draußen sein, mit Shaya und Britta.
Ich mag am Bach mit ihr spielen oder Boote fahren lassen.
Am liebsten hätte ich ein Baumhaus und ich werde  Britta bitten eines noch zu bauen, damit Shaya und ich darin spielen können. Aber erst mal müssen wir die Ställe fertig bauen, dass die Hühner eine Voliere haben und die behinderten Katzen auch und die kleinen Kaninchen, die wir bekommen haben.
Ich mag unsere Tiere, ab liebsten mag ich den Blue, der ist so frech.
Ich mag auch Izzi eine unserer Katzen und ich mag Luna und Baby (Bebbles -Einfügung von Johanna).

Ich will nur nicht draußen sein, wenn es dunkel wird. Das mag ich gar nicht. Ich liebe keine Dunkelheit.

Vielleicht schreib ich irgendwann mal wieder.
Vielleicht eine Geschichte über die Mondkälbchen.
Tschüss eure Sweppy.


Yen schreibt Trigger


Das Dunkle in uns  -  Yen

Es gibt Momente, da sind meine Erinnerungen wie Stacheldraht, der tief in meiner Haut sitzt und immer wieder neue Wunden reißt.
Es gab eine Zeit, da fühlte ich meine Haut nicht, da war mir der Stacheldraht willkommen. Ich bohrte mir die Spitze eines Bleistifts in den Arm, oder ich nahm den Deckel des Füllfederhalters und drehte ihn so lange in meine Haut bis der Abdruck blutete.
Es gab eine Zeit, da schnitt ich mit einer Rasierklinge kleine Streifen in meinen Oberarm und sah wie das Blut in kleinen Rinnsälen lief.
Es war die Zeit meines Blutes, das mir zeigte das ich noch lebe, das ich pulsiere, atme.
Ich habe diese zarten Narben gebraucht und auch noch heute, streiche ich zart darüber hinweg, mittlerweile sind sie verblast, nur ich weiß noch wo sie zu finden sind. In solchen Momenten bin ich da, fühle mich jetzt und genieße es.

Es war die Zeit da war mein Körper so alt wie ich heute noch bin, die Zeit in der ich mit pochenden Herzschlag auf meine Menstruation wartete. - Bitte komm!!! Ein Kind von ihm, das wäre der blanke Horror...
Ich hatte unglaublich viel Glück, später als Johanna mehr als ich im Außen war, war es die Traurigkeit die die Blutungen auslösten... Als sie erfuhr, dass sie nie ein eigenes Kind in den Armen halten wird, brach sie zusammen.
Mir erging es anders. Ich hätte Jubeln können, keiner wird sich in mir fortpflanzen, diese alte verdorbene Saat nicht weiter reichen. Der Gedanke, dass die Gene des Vaters in uns aussterben, trieb mir das Lachen tief aus meiner Kehle, während Johannas Schmerz sie in Verzweiflung warf. Natürlich starb er nicht aus, nur unsere Linie blieb rein... so empfinde ich es, wir haben es geschafft, das Grauen seiner Gene für uns zu behalten.

Ich weiß nicht wann ich auf diese Welt kam, doch es war kalt und die Decke um meinem Körper wärmte mich nicht, ich fühlte Blut an meinen Beinen entlang laufen und Blut in meinem Gesicht. Blut war das erste was ich fühlte und so merkwürdig es sich anhört, ich fand es berauschend und sinnlich. Es tropfte aus mir heraus und blidete eine Lache auf dem Bett, auf dem ich lag. Später habe ich das Laken gewechselt, mich frisch angezogen, ein Blick in den Spiegel lies mich erst einmal erschreckt zusammen zucken, das Mädchen das ich sah, das war nicht ich.
Sie hatte halblange rotbraune Haare und ihr fehlte ein Vorderzahn. Ihre Augen waren so unglaublich hell, dass ich sie schnell wieder schloss. Ich suchte mich im innen, Bilder die unser Geist schnell projezierte, so das ich mich fand, in dieser Dunkelheit. Mir war schon damals klar, das etwas nicht stimmt, aber ich wollte nicht darüber nachdenken.

Es gab eine Zeit da lebte ich meine Gefühle frei aus, ich nahm Geld für Sex von einem Mann den ich nicht liebte. Er war mit Johanna verheiratet und immer dann wenn ich kam, ging sie ins Innen. So wechselten wir uns ab stetig und leise. Mit einer Verwirrung im Außen, denn wenn ich kam, sah er uns mit anderen Augen, gierigen Augen.
An Tagen wie diesen wurde Johanna von Albträumen gequält und wenn der Tag kam, saß sie verloren am Küchentisch, das Messer in der Hand. Gedanken wie: "Lass mich endlich sterben!" waren keine Seltenheit.

Während sie tagsüber so tat als lebte sie in einer heilen Welt, kam das Grauen in der Nacht hervor, wie Nebelschwaden die sich durch die Ritzen der Türzargen zwängten. Ihre Albträume waren meine Realität.

Wenn man so oft Schmerz erlebt wie wir, wird der Schmerz zur Normalität. Sex gehört dazu. Das ist nichts was man einfach so beiseite stellen kann. Es ist Teil des Ganzen. Jo fühlte sich in all dieser Zeit wie in einem Paralelluniversum, sie war davon überzeugt ein Alien zu sein, sie war verwirrt und vergaß sich selbst und während sich Jo oft die Seele aus dem Leib kotzte, schmierte ich mir roten Lippenstift auf die Lippen, mit dem Geschmack ihres Erbrochenem  im Mund.

Ich hatte unsere Erinnerungen im Kopf gespeichert, ich spürte ihre Angst und doch fühlte ich nichts.
Ich spürte die Ängste alle in mir.
Ich fühlte sie nur sachte, wie leichtes Bauchkrummeln, manchmal hörte ich Gedanke die nicht meine waren und manchmal erwachte ich wie aus einem Traum. Ich die Starke, fühlte Schwäche in den Beinen. Und wenn ich mich im Spiegel sah, sah ich verschreckte Augen, mal waren es Jos, mal Johannas, mal Grids die mich da anstrarrten. Meine eigenen habe ich noch nie in einem Spiegel gesehen. Sie sind dunkelbraun, genau wie mein Haar.

Im innen sehe ich aus wie eine wilde Frau, Dunkel mit Schlitzaugen und blutroten Lippen. Heute weiß ich, das Johanna oft über ihre Lippen geschrubbt hat um den Lippenstift zu entfernen, den sie wiederlich fand. Ich weiß auch, das Jo mit anderen Farben versucht hat, das Rot zu übermalen.
Es war eine Wilde Zeit. - Meine Zeit!

Heute ist die Zeit der Träume, ich träume oft von damals, ich träume davon wie ein Reiter auf einem Pferd zu sitzen, in wilden Galop vereint. Ich träume davon eine Peitsche zu schwingen, mit Wut in den Augen und pochenden Blut. Ja ich gehöre zu den Dunklen, auch wenn ich viele Jahre versucht habe, das zu verändern. Die stillen Schreie in mir, haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Ich bin jetzt lieber im innen mit meinen Träumen, statt im Außen mit meiner Wut. Einem Mann könnte ich Weh tun, aber Johanna ist mit einer Frau zusammen. Frauen sind Wesen mit Herz. Würde ich ihr Schmerz bereiten, könnte ich auch gleich mein Herz aus meiner Brust reißen.

Ich hasse das was uns angetan wurde, aber mein Körper ist so sehr Teil davon, das ich es nicht ändern kann und nicht ändern will. Ich bin Teil davon geworden.
Teil der Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen, Teil der verkrampften Fäuste die festgehalten wurden, Teil des nach alkohol stinkenden Atems, Teil der Schreie und der Tränen und der dunklen Gedanken an Tod und Schmerz und Zorn. Wie oft habe ich nach einem Messer gegriffen und dann - die Zeit verging im Außen wie die glühende Kohle die zur Asche wurde - erwachte ich wieder in einem Bett voller Blut.

Als Johanna das erste Mal über Verzeihen nachdachte, lachte ich laut auf und hätte sie nicht meinen Körper, hätte ich meine Faust gegen die Wand geschlagen. Verzeihen niemals.
Ich weiß das der Vater lange tot ist, dass sein Leichnahm schon verwest ist. Es gibt Momente, da wünschte ich, ich hätte ihn noch einmal gesehen.
Einmal nur, hätte ich gern in sein Gesicht gesehen, ihm all meinen Hass und meine Wut entgegen geschleudert. Wie gerne hätte ich ihm all das was er uns über die vielen Jahre angetan hat, zurück gezahlt, jede einzelne Minute. Jede einzelne Narbe auf und in unserem Körper. Und wenn er dann am Boden gelegen hätte, hätte ich Fotos von ihm gemacht. Die Vorstellung das diese Bilder dann im Internet zu sehen sind, lässt mich lächeln. Ich hätte danach zugetreten, ihn zerstört wie ein Virus.

Die Schreiberin schreibt, das was ich fühle..

Ich habe nicht dieses Gewissen, diese Reinheit wie Johanna, die jetzt in diesem Moment, darüber nachdenkt, meine Gedanken und Gefühle wieder zu löschen, als würde es mich nicht geben. Die ihre Welt in  sanfte und weiche Laken hüllt und ihre Geheimnisse für sich behält.
Ich habe nicht das kindliche Herz von Jo, die jedes Lebewesen am liebsten in die Arme schließen möchte und die sich laut freut wenn andere Glücklich sind. Die jetzt still weinen würde, sprachlos über das was so offensichtlich sichtbar ist.
Ich bin Yensaya und in mir schlummert ein heißer rotglühender Vulkan.
Meine letzten Worte an ihn waren: "Ich hasse dich abgrundtief, ich wünschte ich könnte dich töten!"
Und ich hoffe er hat sich daran erinnert, bevor er starb.

Yen

Von der Schreiberin geschrieben
Die Schreiberin
Ende




Bild: Jo/Johanna/Yen während unserem ersten Kuraufenthalt, irgendwann um 1984/85, damals noch wegen Asthma in Sankt  Peter-Ording


Sonntag, 23. Februar 2014

Veränderung


Veränderungen?


Jo: Ich glaube ich verändere mich nur in kleinen Dosen, so als würde ich morgens aufwachen und mir auf den Kopf greifen und feststellen, oh heut muss ich wieder rassieren. Im Innen sehe ich schon ... hm, viele Jahre so aus wie ich aussehe. Manchmal stell ich fest, das ich andere Meinung habe, als Gestern. Dann überrascht mich das zwar, aber es ich nehms einfach hin. Manchmal hab ich Schmerzen oder ich merke das ich ein Fremdwort dazu gelernt habe. Aber das ist eher wie eine Laufmasche in meiner nicht vorhandenen Strumpfhose. Das einzige was ich scheiße finde, ist das ich mit der Nase in etwas getunkt werde, das mit mir gar nix zu tun hat... (Einfügung von Johanna: Wechseljahre).


Johanna: Ich verändere mich gerne, es ist wie ein Abhäuten von alten Dingen und darunter kommt die zarte ganz neue Haut zum Vorschein. Jede Veränderung ist in mir Willkommen, auch die, die erst einmal negativ sind, heißt es doch, das ich darüber nachdenken muss, sie analysieren muss, mich ihnen zuwenden muss - mich mir selbst zuwenden muss.
Veränderungen sind der Lauf der Dinge. Ich werde Alt. Aber ich habe keine Angst davor.
Ich bin jetzt 48 Jahre alt, im September werde ich 49. Nächstes Jahr bin ich schon 50. Irgendwie freue ich mich darauf, dieser schöne Gedanke eine alte Frau  zu sein, die im Schaukelstuhl auf der Terrasse sitzt, der lässt mich nicht los.


Lings:  Veränderungen? Hm, ich empfinde es eher störend, wenn sich etwas, das schon lange in mir Bestand hat verändert. Was ich sehr schön finde, ist wenn die Natur sich verändert, wie die Blätter im Herbst, die den Wald rot färben.
Dann würde ich gerne ein Lagerfeuer machen und unter dem Himmel campen. Statt dessen sitze ich in einem Körper fest, der Brüste hat.
Meine wahre Natur hat eben mit dem ganzen weiblichen Kram nichts zu tun. Ich altere schon seit Ewigkeiten, die vielen Falten... wen interessiert das....


Rechts:  Ich erlebe die Veränderungen von Johanna, als wären es meine eigenen. Und ich sehe es ähnlich wie sie, doch geht es mir anders, wenn ich über den Tod nachdenke. Er birgt so viele Ungreimtheiten, zu viele Rätsel. Mir macht er keine Angst, aber ich hoffe sehr, das wir noch eine Weile alt werden können. Mir geht es, wenn ich über die Individualität eines jeden von uns nachdenke, eher so, dass ich glaube das wir alle eben nur Teile einer Person sind. Daher ist es für mich Nebensächlich darüber nachzudenken, ob ich eine Falte mehr im Gesicht finde, als Gestern.


Die Schreiberin: Altern ist wie ein Teig den man knetet, der aufgeht, den man backt. Altern ist wie ein gut schmeckendes Brot.



Die Schreiberin
Ende



Quelle: Mit Erlaubnis der Künstlerin darf ich ihre Bilder hier auf diesem Blog nutzen.
Julia Rohwedder "Change"

©Change Julia  Rohwedder

Mittwoch, 19. Februar 2014

Beziehung Heute



Johanna: Eine Beziehung führen ist Arbeit in jeder Hinsicht. Respekt, Verständnis, Toleranz - große Worte, die allesam in unserem Fall Pflicht sind, um eine Beziehung führen zu können. Ich empfinde unsere Liebe oft als absolut einzigartig, vielleicht weil wir beide sehr viel dafür tun. Es verging kein Tag in all den 16 Jahren, die ich mit meiner Frau im Streit verbracht haben. Oder gar im Streit mitteinander schlafen gingen. Wenn wir streiten, dann kurz, manchmal auch heftig, vorallem wenn unsere Jo anwesend ist. Aber es ist nicht zerstörrerisch, sondern konstruktiv, denn auch wenn wir erst einmal aneinanderkrachen, so reden wir kurz danach miteinander über unsere Gefühle und warum wir gerade wütend auf den anderen sind und danach kommt es fast immer vor, das wir uns bei dem anderen entschuldigen, dafür das wir so heftig reagiert haben. Nach dem Gespräch sind alle zornigen oder traurigen Gefühle verschwunden. Ich empfinde großen Respekt für Britta, für ihre Gefühl und für das was sie für uns Multis und für unsere Beziehung zueinander tut.

Ich habe unsere Beziehung zu ihr immer mit einem Fass Wasser verglichen, das ein Loch am Boden hat. Um das Fass voll  mit Wasser zu halten, müssen wir Wasser nachkippen und zwar mehrmals täglich. Sobald das Wasser versickert ist, ist auch eine Beziehung beendet.
Britta und ich kippen wie die Weltmeister. Wir führen eine sehr innige, symbiotische Beziehung.

Britta ist mehr als nur meine Geliebte, sie ist auch eine Art Mutterersatz für unsere Kleinen, eine Freundin für die Jugendlichen und Erwachsenen in uns. Und man darf eines nicht vergessen, Britta hat mir unsere Tochter geschenkt, das Wunder meines Lebens. Das größte und wertvollste Geschenk das mir je ein Mensch hätte schenken können.
Für mich und Jo ist sie die erste große Liebe. Während ich bereits Beziehungen hatte, ist Britta für Jo die erste Frau.
Während die Beziehung zwischen mir und Britta sehr Erwachsen und stabil ist, ist die Beziehung zwischen Jo und Britta eher Lustig und Leicht, Temperamentvoll und manchmal auch ein wenig Verrückt.

Eifersucht spielt zwischen mir und Britta keine Rolle. Da ich durch den Buddhismus gelernt habe, dass das Gefühl Liebe etwas sehr freies unabhängiges ist, lebe ich diese Gefühle auch mit anderen Menschen aus. Während die Sexualität nur meiner Partnerin vorbehalten ist. die Beziehung zu Britta wird somit immer - und dieses Wort nehme ich in dem Fall wörtlich, besonders sein. Eine sexuelle Liebesbeziehung zu einem anderen Menschen kann und will ich mir nicht vorstellen. Britta gehört zu unserem Leben, sie ist unser Leben.

Jo: Früher hatte ich totale  Panik vor so viel Nähe. Britt ist einfach klasse, ich glaube kein Mensch könnte uns besser verstehen. Ich weiß genau das ich nirgends Glücklicher wäre, sie gibt unglaublich viel, zum Beiepsiel ruft sie uns täglich an und das seit dem wir uns kennen, einfach nur um wissen wie es uns geht.
Einfach solche Gespräche:
"Hi Schatz alles ok bei dir?
"Ja und bei dir?
"Auch... ich freue mich auf nachher!"
"Ich auch, ich liebe dich, bis später..."
Britt ist so ganz anders als ich, unglaublich stark und innerlich gefestigt. Als ich erfahren habe, das sie Polizistin ist, dachte ich erst mal meine Welt bricht zusammen, ich und eine Bullin... total verrückt. Aber es funktioniert. Ich glaube wir führen eine komische Beziehung, irgendwie total anders als andere Leute. Ich liebe sie sehr, ich wusste vor ihr gar nicht, das ich je dazu fähig bin.
Sie ist ein toller Mensch und die schönste Frau die ich kenne. Als ich merkte, das sie solche Gefühle in mir auslöst, hatte ich totale Panik, ich dachte nur daran, was passiert, wenn sie wieder abhaut und mich zurück lässt mit diesen Gefühlen. Ich wollte das nicht, diese Abhängigkeit, dashat mir Angst gemacht. Auf einmal war da so ein Mensch, für den ich hätte sterben können.... also hab ich am Anfang alles getan, um sie von mir wegzuschieben. Ich habe ihr damals ganz schön weh getan, weil ich das alles nicht wollte. Ich war so ein Idiot. Aber sie blieb. Ich weiß nicht warum. Sie sagte immer, ich (wir) sei ihr Leben, sie sagt, wir hätten sie aufgeweckt. Ich verstehe es bis heute nicht, sie hätte so ein viel einfacheres Leben haben können, mit einer Frau die nicht so balla ist wie ich. Die einfach normal ist. Statt dessen hat sie gleich eine ganze Mannschaft geheiratet und sagt, wir wären ihr Leben. Die Frau ist Irre und ich liebe sie über alles.


Rechts: Britta ist nicht meine Geliebte und wenn ich ehrlich bin, ich halte mich eher aus der Beziehung zwischen den dreien heraus. Britta ist ein besonderer Mensch, sie ist sehr flexibel und anpassungsfähig, im Gegensatz zu Jo. Das die Beziehung zwischen Britta und Johanna so wundervoll klappt, ist nichts ungewöhnliches, beide sind sehr harmoniebedürftig. Das sie allerdings zwischen Jo und Britta klappt ist ein Wunder. Ich hatte bisher nicht viel Kontakt zu Britta, da ich auch nicht viel im Außen bin. Ich bewundere sie, ich bewundere ihre Stärke und ihre Kraft und Energie. Und ich bewundere ihr Verständnis. Ich glaube das Britta die beste Partnerin ist die man nur haben kann, wenn man Multiple ist. Wir haben unglaubliches Glück
.

Die Schreiberin:
Harmonie ist uns sehr wichtig, ohne diese würde unser System zerbrechen.
Wir brauchen Stabilität und die Gewissheit uns in unseren Innenraum zurück ziehen zu dürfen.
Glück ist für uns ein gutes Gefühl im Innen und Außen. Glück ist, wenn wir keine Angst haben müssen. Wenn wir uns frei bewegen können, ohne eingeengt zu werden.
All das garantiert uns die Beziehung zu Britta. Sie ist besonders. Sie macht uns Frei.
Die Schreiberin Ende.



Dienstag, 18. Februar 2014

Die Malerin




Hier einige Bilder der Malerin,  im Laufe der Zeit will ich versuchen noch weitere Gemälde zu fotografieren.


Greif


Leben
Studiosis
Mondfrau

Kindfrau

Räder
Eddy-Teddy für Grid
Geschützt (kurz nach unserer letzten Schwangerschaft gemalt)

Offen (kurz nach unserer letzten Schwangerschaft gemalt)

Vulva


Jo im Odenwald ;) 


The Rose are red


Selbstportrait der Malerin. Das Knittern ist gewollt


Selbstportrait der Malerin - Verloren



Ich habe tatsächlich eine Info erhalten: "Kopf, Tunnel, Ausweg, Licht, Raus".
Die schwarze Blase Links, davor das Auge ist:" Denken, Klar".

Die Augen bedeuten: "Viele da".
Aber auch: "Viele zuschauen".

Die rechte (für sie ist es Links) Seite ist der Abgrund, die linke Seite symbolisiert das Ungewisse, da sind die Vielen, die alles ansehen. Trotzdem ist da auch Licht.  Die Ranke bedeutet: "noch nicht". Schätzungsweise Hoffnung.
Die Dinge die man sieht, sind die Dinge die sie für sich interpretiert hat. Die Kanne und der Teller bedeuten: "Hunger, Durst". Finde ich sehr interessesant, weil wir das als Kinder oft hatten. Auch Spannend, die Ranke und der Tod sind ganz nah beieinander, vielleicht so was wie Hoffnung und Sterben - Eins?  Keine Ahnung. Und sie hat damals mit Jo S. unterschrieben. Johanna Seiboth.
 Damals haben wir uns noch so genannt. Das war nicht unser richtiger Name.
Der Vorname ist der von meiner Großmutter und der Nachname der von meinem Großvater. 


So wie ich es jetzt interpretiere steht das Bld, für die Dinge die sie gesehen hat und erlebt hat, in Verbindung mit uns allen. Ich weiß nicht wie lange die Malerin bei uns ist. Aber seit dem ich sie kenne, gab es nicht viele Momente an denen ich gedanklichen Kontakt bekommen habe. Spannend finde ich auch, dass sie unsere Kindheit dort mit rein gemalt hat. Das war mir überhaupt nicht bewusst, ich dachte einfach nur, das ist ein Surreales Bild. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch keinen Kontakt und ich nahm immer an, sie sei viel Später gekommen... Sie hat es aber von Anfang an gewusst, das wir viele sind. Echt spannend.

Enigma 1991 gemalt. Damals hatte ich eine Vision von einer Frau.  Die Malerin setzte die Vision um in dieses Bild. Es zeigt  Frau Britta, 7 Jahre bevor ich sie kennen lernte.
Genauso so sah sie aus als wir uns kennen lernten.

Hier ein Bild zum Vergleich:
Britta als wir uns kennen lernten 1998 und Britta in meiner Vision 1991.









Foto: Die Malerin beim Malen. Das Bild ist Teil unseres Flurs und zeigt eine Geisha.




Gedanken... Vergangenheit

Dies ist eine Seite von Allen für Alle.


Dieses Bild heißt der Weg und ist von der Malerin.


Einige unserer Innies schreiben leidenschaftlich gerne Gedichte. Oder verständigen sich durch Gedanken untereinander. Oder schreiben eben Tagebuch. Auch hier gilt, die Zeilen sind je Person eingesetzt worden, und können daher unstruktutiert wirken.

Hier eine kleine Auswahl von 1983 bis heute:



Manchmal
Manchmal hilft es laut zu sein,
Manchmal hilft ein kleiner Schrei,
Manchmal ist die Wut zu groß.
Manchmal auch die Welt.
Manchmal lachst du, wenn du lieber weinen willst.
Manchmal ist die Sonne viel zu grell
Manchmal hilft es laut zu sein.
Manchmal bist du groß und stark.
Manchmal lieber winzig klein.
Manchmal gibt es keinen der dich hält.
Manchmal hilft es laut zu sein.
Manchmal hilft ein kleiner Schrei.
Manchmal ist es nur ein Wort,
das deine Schmerzen stillt.
von Jo für Johanna weil sie immer Schmerzen hat.


Du solltest..
Möchte Spielend Welten erleben
Gedanken teilen laut und hell
Möchte kitzeln und lachen sollen
Und Freude Freude laut schreien

Möchte den Schmerz ganz weit weg werfen wollen
Und sehen wie er versinkt im tiefen Bach
Mich fühlen mit Augen die mich sehen
Und Freude Freude brüllen so laut das es kracht.

Möchte mich im Spiegel erkennen
Mit goldblonden Locken und der Lücke im Zahn
Möchte so gerne laut meinen Namen sagen
Doch mein Mund ist ganz still
Und Freude
Freude
in den Augen der Anderen
Ist alles was ich will...
von Jo Januar 2014 für Grid

Gedanken und Gefühle (Gemeinschaftsprojekt aus dem Jahr 1999 Johanna und Yensaya)

Was entscheidet unsere Denkmuster voneinander?
Bist du der Logik verfallen?
Dein Weg ist dem meinen zu nah.
Aber ich geh dir entgegen,
brauch nichts zu bezahlen.
Gehört Impulsivität zum Gedanken,
der sich dann formt,
um zu einer Handlung zu werden?
Ich sehe dich bei diesen Worten wanken, sehe fragend, deine Augen, ein Lichtermeer.
Sehe dann Blüten um uns ranken.
Und du sagst nichts mehr.
Hab ich je gedacht, bevor ich die Dinge tat?
Versuchst du dich beim Denken zu kontrollieren?
Und du lächelst, wenn du uns in den Nächten siehst, die uns verwirrend erscheinen, immer wieder feuchte Bettlaken, immer deinen Mund auf den meinen.
Ist das Intelligenz?
Dadurch das ich dann weniger Kontrolle habe,
bin ich dann weniger intelligent?
Ich höre meinen Namen, und ich versuche dem zu entrinnen, sehe dich ganz sachte,
mich suchend finden.
Intelligenz ist aus dem erlernten und aus den Erfahrungen, die Dinge wahrzunehmen,
ist gleich verstehen, ist gleich die Handlung danach.
Und du fragst noch ob ich dich Liebe,
meinst Sex zu haben,
ist mit mir über
der Erde zu fliegen.
Aber ich nicke nur,
auch wenn ich denke,
deine Worte lügen

Und die Zwischenfrage:
Ist in Gedanken das Gefühl der Liebe enthalten?
Oder ist die Liebe nur der Trieb unseres Körper?
Nein - du sagst es laut,
und mein kaltes Herz dann taut,
denn mein Herz erwärmt sich in deiner Brust.
Und dein Herz, sanft und pochend, fragt in mir, ob das Liebe sein muss?
Wie ist das mit dem Körper,
denken wir:
- uns geht es gut - uns geht es schlecht -?
Ist Schmerz und Freude nur ein Funke
in unserem Gehirn?
Es tut weh wenn du gehst, sagst du.
Doch du sagst auch, wenn ich gehe,
dann ist es mein Recht.
Und wenn ich deine Tränen sehe,
sehe ich auch, sie sind so echt.


Ich liege neben dir, höre deinem Atem an meinem Ohr, lass meine Hand, an deinem Körper herunter fahren.
Du liegst still, und ich werde dich Küssen,
Sekunden später bin ich froh,
nicht mehr denken zu müssen ...
Denn ich weiß nun das der Gedanke
mich von dir trennt,
und das nicht immer alles so ist,
wie man es kennt.
Die Welt sie dreht sich,
Verändert uns in uns selbst.
Was gestern war, ist heute schon vorbei,
Die Wahrheit von morgen ist mir einerlei.
Dein Lächeln von heute, mir das wichtigste ist.
Ich werde sehen,
wenn du mich vermisst.
Ich werde dann wissen,
dass es Liebe ist.
Johanna / Yensaya 1998 

Falten Faltig
Falten Faltig
Lebendig Sein
Tiefe Erhabenheit
Mutiges Erleben
Buntes Lachen Weinen
Miteinander Füreinander
Queeres Krummes wagen
Geradeaus und Mittendrin
Auch mal hintendrein
Buntes Lachen Weinen
Falten Faltig
Meins und Deins
Unser Aller
Haben Wollen
Geben Wollen
Sein auf allen Wegen
Johanna 

Für meine Tochter
Mein Liebes,
seit dem du da bist, ist kein Tag wie der Andere
Der Mond geht unter und die Sonne geht auf
die Welt dreht sich um dich
und je mehr Zeit vergeht
desto älter wirst du.
Dein Lachen - wie süss - erwämt mein Gesicht
Deine Augen
ob offen oder zu
sind mir zugewandt
Du kleines Leben wie sehr habe ich dich erwartet
gehofft und gebangt
du bist mir so nah und so fern
Bist Teil von meiner Seele
nicht meines Körpers
Uns verbinden Gezeiten und Wünsche wie Seen und Täler
Wenn ich dir vorlese: Ich liebe dich bis zum Mond
Dann setze ich: Ich liebe dich bis in alle Zeiten
von hir bis zum Ende der Galaxie davor und ich denke ganz leise daran
das ich dich irgendwann
wieder gehen lassen muss
Oder du wirst mich gehen lassen müssen
Unsere Wege die sich dann trennen
werden wieder und wieder sich begegnen
wenn es stimmt was man so sagt
ist der Tot nur eine Ecke vom Leben entfernt und die Macht beides zu vereinen
die hat nur die Liebe
Ich liebe dich mein Kind
Du bist mein Wunsch den ich mein ganzes Leben lang wünschte und
der sich erfüllte mit deiner Geburt
Du bist mein Abendgedanke und mein Morgengruß
Ohne dich ist nichts mehr wie es war und
es wird nichts mehr sein wie es ist.
Du bist
Mein Kind
Du bist
Wenn ich dran denke
das alles einen Anfang hat und alles ein Ende
Dann bist du der Weg zwischen den einzelnen Worten
Das Netz das alles miteinander verbindet
Du bist
das Adrenalin das durch meinen Körper schießt
wenn du mal aus meinen Augen verschwindest
Wenn man mir sagt
du hast meine Augen
dann füllt mein Herz sich mit diesem unbändigen Gefühl von JA
auch wenn es nicht sein kann
so ist es doch wahr
Durch dich sehe ich mein Alter
das so viele Jahre von deinem entfernt ist
Durch dich sehe ich meine Kindheit in anderen Blicken
Durch dich kann ich lachen und weinen und mich erfreuen an Augenblicken
die oft anstrengend sind und gleichsam so leicht
Du bist für mich wie ein kleines Vöglein
Wie ein Hauch nur im Wind
Ich halte dich
ich lass dich gehen
ich begleitet dich
Mein Kind
Du bist für mich der Monat und das Jahr
Die Woche und der Tag
Jede Sekunde die ich denke
denke ich an dich oder mit dir
oder überhaupt
Seit dem ich dich sah
ist all das Wirklichkeit und Träumerei
verbunden mit dem was da ist und was sein könnte
Nichts ist kontrollierbar
Nichts ist strukturierbar
Nichts ist so wie es einst war
Seit dem ich dich sah
Mein Kind
Du bist die reine Liebe
Die Leichtigkeit und die Harmonie
Alles passt zusammen
Die Waage
die zarten Triebe
du bist so zerbrechlich
so klein und winzig
und doch bist du stark
und Mächtig
Durch dich wurde ich Mutter
durch dich erwachsen
Mein Kind
durch dich kann ich das was in mir
erleben Leben
Durch dich
hat alles einen Sinn
Du bist mein Herz
wenn es unbändig schlägt
meine Sorge und mein Verdruss
Meine Angst
mein Temperament
All das was du erleben musst
bin ich
und das den ganzen Tag
Mein Kind
Auch wenn ich unsichtbar nur Beobachterin wär´
wärst du es die mich sichtbar macht
Dein: Mami
hier
Dein: Mami
da
Macht das ich kaum zum Atmen komme
Die Luft die hol ich mir in deinen Armen
wenn du dich kuschelnd an mich schmiegst
Dann fühl ich dich
und weiß
Du bist mein Ozean
bist jedes Meer
Mein Kind
was wärst du ohne mich
was wäre ich ohne dich
Du bist für mich all das was ich niemals werde
und ich bin das für dich
was du nie bist
der Halt
das Fallen lassen
Der Anfang und das Ende
all das was wir gemeinsam sind wir zwei
wir drei
ich und deine Mama lieben dich
mehr als ich je sagen werde
Du wirst es fühlen innerlich
Von Mami (Johanna) für Shaya


Ein neues Jahr
Ein neues Jahr
Ein neuer Tag
Ein neues Leben in einer neuen Zeit
Und wir sehen die abgetragenen Kleider
Noch am Bügel hängen
Und den Staub auf den Büchern
Und die Laken noch feucht
Von unseren Körpern
Sogar der Geruch von dir hängt
In der Luft
All das zu ignorieren
Fällt mir schwer

Ich sehe die Nachrichten
Die so vielversprechend sind
Und sehe in das Gesicht eines
Kindes das stirbt
Ich sehe meine Vergangenheit
Wenn ich die Schubladen öffne
Fallen Alben auf meinen Schoß

So viele Bilder
So viele Erinnerungen
So viele Spinnweben
an den Wänden
So viele Versprechungen
Die nie gehalten wurden
Sogar die alten Briefe sind noch da
Fein in Seidenpapier eingeschlagen
All das wegzuwerfen
Fällt mir schwer

Ich sehe das Spiel das wir spielten
Und das Lachen
Das nicht unser war
Ich sehe den Spiegel in deiner Hand
Und das Gesicht darin als er zerbrach

Ich sehe mich wie ich einst war
Und ich sehe
Wer ich heute bin
Und ich merke
Das was Vergangenheit ist
Zu vergessen
Fällt mir nicht schwer
Johanna Januar 1997 nach der Trennung von Roland


 Ye n s a y a s Geburt
Anfänglich war es kalt
Und der Wind strich über meine Haut
Ich sah wie die Sonne am Horizont erschien
Und die vielen grauen Häuser um mich herum
In ein sanftes violettes Licht tauchte
Wie oft war ich diesen Weg gegangen?
Mit Gedanken die nicht aussprechbar waren?
Wie oft mit Tränen?

Abschied nehmen von einer Kindheit die keine war
Lachen das erzwungen wurde
Weinende Augen, die geschlossen waren
Ich stand am Ende des Weges und der Wind wich den ersten Sonnenstrahlen
Zärtlich berührten sie meine Seele
Das ist der Anfang auf einem Weg zum Erwachsen sein

Ich befreite mich aus meinem Kokon
Und dem ersten sagte ich leise:
Hallo ich heiße Yensaya!
Von Yen Datum unbekannt 

Blick aus dem Fenster
Die Wolken die den Rest der Sonne verhüllen
Sie kommen mir fasst entgegen
Meine Hände können sie ergreifen
Nur einen Augenblick mit ihnen spielen
Sie hinauf werfen und wieder fangen
Hindurch langen
Sie genießen
Ich lasse sie auf meiner Zunge schmelzen
Wie Zitronen-Eis
Ein wenig sauer
Ein bisschen süß
Ich könnte sie an die kahlen Äste hängen
Wie Luftballons
Oder sie an den Schwanz meiner Katze binden
Und sehen wie sie sich im Wind bewegen
So leicht
So zärtlich
Wie die Hand meiner Geliebten
Ein bisschen sanfter
Ein klein wenig fester
Der letzte Rest der Sonne
Wie grau doch die Wolken auf einmal sind
Wie traurig
Wie wehmütig
Ein bisschen Einsam
Ein klein wenig Allein
Yensaya Datum unbekannt 

MACHT  TRIGGERGEFAHR
Die Macht die du hast
Verwundet mich tief
Die Macht zu töten
Zu ergründen – Nein-
Fasst sterbend, denn der Tot ist nicht das was ich meine
Vernichtend liege ich vor deinen Füßen
Du siehst auf mich hinab
Ohne Gefühlsregung
Die Kälte die du ausstrahlst
Ist so schmerzhaft
Das ich schreien muss
Und du weißt dein Lachen tut weh
Und dennoch lachst du auf mich hernieder
Zynisch
Wie dicke Hagelkörner tropft es auf mich herab
Dein vernichtendes Lachen
Deine Augen sind niemals Zärtlich
Und deine Liebe hat es nie gegeben
Du beugst dich über mich und ich fange vor Angst an zu zittern
Deinen Biss spüre ich schon nicht mehr
Und doch....
Und mit dem letzten Teil Leben in mir
Kämpfe ich
Und doch ist es zu spät
Ich merke
Wie immer mehr
Du Besitz von mir ergreifst
Und plötzlich ist es eine Kälte
In mir
So schmerzhaft
Das ich laut aufschreien muss
Die Macht die du hast
Vergewaltigt mich

Verfasser irgendeiner von uns Datum unbekannt


 Ich wartete
Irgendwer sagte irgendwann
Der Mond wird nicht mehr scheinen 
Große Dunkelheit

Irgendwer hatte irgendwann
Das Licht ausgeknipst
Ich saß hier 
Und wartete auf dich 
Irgendwer sagte Du kommst nicht mehr
Für Annabell von Johanna 

Kriegsgott
Du hattest die Lanze erhoben
Zum Schlag bereit
Du warst kein Mensch
Der Übelkeit scheut
Hattest das Kind
Zum Knien gebracht
Kriegsgott
Der grausam lacht
Jo 1984


Tagebucheintragungen

Ein missbrauchter Mensch hat ein großes Problem damit geliebt zu werden. Liebe ist etwas, das anderen zusteht, aber nicht einem Selbst. Wir alle habe es viele Jahre nicht verstanden, das man uns, oder einen Einzelnen von uns liebte und Jo versteht es immer noch nicht. Sie hadert damit, hinterfragt es immer wieder.

Die folgenden Tagebucheintragungen zeigen wie zerrissen wir oft waren und ganz selten auch heute manchmal noch sind. Es war ein langer Prozess, bis wir uns endlich finden konnten, so das wir heute zu einem Team, einem System zusammen gewachsen sind. Selten haben wir Daten dazugeschrieben, was unteranderem daran lag, das einige von uns kein Zeitempfinden haben. Da musste ganz schnell die Schreiberin oder eben Jo oder Johanna die Gedanken loswerden. Die meisten meiner folgenden Tagebuchaufnahmen stammen von 2001.
Später haben wir oft Gemeinsamprojekte gestartet und die Schreiberin hat diese Dokumentiert. Doch damals waren wir alle noch getrennt und somit lief es in uns sehr Chaotisch ab. Eine kleine Einzelentscheidung hatte eine große Wirkung auf unsere andere Persönlichkeiten.

gedanken an gestern (Gedanken zu meiner Beziehung zu Britta 1998)
ich habe dieses lächeln gesehen, und doch so anders gedeutet.
gesehen wie sich energie um energie, wie spinnweben im raum geteilt, wieder zusammen woben, wie eine sanfte doch zaghafte umarmung. ich dachte ich sehe etwas was gänzlich nichts mit mir zu tun hat, so als wäre ich nur die zuschauerin...als ich erwachte, wusste ich die zuneigung gehört mir. und anstatt davon zu laufen, lies ich es einfach stehen... zwischen nähe und distanz, ein gefühl als sei heute gestern, als sei die zukunft schon längst vorbei. zwischen nähe und distanz begriff ich, das ich nie mehr davon laufen brauche, weil ich aufgefangen und aufgehoben, umgarmt und geliebt. sanft beschützt und geheilt, endlich liebe leben kann. 
ich habe die gespräche belauscht und mittendrin die augen gesehen, und gedacht,  für sekunden nur: werde ich etwa gemeint?
ich habe mich abgewendet weil ich nicht erkennen wollte, das mir das lächeln galt.
 mich schützend umarmt, um mir wärme zu geben, dabei war die temperatur so angenehm warm. aber erst die kleinen schweißperlen auf meiner stirn ließen mich meine hände wieder senkend im schoß, abwarten was geschah.
 und ich sah bereits eine neue woge der zuneigung, und ich dachte, warum ich, warum werde ich so angesehen? in mir schüttelte sich alles, weil mein bild nicht mit dem bild in den augen meines gegenübers passte.
 ich sah mich mit flügeln so weiß, solche die ich nie hatte, nie haben werde, nie haben will. leise fragte ich in den raum, was geschieht hier?
 und die antwort gefiel mir noch weniger als die flügel auf meinem rücken, die antwort...du bist da, und dir wird gegeben! war wie ein hohn auf all die jahre, die vergangen waren. all die jahre wo nichts geschah, als nur die traurigkeit die mir so wahrheitlich entgegen sah.
 ich war verwirrt, dachte bei mir, das bin ich nicht! und doch bekam ich wieder und immer wieder die gleiche antwort. und als ich dann erschöpft und wehmütig zugleich bat in lauter sprache, so das der raum erfüllt von meiner frage.
 warum? und noch mal, was geschieht hier? rief, so sahen mich die augen an, und in ihnen spiegelte sich mein altes spiegelbild. weil du du bist, hörte ich es sagen.  ich schüttelte den kopf und sah nach oben, und sah wie einen moment der ewigkeit, die flügel flogen in eine unendliche ferne, zurück blieb nichts als ich selbst.

und das erste mal in meinem leben, erkannte ich, wer ich wirklich war, ein liebenswerter mensch, der liebe bekam. umsonst nur weil ich nichts als ich selbst bin.....
Auschnitt Tagebuch Jo 



Gedanken zum Leben
 

Grenzenlos
Wenn ich über Grenzen nachdenke, sehe ich mehr als nur Zäune und Mauern. Ich sehe über mir diesen Stachelzaun den ich mir selbst gebaut habe. Jenen der verhältnismässig unverhältnismässig abschirmt, von dem was mich erreichen könnte, wenn ich es wollte. Ich war oft dabei ihn zu erklimmen, habe mir mehr als einmal die Hose aufgerissen. Die Löcher gflickt und festgestellt, es ist so gut wie aussichtslos. Sowohl meine Flickarbeit, als auch den Blick nach oben und den Sprung nach unten. Ich komme einfach nicht weit genug um mich hinüber zu hangeln. Meine Hände reißen in Fetzen und meine Kraft hält die Anstrengung nicht aus. Ich bin darauf angewiesen mir meine Freiheit zu erträumen, denn die Realität ist eine andere. Eine die Stacheln zum Abendessen frisst.
Wäre nur nicht diese Unüberwindbare Abneigung gegen alles was Strukturen hat, Regeln hat, Formen und Normalitäten. Wäre es nur möglich die Freiheit als das zu sehen, was sie ist - ein Kosmos mit unendlicher Weite. Wären Grenzen wirklich Grenzenlos, würde ich mich hoch erheben in die Lüfte um dann auf der anderen Seite meines Selbst sanft zu landen. ...
Ausschnitt Tagebuch Johanna 


Sein:
Jeder Mensch ist in seiner Einzigartigkeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Mit der Natur und ihrem Dahinziehen durch Millionen von Jahren vegetativer Ursprünglichkeit, haben wir Menschen vergessen, dass wir einmal sehr wenige waren auf diesem Planeten. Das jeder von uns wichtig war, seine Aufgabe darin bestand das Leben zu erforschen und an der Ursprünglichkeit festzuhalten. Denn nur sie lehrt uns Respekt und Vertrauen.
Wir lebten im Einklang mit den Empfindungen und den Gefühlen. Sie waren lebenswichtig in unserer Entwicklung.

Im Laufe der Zeit kam mit erreichen von neuen Erkenntnissen, auch eine neue Zivilisation auf, wir wurden zu unseren eigenen Arbeitern. Nur noch unsere Taten vollbrachten Lob und Anerkennung. Wir sahen uns durch das was andere sahen und durch das was wir mit Hand und Gehirn produzierten. Je mehr wir erreichten an Annerkennung durch andere, desto weniger wurden wir uns wert.

Heute bestimmt unser Leben die Arbeit die wir vollbringen. Die Produktion von Ergebnissen. Kinder die gefragt werden, was ihnen wichtig im Leben ist, antworten heute schon: Geld, Anerkennung, Beruf.

Nur wenige machen sich Gedanken um das erreichen von Empfindung und Gefühl, um das erreichen um Wahrhaftigkeit und SEIN.
Dabei ist es dass was wir einmal als wichtigstes Gut unseres Lebens erachteten. Das eigene Sein… Das Gefühl das uns schützte, uns half zu überleben…in einer Zeit die der unsrigen gar nicht mal so unähnlich war…..
Vielleicht mussten wir um unser Leben kämpfen,  vielleicht mussten wir dorthin um zu begreifen, was Leben wirklich ist… 
Johanna -Ausschnitt eines Briefes (während der Therapie geschrieben) an eine ehemalige Freundin 

Johanna macht sich auf die Suche nach den "anderen" in ihr:
Wahrheit zu leben, macht oft einsam... denn die Einsamkeit ist die wirkliche Wahrheit des seins.Wir leben um der leben vieler, vieler leben um der leben des ego (ICH). wenn ich also Wahrheit leben will, muss ich als erstes das ego konzentrisch einschrenken. ich muss lieben lernen. hass überdenken, ablegen und umwandeln in eigenkraft. diese muss ich dann für meine Wahrheit einsetzen. -
und das macht einsam... jetzt noch... vielleicht werde ich den Tag erleben, die Begegnungen der Anderen... ein Freudentag!!!!
 Tagebuch Johanna 1.9.2004


Dokumentation der Schreiberin: 28.2.2001
Ich habe die Kontrolle verloren, die Schreiberin kann nur das schreiben, was die andern fühlen.
Absolutes Chaos:
Ich weiß nicht mehr was los ist, zuerst haben alle durcheinander geredet, das Für und Wider abgewogen, dann ist Jo einfach durchgeknallt, sie fing an zu weinen, und sie weint immer noch.
Ich versuche hier ein wenig Ordnung rein zu bekommen, aber ich habe das Gefühl es rinnt mir durch die Finger. Jo redet kaum, sie hat sich in sich verzogen, ich versteh es nicht. Sonst habe ich sie immer gehört. Nun ist sie still.
Sie ist wie Grid.
Ich weiß nicht ob ich diese Zeilen in mein Tagebuch einbinde, ich muss einfach nur schreiben, damit die anderen nicht vergessen.
Britt versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, sie hat noch nicht verstanden das ich nicht reden kann, sie versucht mich zu umarmen, sie versucht mich zu halten, aber sie ist bei der falschen. Ich bin nur die Beobachterin, die Schreiberin, ich kann nicht Jo sein....

Gedanken von Jo 27.2.2001
Jo war in der Zeit sehr durcheinander, denn damals war sie noch nicht mit uns verbunden, sie fühlte sich vollkommen getrennt und das machte ihr Angst. Letztendlich hat eine banale Diskussion dieses Durcheinander in ihr Ausgelöst, und zwar der Wunsch einer Freundin man möge gemeinsam eine WG gründen. Lings war absolut gegen eine WG, Rechts empfand es eine gute Idee.

SCHEISSE
ich bin gestern zusammen geklappt, weil mir vieles klar wurde, ich habe mich meinen ängsten stellen wollen, bin runtergefallen, ziemlich tief und ziemlich schmerzhaft.
ich bin gescheitert an den vielen personen in mir.
rechts die frau die immer glücklich und happy ist, alles ganz toll findet und die welt am liebsten umarmen will, lings dieser Typ der immer was zum aussetzen findet, mit sich und der welt nicht klar kommt, der immer nein sagt, auch wenn er nicht davon überzeugt ist. der mehr die erde als trümmerhaufen erblickt.
die zwei ziehen an einen starken seil, sie wetteifern mit sich um den sieg.
da gibt es die Frau die erwachsen ist (Johanna, die damals noch keinen regelmässigen Kontakt zu Jo hatte), die kopflastig versucht alles zu überblicken, die selten mit mir redet, dondern die notizzettel in der wohnung verteilt, die ich dann finde und die ich dann versuche zu entschlüsseln. sie ist unglaublich inteligent und sie versteht alles sofort, leider ist sie nicht immer da, manchmal da suche ich sie vergebens, sie hat keinerlei kontakt zu links und rechts, das macht mir oft sorgen.
da gibt es grid, sie weint den ganzen tag und sitzt in einer ecke, sie will nicht spielen und nicht reden, ihr gesicht ist verborgen und ihr mund ist wieder zugeklebt. ich geh ihr aus den weg, manchmal kommen von ihr die erinnerungen, machnmal ist sie mir einfach zu nah.
da bin ich, jo, ich schau mir die sache an, kann aber nicht eingreifen, ich tu das was links oder rechts von mir verlangen, die zwei gehen mit unglaublich auf den wecker, manchmal sind sie still, dann habe ich meine ruhe, lese oder male, oder musiziere, oder kann das sein was ich bin, eine 17 jährige.
da gibt es die frau ohne namen (Yensaya), die die gerne und oft sext hat, die britta am liebsten immer um sich hat, die gern experimentiert, die nackt ist, die keine scheu hat, keine angst vor kontakt.
ich bin gern mit ihr zusammen, wir sprechen uns ab, wir sind ein team.
ich weiß nicht wen es da noch gibt, ich weiß nícht wer noch die fäden meines lebens zieht. manchmal denke ich da gibt es noch viele, manchmal denke ich ich bin allein.
ich habe mit britt geredet, ich hatte solche angst, solche panik, das ich nicht ich sein kann, das die menschen die mir sehr wertvoll sind, mich verändern wollen, das ich das tun soll was sie sagen, dann ist das wie bei links oder rechts, ich ertrag es nicht, ich laufe davon ich weiß, aber meine angst ist soooo stark.
ich bin so durcheinander, ich könnte wieder nur weinen, immer wieder sind da tränen in mir drin, dabei dachte ich sie sind schon versiegt.
britt sagte ich solle alle personen annehmen, sie würden zu mir gehören, aber das geht nicht, ich kann nicht, sie sind so anders als ich...
britt meinte das ich mir vorstellen soll, jede person hällt ein schild nach oben. zusammen ergeben diese schilder mein gesicht.
ich habe immer so gelebt, mit ihnen ich habe auf sie gehört wenn es darum ging einen job anzunehmen oder abzulehnen, ich habe auf sie gehört als ich roland kennengelernt habe, ich habe auf rechts gehört als sie sagte heirate ihn.
ich bin fasst gestorben, weil ich genau wie jetzt irgendwann begriffen habe das ich das nicht wollte, das ich meine angst nicht mehr unter kontrolle hatte, ich habe geschrien und um mich geschlagen.
irgendwann bin ich abgehaun.
ich will das nicht mehr, ich will nicht mehr vor mir selbst davon rennen.
ich will sogern entscheidungen treffen können. ich weiß nur nicht wie.
wie schaff ich es, das links und rechts ruhig sind, und mich machen lassen.
ich fühl mich wie ich bin, klein und hilflos, ich fühl mich sooo allein machmal.
ich rede heute das erste mal offen, und ich habe das gefühl es bricht mir das herz.
ich habe angst vor meiner angst.......
britta sagt sie ist da und ich weiß sie ist es, das hilft mir.......
Ich habe heute das gefühl nicht richtig da zu sein, ich fühle mich als würde ich das alles nur von oben sehen.
Ich fühle auch momentan meinen körper nicht.
Gestern morgen habe ich gekotzt, ich wollte es nicht, aber es kam von allein.
Britt hat heute morgen nicht viel gesagt, und ich bin froh das ich nicht viel sagen muss.
Ich habe angst vor dem heute, ich bin auf schotterblume .de gegangen, da werden auch kliniken beschrieben , ich denke das werde ich tun, bevor ich total durchknalle,, ich glaube nicht das ich das noch lange aushalte.
Ich werde gleich das hier ausdrucken und meiner therapeutin mitnehmen
Tagebuch Jo 27.1.2001 

Die Schreiberin
Ende



Sonntag, 16. Februar 2014

Feetback - Tofugut!

Voll anstrengend der Tag, aber -

Mir geht es Sau Tofugut - das ist jetzt schon übertrieben, aber ich hab mit echter Gülle gerechnet.
Irgendwann hab ich hier gesessen und schon drüber nachgedacht, was ich da eigentlich angezettelt habe.
Ich dachte: Oh Jo du warst mal wieder super auf dem Egotripp und ziehst alle mal kurz mit durch den Kakao.
Nur weil du mit dem Scheiß nicht zurecht kommst.

Aber das Feetback war toll heute, ich freue mich darüber, das die Leute auf die es ankommt, uns trotzdme noch mögen.

Jetzt ist der erste Tag um, ich muss auch unbedingt heute schlafen. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal geschlafen habe, aber ich glaube das ist schon lange her.

DANKE Welt, danke Freunde.
Ich will mal nicht so theatralisch sein,
ich finde es schön, das so viele verständnis haben für uns.

das ist übrigens unser zweites Outing ;)

Beide überlebt Cool

Bis bald eure Jo

Spuren - Geschichtliches






Bevor ich hier ein wenig mehr über unsere Geschichte in stark verkürzter Form erzähle, möchte ich das ihr wisst, dass wir auch diesen Text weder zensieren, noch mit Splats und Spoiler versehen. Generell gilt beim Lesen auf diesem  Blog: Lesen auf eigene Verantwortung - Triggern kann unser Blog auf jeder Seite!


Geboren bin ich 1965 in einem kleinen Dorf im Taunus. Mein Leben fing bereits mit einem Gewaltakt an. Ich wurde kurz nach der Geburt im Krankenhaus zurückgelassen. Nachdem einige Wochen vergangen waren und das Klinikpersonal endlich einen Verwandten von mir ausfindig machen konnten, kam ich zu meinem Vater. Meine Mutter war zu dieser Zeit nicht auffindbar. Da er keine Ahnung hatte, wie er mit einem kleinen Säugling umzugehen hatte, lies er mich einfach im Bett liegen und verschwand ebenso. Ich war vergessen und nur der Umstand dass mich Nachbarn irgendwann nicht mehr Weinen hörten, lies mich am Leben.

Kurze Zeit nachdem ich Leblos in meinem Bett gefunden wurde, holte mich meine Oma zu sich und dort blieb ich etwa bis zu meinem vierten Lebensjahr.
Ich wuchs in diesen 4 Jahren in einer wenn auch stabilen, aber sehr armen Umgebung auf.

Meine Oma und ich.


Als ich etwa vier Jahre alt wurde, gedachten meine Eltern wieder an mich. Ich hatte zu dieser Zeit bereits zwei Geschwister und meine Mutter war wieder schwanger. Sie holten mich zu sich und ich kann mich erinnern, dass ich in meiner ersten Nacht von meinem Vater vergewaltigt wurde.
Meine Mutter war schwanger und mein Vater brauchte Sex. So einfach war das.

Grid  etwa 4 Jahre alt, aufgenommen, kurz nach ihrer Vergewaltigung. Grid sieht heute noch fast genauso aus, nur hat sie längere Haare und eine kleine Zahnlücke.

Ich erinnere mich:

Ich hatte rote Strumpfhosen und schwarze Riemchensandalen an als ich vergewaltigt wurde. Ich weiß dass mein Vater sagte ich solle Ruhig sein und mich nicht so “zieren”. Ich weiß noch dass meine Mutter meine Beine festhielt als er mich vergewaltigte. Ich weiß noch dasnicht an den Schmerz. Ich bin ohnmächtig geworden. In dieser Nacht spaltete sich meine Seele. Und seid dieser Nacht habe ich MPS.
Damit hörte mein Missbrauch nicht auf. Im Gegenteil, mit dieser Vergewaltigung fing mein Missbrauch erst an. Ich weiß nicht wie ich Überlebt habe, ich weiß nur noch dass meine Mutter mich danach wusch und mir ein neues Nachthemd anzog. Und die ganze Zeit sagte sie, ich sei nun Papas kleines Mädchen.
Als meine Mutter dann einen kleinen Jungen gebar, wurde alles nur noch schlimmer. Mein kleiner Bruder durfte nicht schreien, als er eines Tages doch schrie, nahm mein Vater das Baby aus dem Bettchen. Ich stand zu diesem Zeitpunkt am Treppenaufgang und als mir mein Vater zurief: “Fang!” dachte ich er wirft mir eine Puppe zu. Ich war noch zu klein um wirklich zu fangen, und prallte mein kleiner Bruder von mir ab und fiel mir direkt vor die Füße. Er hörte auf zu weinen. Seid dem ist er Geistigbehindert. Auch er hat es Überlebt.

Diese Erinnerung kam erst sehr spät, obwohl mir die Alpträume ein Leben lang begleitet haben.

Zwischen meinem 7 und 9 Lebensjahr, bekamen meine Eltern immer wieder Besuch von "Freunden". Menschen mit Tätowierungen. Ein Mann hatte eine Tätowierung auf seinem Penis. Sein Name war Klaus. Einmal fragte er mich ob ich ein Zauberkunststück sehen möchte. Ich sagte ja. Und so zeigte er mir seine Tätowierung die sich, dadurch dass sich sein Penis vergrößerte veränderte, aus Marie wurde Marieanne.
Etwa zur gleichen Zeit wurden meine Geschwister und ich Fotografiert. Wir mussten uns ausziehen und uns gegenseitig Streicheln,. Irgendwann kamen die Freunde,männliche wie weibliche unserer Eltern dazu, diese Szenen wurden gefilmt und fotografiert. Ab da war ich nicht nur „Papas kleines Mädchen“, sondern auch das kleine Mädchen seiner Freunde. Ich “schlief” nun nicht nur mit meinen Geschwistern vor der Kamera, sondern auch mit den Freunden meines Vaters. Ein Freund hieß Mike, den Namen des anderen habe ich vergessen. Im Laufe der Zeit (wie lange das ganze anhielt weiß ich nicht), kamen auch einige Kinder hinzu, Kinder der Freunde meiner Eltern, aber auch fremde Kinder. Kinder die wir trösten mussten, wenn sie weinten. Eine Freundin brachte ihre Tochter mit. Sie hieß Annabell.
Die Bilder wurden zu einem kleinen Katalog gebunden und in der Nähe unseres Wohnortes im Wald deponiert. Eines Tages fanden wir “unsere” Aufnahmen beim Spielen am Bach. Meine Geschwister und ich zerrissen die Kataloge, doch Tage später wurden wieder neue produziert.
Als ich etwa zehn oder elf Jahre alt wurde, starb Annabell. sie wurde in der Badewanne ertränkt. Ihr Vater kam dafür ins Gefängnis.

Ich habe viele Erinnerungen die zeitlich nicht eingrenzbar sind, hier einige davon:

Das bin ich im Alter von 5 /6 Jahren nach meiner Einschulung.
den hellblauen Mantel hat meine Oma kurze Zeit später im Ofen verbrannt. 

- Ich wurde nachts von meiner Oma geweckt und in ein Taxi gesetzt. Mein Vater wartete vor einem Haus. Er bezahlte den Taxifahrer und brachte mich in einem Raum, in diesem standen Pinkfarbene Sessel mit roten Herzkissen. Er gab mir Sekt zu trinken, damit ich lockerer wurde. Dann kam ein junges Mädchen und kümmerte sich um mich. Meine Mutter beschäftigte sich mit einem Dunkelhäutigen Mann. Das Mädchen brachte mich irgendwann zu diesem Mann.-
Ich weiß nicht wie ich wieder Nachhause kam. Meine Oma verbrannte meinen blauen Mantel im Küchenofen, weil er “schmutzig” war.
- Ich lief eines Nachts davon. ich hatte nur ein Nachthemd an und war barfuß. Es war Winter. Es schneite. Ich lief in den Wald um mich dort zu verstecken. Ich hatte furchtbare Angst und es war so kalt. Ich krabbelte tief in den Wald und versteckte mich unter einer Fichte, deren Nadeln bis zum Boden reichten. Dort hatte ich einen weichen Platz gefunden. Ich legte mich hin um zu schlafen. Irgendwann wurde ich wachgerüttelt und man leuchtete mir mit einer Taschenlampe in die Augen. Man hatte mich gefunden.
- Mein Vater ging im Sommer jeden Morgen um vier Uhr mit uns in den Wald. Er nahm seine Pistole und sein großes Messer mit. Ich kann mich nur an Bruchstücke erinnern:
Im Wald machte er “Schießübungen” - Wir mussten uns ausziehen - Wir hatten Angst, oft war es noch Dunkel und wir hatten Schmerzen.
Als ich etwa neun Jahre alt war, versuchte sich meine Mutter zu erhängen. Sie wurde durch meine Schwester und mich gefunden. Ihr Gesicht war blau angelaufen und ihre Zunge hing aus dem Mund. Ihre Augen waren offen und nach oben gerollt. Wir liefen zu Oma. Oma und eine Nachbarin hängten meine Mutter ab. Meine Schwester schrie furchtbar. Ich dagegen war ganz ruhig und sagte nur:
“Hör auf zu schreien, sie ist Tot!”
Nur war sie nicht tot. Als mein Vater kam, konnte meine Mutter schon wieder laufen. Sie erzählte ihn, dass sie sich wegen mir das Leben nehmen wollte. Sie würde mich hassen und sie wünschte ich währe verreckt. Mein Vater wurde wütend und schlug sie. Doch sie schrie immer wieder: “Ich will das dieses hässliche Balg stirbt!” Irgendwann drehte mein Vater durch. Er kam zu uns ins Kinderzimmer und schlug auf mich ein, dann würgte er mich so lange bis ich Ohnmächtig wurde. Danach warf er mich aus dem zweiten Stock unseres Hauses. Nachbarn die dies mitbekamen riefen die Polizei. Ich weiß nicht wie ich das überlebte, noch weiß ich was danach passierte. Das nächste an das ich mich erinnere war die Fahrt zu meinen Pflegeeltern.
Wie ich später erfuhr, kam mein Vater in die Psychiatrie.

Meine Pflegeeltern bekamen keinen Kontakt zu mir, ich sprach nicht und war nicht bereit mich anfassen zu lassen. Ich schrie wenn mich jemand berührte. Mein Pflegebruder machte sich daraus seinen Spass, indem er mich immer wieder am Rücken und Hals berührte und ich dann wie wild anfing zu schreien und um mich zu schlagen. Er fand das sehr Lustig.
Nach etwa einem halben Jahr wurde ich mit meiner Schwester ins Heim gebracht. Doch dort blieb ich nicht sehr lange. Kurze Zeit später holten mich meine Oma und mein Vater (von dem ich nicht wusste, das er mein Vater war) wieder zurück “Nachhause”. Und mein Martyrium fing von vorne an.
Mein Vater und ich vor unserem Haus ca. 1976.
Ich hatte mir damals die Haare geschnitten um wie Tomi auszusehen.

Der sexuelle Missbrauch hörte erst auf als ich etwa 16 Jahre alt war.

1981. Kurz nach dieser Aufnahme lief ich mit meiner Schwester von Zuhause weg.

Meine Schwester und ich wurden bei einem Diebstahl erwischt. Die Polizei brachte uns Nachhause. Mein Vater verlangte von uns, dass wir vor Gericht aussagen sollten, die Verkäuferin hätte uns die gestohlene Ware zugesteckt. Alles in mir wehrte sich dagegen, ich wollte niemanden anderen in sein grausames Spiel mit einbeziehen.
In der Nacht haute ich mit meiner Schwester ab. Ich nahm mir 100 DM aus dem Portemonnaie meiner Oma und kletterte aus dem Toilettenfenster. Wir rannten durch den Wald bis zur nahegelegenen Bundesstraße. Dann gingen wir immer am Randstein der Straße entlang. Hin und wieder nahmen uns Autofahrer mit. Doch die meiste Zeit liefen wir. Als es Morgen wurde, wollte meine Schwester umdrehen, es regnete und wir waren klatschnass und müde. Aber ich lief weiter, ich hatte kein Ziel aber ich lief und lief und meine Schwester lief weinend hinter mir her. Das war das erste Mal das ich ein Gefühl von Freiheit empfand. Ich erinnere mich noch daran, wie es regnete, ich  fühle noch heute das kalte Wasser, das mir in Rinnsälen in den Nacken floß. Ich weiß auch noch, das ich immer nur auf meine Füße starte und leise die Schritte mitzählte.

Als es 10 Uhr wurde, nahm uns ein Lastwagenfahrer mit. Er fragte nicht viel. Wir waren total fertig, meine Schwester schlief im Sitzen ein und ihr Kopf lag auf meiner Schulter. Nach einer halben Stunde fahrt setzte er uns an einer Autobahnraststätte ab. Und dort empfingen uns bereits Polizisten.

Die Polizei war sehr nett und verständnisvoll, nur leider konnten sie nicht viel für uns tun. Denn wir sprachen nur sehr wenig. So verständigten sie das Jugendamt. Die Leute vom Jugendamt brachten uns dann auch wieder zurück zu unseren Eltern.

Mein Vater empfing mich mit den Worten: “Du bist tot!”
Ich sagte daraufhin: “Bring mich um, oder mach sonst was mir mir, es ist mir egal. Ich bin tot, na und!”
In der Nacht darauf wollte er mich wieder missbrauchen, ich hatte mir ein Küchenmesser unter mein Kissen gelegt. Und als er kam, zog ich es hervor. Ich sagte nur: “Entweder sterbe ich, oder du. Einer von uns beiden krepiert!”
Er lachte und schlug wie wild auf mich ein und brüllte nur: "Ich bring dich um!" Aber da wieder Filmriss.

Etwas später wurde ich Punk, und nahm Drogen. Ich machte meine erste Therapie und mein Therapeut verschrieb mir Valium! Ich betrachtete ihn als Drogenbeschaffer. Als ich 17 Jahre alt wurde, hatte ich drei Selbstmordversuche hinter mir und wollte mir den goldenen Schuß setzen. Doch einen Tag zuvor lernte ich meinen ersten Freund und späteren (Ex-)Ehemann kennen. 1983 hatte ich meinen Entzug.


Jo mit ihrer Freundin H. 1983 am Brunnen der  Konstablerwache in Frankfurt


Bei meinem Freund wurde Multiple Sklerose diagnostiziert.
Im gleichen Jahr hatte ich meinen ersten Flashback. Ich erinnerte mich an meine erste Vergewaltigung, siehe oben.
1984 Jo am Bad Homburger Schloss

1985 Johanna irgendwo am Meer

1986 hatte ich meine erste Fehlgeburt. 1988 hatte ich meine zweite Fehlgeburt.


Ich träumte von einer Beziehung mit einer Frau. Doch ich hatte Angst davor. 1990 heirateten wir, obwohl ich meinem Ex-Mann sagte, dass ich Lesbisch sei. Er glaubte mir nicht. 1995 hatte ich meine dritte Fehlgeburt. Ich war im fünften Monat schwanger, als ich durch eine Sturzgeburt mein kleines Mädchen verlor. Ich wäre beinahe verblutet. Die Ärzte sagten mir, dass ich keine Kinder bekommen könne. Meine Gebärmutter sei zu stark stark vernarbt.
Kurz nach dieser Fehlgeburt machte ich meine zweite Therapie. Es war eine Gesprächstherapie die mich nicht weiterbrachte, zu diesem Zeitpunkt dachte ich die Wände rücken näher. Ich litt unter starken Depressionen und Fashbacks.


Als ich 1990 meinen Ex-Mann heiratete, war er bereits so stark behindert dass er einen Rollstuhl brauchte um sich fortzubewegen. Ich wollte und konnte ihn nicht mehr verlassen.


1995 machte ich die dritte oder vierte Therapie. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon einiges mit Therapeuten erlebt. Eine Therapeutin schickte mich Nachhause, weil sie keine Frau mit Missbrauchserfahrung therapieren wollte. Eine Therapeutin meinte, nachdem ich ihr meine Geschichte erzählt hatte, ich sei eine gute Schauspielerin und eine Therapeutin sagte mir nach einer Weile sie hätte keinen Platz mehr frei. Ich solle mir einen anderen Therapeuten suchen. Ich war verzweifelt, wütend und dachte wieder an Selbstmord. Ich vergaß alles. Zeitweise wusste ich noch nicht einmal meinen Namen. Ich “wachte” im Bus auf und wusste nicht wohin er fuhr. Ich unterhielt mich mit Menschen und plötzlich wusste ich keinen einzigen vorherigen Satz. Ich vergaß meine Adresse, meine Telefonnummer. Ich hatte keine Ahnung wer die Menschen waren die mir begegneten und die mich angeblich kannten. Und ich hatte furchtbare Albträume.
Nachdem meine Albträume so schlimm wurden, dass ich Nachts überhaupt nicht mehr schlief (Ich hatte es zu sieben wachen Tagen und Nächten gebracht!) suchte ich mir eine Therapeutin aus dem Telefonbuch. Dann rief ich bei ihr an und sagte: “Ich glaube ich habe eine Multiple Persönlichkeitsstörung, wenn sie nicht wissen, was das ist, leg ich wieder auf!”

Meine Therapeutin sagte: sie wisse was eine MPS ist und ich soll doch erst mal vorbei kommen.
Bei dieser Therapeutin blieb ich einige Jahre. Über MPS haben wir so gut wie nie gesprochen. Sie meinte nur einmal zu mir: "Wenn sie darüber sprechen, werden sie in der Psychiatrie landen!" Also schwieg ich. 1995 machte ich ein Psychologie Studium. Beendete es aber nach dem dritten Semester. 1996 beendete ich die Therapie bei meiner Therapeutin und im gleichen Jahr trennte ich mich von meinem Ex-Mann.
1998 lernte ich meine jetzige Lebenspartnerin kennen. 

Jo und Britta 1998, kurz nachdem wir uns kennen lernten


1999 wurde ich geschieden und bekam erneut einen Flashback. Und unglaubliche Schmerzzustände. Ich kam von einer Klinik in die nächste. Man fand keine Ursache für diese Schmerzen. Ich konnte zeitweise nicht laufen, nicht schlucken. Mein Asthma wurde schlimmer. Ich dachte ich sterbe. Die Ärzte vermuteten einen Hirntumor oder Aids.
1999 kam ich in eine Rheumaklinik. Dort wurde Fibromyalgie, Osthochondrose und Spondylathorose diagnostiziert. Man fragte mich nach meinen Narben, nach meiner Kindheit. Nur zögernd sprach ich das erste Mal offen über meinen Missbrauch.

Während dieser Zeit schrieb ich ein Gedicht für meine Frau, aus Trauer und aus Dankbarkeit für ihre Unterstützung und ihr Verständnis, das mich all die Jahre begleitet hat und immer noch begleitet:


Angst (Warum...)


Ich schaue in eine alte Welt,
mitten in der Nacht, wenn Schnee zum Fenster fällt.
Ich sehe mich winzig und klein,
sage flüsternd ein Abendgebet:
Mein Herz ist gut, meine Seele rein.


Und finde mich wieder in dunklen Gedanken,
mich verzweifelnd halten an alten Ranken.
Ich höre noch Schreie, die ich niemals schrie,
spüre die Schmerzen, fühle wie ich ich fiel.
Entzünde eine Kerze, für das Kind in mir,
dass nun nicht mehr einsam ist,
denn es ist jetzt hier.


Und ich sehe in mein Gesicht,
von Tränen ganz nass.
Sehe die Fußspuren noch im feuchten Gras.
Sehe das Messer in meiner Brust.
Höre die Worte, dass ich artig sein muss...


Und ich sage doch heute,
was mich einst schweigen ließ:
Es tut so weh, warum all dies?
Warum muss ich fühlen
was damals war,
um zu verstehen?
Warum kann ich mich nicht einfach
umdrehen und gehen?
Warum ist die Vergangenheit auf einmal da,
wo Gegenwart ist und Zukunft so nah?
Warum bin ich traurig,
wenn ich doch Glücklich sein will?
Warum schreie ich nicht laut,
sondern weine nur still?


Warum lächelt das Kind in mir so süß?
Weiß es denn nicht,
das es I. hieß?
Nein, I. wusste nie wer sie wirklich war;
Weiß sie es nun, ist es jetzt klar?


Woher bekomme ich die Antworten
auf all meine Fragen?
Kann mir jemand helfen?
Kann es mir jemand sagen?


Finde ich wieder zurück aus diesem Labyrinth?
Wo Frau erscheint und verschwindet das Kind?
Wo ich wieder ... Jahre alt bin...


Ich habe Angst und weiß nicht warum,
denn was einmal war, ist schon lange rum.
Ich sehe die Spinnen
aus den Schranktüren Krabbeln.
Sehe mich weinend
in starken Armen zappeln.
Sehe wie ich einst an den Schmerz
von heute zerbrochen bin.
Ich sehe nicht weg, sondern sehe hin!


Und weiß nicht
ob ich das alles noch einmal ertrage.
Darum bitte beantwortet mir doch die Frage:
Warum?


Warum musste ich all das erleben?
Ich kann niemals vergeben,
niemals werde ich still halten,
wenn jemand mich schlägt.
Mich tritt, meinen Körper zersägt.
Mich für seine Zwecke missbraucht.
Mich vergewaltigt,
mir seinen faulen Atem einhaucht.
Mich benutzt, mich beschmutzt,
mich zwingt, mich umringt.
Mich zerstört, mich verhört.
Mich vergessen lässt
wer ich wirklich bin.
Wo liegt die Menschlichkeit
in diesem Sinn?


Wo bin ich unter all dem begraben?
Wer bin ich wirklich,
kann mir das irgendwer sagen?
Schweigen um mich herum,
wie damals als ich nicht reden kann.
Ich war noch so klein,
in ihren Augen so dumm.
Benutzt von Frau!
Benutzt von Mann!


Wo sind sie heute?
Was werden sie denken,
wenn sie diese Zeilen lesen?
Sie waren die einzigen,
die wussten wer ich einst gewesen.
Aber heute sind sie tot, oder alt und krumm.
Sie werden bestimmt nicht mehr wissen,
wissen warum...


Warum lächelt das Kind in mir so süß,
weiß es denn nicht das es I. hieß?


Werde jetzt schlafen gehen.
Es ist schon Morgen.
Wenn die Sonne erwacht,
fühle ich mich geborgen.
Die letzten Stunden sehe ich
in dein schönes Gesicht
und ich denke wie sehr doch
liebe ich dich!
Das gibt mir Kraft
für den neuen Tag,
der die alten Wunden
überdecken vermag.
Die Narben,
die niemand gern sehen will.
Die streichelst du sachte, sanft und still.


Ich verstehe nun
warum das Kind in mir lacht.
Du bist da, wenn es wieder erwacht!
Ich bin nicht mit meinem Schmerz allein,
du bist da, wirst auch dann noch bei mir sein!
Ein Mondengel, der mir die Flügel ausleiht,
mich tröstet, mich hält,
mich von all dem befreit;
was noch fragend sich Wege bahnt.
Du hilfst mir beim aufstehen,
reichst mir die Hand,
du bist da...


Danke

Für Britt


2001 bekam ich einen Platz in einer Traumaklinik. Dort wurde MPS/DIS diagnostiziert. Als ich wieder entlassen wurde, ging ich weiterhin zu meiner Therapeutin, die mich in der Klinik betreute.

2002 heirateten meine Lebenspartnerin und ich standesamtlich. 

22.02.2002.  Britt und Johanna kurz nach der Traurung auf dem Standesamt 


2003 schloss ich meine Therapie bei meiner letzten Therapeutin ab. Seit dem geht es mir gut. Ich lernte mit meinen Persönlichkeiten zu leben. Sie anzuerkennen als Teile von mir.

2007 kam unsere Tochter zur Welt.

Unsere Tochter Shaya, geboren am  1.11.2007

Seit 2009 trage ich  Johanna bewusst eine Glatze, einmal weil Jo sich ohne Haare besser gefällt und zweitens weil ich mich in diesem Jahr zur Buddhistin bekannt habe. 

Manchmal kommen die Erinnerungen und ziehen an mir vorbei wie eine Schlechtwetterfront, hinterlassen eine Weile Schmerz und Trauer und dann gehen sie wieder.


Heute:

Britt und Jo Weihnachten 2013 von Shaya fotografiert.

Ich habe mich in meinem Leben oft sehr verloren gefühlt, aber nie als Opfer, vielleicht auch deshalb nicht, weil ich stark genug war, all das zu überleben. Den Schmerz der Vegewaltigungen, die Misshandlungen an meinem Körper und meiner Seele, die zwei Mordversuche meines Vaters, die mir bekannt sind.
2011 erfuhr ich vom Tod meines Vaters, ich empfand erst nichts, dann eine leise Spur von Freude und abgelöst wurde diese, von Erinnerungen und Mitgefühl - für seine Seele, wie für die Seelen derer die er einst missbrauchte.


Leise formten sich die Worte in meinem Geist:
Möge seine Seele Frieden finden.

Ich bin heute das, von dem er nie auch nur die Spur wusste, wie es sich anfühlt -

Ich bin ein glücklicher Mensch!


Februar 2014

Johanna