Freitag, 14. Februar 2014

Die Vielen (Puzzleteile) in mir





Das offene und geschlossene System

Ich habe mich bislang  immer das "Offene System" genannt.
(Johanna: An diesem Blog-Beitrag denken unterschiedliche Personen mit, es kann verwirrend wirken. Im Laufe der Zeit werden wir versuchen ein wenig mehr Struktur in unsere Blogeinträge zu bringen.)
Das Offene System ist das was auch im Außen auftritt. Dann gibt es noch das geschlossene System, darin bewegen sich hauptsächlich meine Innenpersonen und dorthin gehen auch die Außenpersonen, wenn sie im Außen zwitschen (sich abwechseln).

Damit meine ich, irgendwann im Laufe der letzten 44 Jahren haben sich nacheinander einige Innenpersonen bemerkbar gemacht und mit mir Johanna und manchmal auch untereinander kommuniziert, Tomi war zum Beispiel immer irgendwo in meiner Nähe, wir unterhielten uns oder er schützte mich vor Angriffen in dem er blötzlich auftauchte und die Situation übernahm. Wenn ich Nachts angsterfüllt in meinem Bett lag, war es Tomi der in mir leise flüsterte: "Alles wird gut, schlaf jetzt!"
Die ersten Jahre meines Leben war mir nicht bewusst, das Tomi nicht als Einzelperson existiert, so nah war er mir, dass ich ihn auch wirklich sah, eine schlanke Erscheinung immer ein klein wenig älter als ich. Er saß oft neben mir auf dem Bett.
Manchmal übernahm er die Kontrolle und ich konnte zuhören, so konnte ich trotz meiner Angst meinen Vater nach und nach in Gespräche verwickeln, ihn ablenken, von dem was er mir oder meinen Geschwistern oder auch den anderen Kindern die nach und nach hinzu kamen und wieder verschwanden, antun wollte.
Es war auch Tomi der sich wehrte und sich zwischen andere Kinder stellte und leise auf die Täter einsprach.

So ungefähr mit meinem 20 Lebensjahr kam Tomi immer seltener und mittlerweile ist er nur noch in ganz wenigen Situationen aufgetaucht, es gibt Momente, da höre ich noch wie aus weiter Ferne sein: "Alles wird gut!" Tom ist jetzt Innenperson, seine Beschützerrolle hat er an Lings weiter gegeben.

Mit Tomi kamen auch andere Personen, Tomya mit der ich mich wundervoll unterhalten konnte und die immer dann auftauchte, wenn ich Misshandelt wurde, sie übernahm dann meine Schmerzen. Sie genoß die Misshandlungen und forderte sie manchmal heraus, indem sie Aufsässig war und nicht tat was man von ihr verlangte. Als ich versuchte mir mit 14 Jahre das zweite Mal das Leben zu nehmen, verschwand sie. Tauchte aber dann noch mal auf, kurz nachdem ich Britta kennen lernte. Auch sie lebt als Innenperson.

Der Unterschied zwischen einfachem Verschwinden und Sterben ist die Intensität wie jemand geht.
An dem Tag als mein Vater versuchte mich zu erwürgen starb Mausi. Dieses sterben macht sich dadurch bemerkbar, das ich einen Teil der Handlung nicht miterlebe, ich fühle nur eine andere Anwesenheit, ich erblicke das Ganze wie aus weiter ferne. Wenn in diesem Momemt die Person stirbt, die das Erlebnis hat, ist es wie ein Aufwachen, Luftschnappen. Verwirrung und Trauer, ein Gefühl des Verlassen worden seins, ein Verlust der dem Tot gleich kommt.
Am Tag als mein Vater mich erwürgte habe ich den Anfang des Ganzen nicht mitbekommen, ich kam erst hinzu, kurz bevor ich Ohnmächtig wurde.
Mausi war tot.

An manche Personen erinnere ich mich Kaum, so starb ein Kind als ich etwa 5 oder 6 Jahre alt war. Ich weiß noch, dass mich meine Oma nachts weckte, ich musste in ein Taxi steigen, danach erinnere ich mich an einen roten Plüchsessel und nackte Männer und Frauen. An ein junges Mädchen das mir Sekt zu trinken gab.
Dann ist meine Erinnerung weg. In dieser Nacht starb ein Kind in mir.
Meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich am nächsten Morgen zuhause war. Ich war verwirrt, ich hatte Schmerzen und ich blutete. Meine Großmutter nahm meinen blauen Mantel und warf ihn in den Ofen, weil er "dreckig" war, danach gremte sie meine Vagina und meinen Po mit Penatengreme ein und legte mich wieder ins Bett. Im Bett habe ich dann leise angefangen zu weinen, nicht wegen meiner Schmerzen, sondern weil ich diesen Verlust gespürt habe. Ich hatte das Gefühl etwas in mir sei gestorben.
Dieses Kind hat keinen Namen, wir haben uns bewusst nie kennen gelernt.

Es gibt Innenpersonen die sich erst während ich hier schreibe, bemerkbar gemacht haben:
Von Moon weiß ich so gut wie gar nichts, während meiner Zeit mit Roland war Moon immer dann anwesend, wenn Roland mir Plüchtiere schenkte oder einmal eine Puppe. Es gibt ein Bild, da bin ich etwa 18 Jahre alt und sitze auf einem Sofa. Ich habe eine Porzelanpuppe in meiner Hand, der ich die Kleidung ausziehe. Roland fotografierte mich währenddessen, ich sah in die Kamera. Das ist das einzige Bild, dass es gibt an dem Moon anwesend war.

Die 12 Jährige Sweppi (das Y im Namen ist auf ihren Mist gewachsen, eigentlich heißt sie Sweppi. Aber im Laufe der Zeit hat sie ihren Namen verändert) ist ein Mädchen das in meinem Leben bereits mehrfach im Außen auftauchte und auch einige Zeit im Außen lebte. Während dieser Zeit haben mich meine Geschwister Sweppi nennen müssen. Auch Schulkameraden zogen mich manchmal auf, weil ich von ihnen erwartete, dass sie mich Sweppi nannten. Ich weiß das Sweppi geboren wurde, nachdem ich versuchte mir das Leben durch die Einnahme von Schlaftabletten zunehmen.
Sweppi ist nur selten aktiv im Außen, die meiste Zeit lebt sie als Innenperson, verständigt sich aber durch Gedanken und Gefühlen und manchmal kommt sie nach Außen um mit unserer Tochter Shaya zu spielen.

Yen war einige Jahre anwesend und ist auch mit diesem Namen noch bei einigen Menschen in meinem Bekanntenkreis bekannt. Sie stellte sich manchmal auch öffentlich als Koreanerin vor mit dem Namen Yensaya, was soviel wie Engel bedeutet. Yen hat Selbsthilfegruppen gegen Missbrauch geleitet und an ihrer Webseite: Yensayas Welt der Gedanken geschrieben. Sie schrieb Gedichte und kleine philosophische Texte.
Anfangs dachte ich Yen würde unser System heißen, so intensiv habe ich unter diesem Namen gelebt.

Nachdem meine Tochter geboren wurde, verschwand Yensaya in Innen.

Rechts und Lings sind wie Zwillinge, sie tauchen auch oft gemeinsam auf.
Interessant ist, wenn sie auftauchen, wirke ich im Außen vollkommen irritiert, verwirrt und destrukturiert auf meine Umwelt. Ich kann kaum reden, mich nicht konzentrieren und auch sonst geht es mir psychisch nicht gut.
Was unteranderem daran  liegt, das beide miteinander streiten. Während Rechts versucht ihre Standpunkte ruhig und sachlich zu erklären, wird Lings immer wütender. Lings mag am liebsten auf einer Insel leben, ganz ohne Menschen, er ist ein Eremit, der mit Wut und Unverständnis reagiert, wenn wir zu etwas genötigt werden, was er nicht will. Beide treten in regelmässigen Abständen immer dann auf, wenn es um gesellschaftliche Anlässe geht, Geburtstagsfeiern, Hochzeit oder Einladungen, größere Feste.
Ich nenne die beiden auch: "Mein Stoppzeichen"
Wenn ich merke, das beide wieder in Streit geraten, handel ich mittlerweile so, dass ich alles verschiebe, oder gar absage, so dass sich Lings wieder beruhigen kann. Johanna (ich) versucht in dieser Zeit dann gemeinsam mit Rechts schlichtend zu wirken und einen Kompromis zu finden. Im Außen wirke ich in dieser Zeit extrem Distanziert.
Mittlerweile akzeptieren wir Lings als Beschützer der Gruppe, während meiner Jugend und frühem Erwachsensein, empfand ich ihn als Störend und mich selbst als "Verrückt".
Nicht selten habe ich mich während dieser Streitereien betrunken um dem Ganzen zu entgehen.

Die Malerin und die Schreiberin:
Beide stehen je für eine Begabung, die im Außen auftritt. Während die Schreiberin sich durch geschriebene Worte aktiv verständlich machen kann, aber oft Zwischentöne innerhalb der Sätze nicht versteht ist die Malerin  nicht in der Lage sich mit meinen Innenperlen zu verständigen - Beide Persönlichkeiten ist der Mund mit einem Faden vernäht - so zumindest sehen sie in meinem Kopf aus, dunkle Augen und zugenähte Lippen.
Die Schreiberin ist mittlerweile Teil von unserem Außenteam, die Malerin kommt nur  noch selten hervor.
Während die Malerin malt, sind wir für anderen Menschen nur sehr schlecht erreichbar, das gleiche passiert wenn die Schreiberin lange ausufernde Texte schreibt.

Wenn beide dann mit ihrem Werk geendet haben, ist das Ergebnis für mich jedesmal überraschend.
Ich schau mir die Bilder an, die ich vorher noch nie gesehen habe. Und ich lese Texte die ich noch nie gelesen habe.
Erst im Laufe der Zeit wurde mir bewusst, das viele Texte Teil unserer gemeinsamen Gedanken beinhalten, wenn Johanna sich zum Beispiel intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt, selbst aber müde ist, greift die Schreiberin ein und schreibt den Text zu ende, an dem Johanna sitzt.

Es gibt aber auch Situationen da ist die Schreiberin alleine anwesend, in solchen Situatioen wirken wir von Außen nicht erreichbar. Wir sind vollkommen abgeschottet in unserer Welt der Worte. Manchmal schließen Johanna und die Malerin eine Art Pakt, in dieser Zeit ist Johanna in der Lage ihre Ideen der Malerin mitzuteilen und diese setzt sie dann kreativ mit Farben um.


Beide Bilder entstanden in Zusammenarbeit mit Johanna und die letzte Schwangerschaft aufzuarbeiten. (Johanna wird nur sehr selten Johanna im Außen genannt. Unser AUSENNAME ist Jo).



Innen und Außenpersonen nach Alter und Erscheinen sortiert.

Johanna 48 Jahre alt die einzige die kontinuierlich vorhanden ist. - Beschützer Nr. 2
Seit 2001 vollberentet, unteranderem auch wegen Rheuma, Asthma und diversen Wirbelsäulenerkrankungen UND MPS/DIS, Posttraumatisches Belastungssyndrom.
Buddhistin, Mutter einer Tochter und Frau einer Frau.

Ingrid im Alter von 4 Jahren während unserer ersten Vergewaltigung gestorben.
Ich wurde auf den Namen Ingrid Johanna getauft. Bis zu meinem 16 Lebensjahr wurde ich durchgängig Ingrid genannt, nur konnte ich mich mit diesen Namen nie identifizieren, erst später als sich meine Innenpersonen zeigten, begriff ich das Ingrid bei meiner ersten Vergewaltigung gestorben war.

Grid 5 Jahre alt, kann nicht sprechen, verständigt sich durch Gedanken und Gefühlen. Im Außen lacht sie manchmal herzlich, sie kitzelt gerne Menschen die sie mag oder spielt mit Shaya und nimmt so manchmal am Leben teil. Grid kam, nach dem Tot von Ingrid. Es gab eine Zeit da war sie sehr aktiv, ich sprach nicht und man konnte mich nicht berühren, ohne das ich schrie.

Kind im Alter von 6 Jahren durch Vergewaltigung gestorben.

Tom(i) bis zu seinem 20 Lebensjahr mit Johanna mitgealtert - Beschützer Nr.1

Mausi im Alter von 9 Jahren nach Mordversuch gestorben.

Moon (eigentlich ohne Geschlecht, mag aber Mädchensachen) 9 Jahre alt nicht immer vorhanden - nicht alle haben Kontakt zu Moon. Moon kam in der Nacht nachdem ich in einem Bordell missbraucht wurde.

Sweppi(y) 12 Jahre alt, kam nach dem Johanna versucht hat sich das Leben zu nehmen.

Tomja 14 Jahre Innenperson (verschwunden).

Die Malerin Alter unbekannt
Die Malerin kam als Johanna etwa 16 Jahre alt war. Die Lippen der Malerin (wie die der Schreiberin) sind vernäht, sie kann sich nur mit Johanna und Jo gedanklich verständigen. Die Malerin ist Autistin.

Jo 17 Jahre alt, sie kam als Johanna mit 16 abgehauen ist. Jo ist im Außen sehr aktiv, aber auch schnell überfordert, sie kommt mit Autoritäten nicht zurecht. Für sie sind Menschen alle gleich. Durch welches Trauma Jo entstanden ist, ist bislang nicht bekannt.

Yensaya alter unbekannt, seit der Geburt unserer Tochter nicht mehr aktiv. bzw nicht alle haben Kontakt zu Yensaya. Wann Yen kam wissen wir nicht.

Rechts (weiblich) und Lings (der bislang einzige Mann in unserer Gruppe) - Beschützer Nr. 3
Alter momentan unbekannt. Unsere "Zwillinge", da sie oft gemeinsam auftreten. Wir nennen sie auch unser Stoppzeichen. Wann Rechts und Lings kamen wissen wir nicht.

Die Schreiberin Alter unbekannt
Die Schreiberin verständigt sich nur durch Schrift und Gedanken die sie mit uns anderen Tauscht. Unbemerkt begleitet uns die Schreiberin schon seit vielen Jahren, seit Johannas 32 Lebensjahr ist die Schreiberin auch im Außen aktiv. Die Lippen der Schreiberin sind genau wie bei der Malerin vernäht.

Johanna und die Gabe
Ich (Johanna) bin mir nicht Sicher ob die Gabe von mir Trennbar ist, bzw. auch eine eigene Persönlichkeit bildet, die sich im Laufe der Zeit mit mir verschmolzen hat. Aber darauf werde ich im Laufe der Zeit noch Näher eingehen.

Andere Systeme
Wir vermuten das auch andere Systeme in mir existieren, jedoch haben wir keinen Kontakt zu ihnen. 


Bild: Das bin ich 

von uns allen
Schreiberin 
Ende

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