Dienstag, 4. März 2014

Die Schreiberin schreibt Kurzgeschichten - Eine Phantastische Begegnung

Vorwort von Johanna

Es gab eine Zeit (und ich hoffe sehr, das diese Zeit auch wieder kommt), da war die Schreiberin sehr aktiv. Sie schrieb Kurzgeschichten und Romane.
Einige Kurzgeschichten handeln auch - in der Tiefe betrachtet - über unser Leben, über DIS.
Viele dieser Kurzgeschichten beinhalten intime Situationen, -es gilt wie für alles hier auf unserem Block: Triggern kann jeder einzelne Satz. Wir benutzen bewusst keine Sternchen.
Denn das ist unser Blog.
Auch ist es uns egal wer ihn liest.
Wir können nicht verhindern, das es Menschen gibt, die immer noch missbrauchen, die bewusst auf Seiten von "Vielen" gehen um sich dort ihren Kick zu holen.
Hier geht es nicht um sie, hier geht es um uns. Um jeden Einzelnen.
Aus dem Grund wollen wir nicht zensieren, denn das bedeutet wieder dem die Macht zu geben, der uns einst missbrauchte. Das Schweigen ist Vergangenheit, das Verstecken war Gestern - wir leben jetzt!

Die Geschichten die hier veröffentlicht werden handeln von uns. Die Schreiberin hat MPS in Worte gekleidet, ihr einen Sinn gegeben, sie hat sie liebevoll bedeckt. Die Symbolik unseres Lebens blieb bei all dem erhalten.
Ich wünsche viel Freude beim Lesen.
Noch eine Bitte:
Bitte beachtet das Copyright.
Ihr Schreiben, ist die einzige Art sich im Außen zu zeigen. Zeigt euch Respektvoll ihr gegenüber!
DANKE!

Eure Johanna

DAS ist die Kennenlern Geschichte von Britta und Jo  :)
Mittlerweile kennen wir uns16 Jahre. 12 Jahren sind wir verheiratet /eingetragene Lebenspartnerschaft und vor 6 Jahren und 4 Monaten kam unsere Tochter zur Welt :) )



Eine Phantastische Begegnung


Ich hatte kaum die Tür vom Viktoria geöffnet, als auch schon Chris auf mich zukam, die Arme mir entgegen streckte und mich an ihre Brust drückte. Chris diese Bärin, ich spürte ihren Herzschlag, ich fühlte ihre Brüste nah an meinen Brüsten. Ein klein wenig Erregung, ein klein wenig Nähe zulassend. Ich lachte und sah dabei über ihre Schulter.

Es war seltsam, Chris die ich noch vor Wochen bereitwillig geküsst hätte, bekam plötzlich einen kleinen Schubs von mir, ich sah über ihre Schulter und sah diese Augen. Ich sah eine Sekunde in das Herz einer mir völlig fremden Frau. Ich stieß Chris zur Seite, murmelte etwas von Verabredung und versuchte ganz langsam die Stufen nach oben zu gehen. Mein Blick immer wieder den ihren suchend. Aber sie war in ein Gespräch vertieft. Ich ging genau auf sie zu, ließ sie nicht aus den Augen, wollte gesehen werden, begehrt werden. Mein Verstand setzte aus. Laut wie ich nun einmal war, setzte ich mich an den Barhocker, ihr gegenüber und versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie sah mich lächelnd und offensichtlich überrascht an.

"Hallo, kommst du auch zu dem Single Treff?"

Sie nickte und hob ihr Bier zum Mund. Ich sah auf diese Lippen, ich registriert ihren Augenaufschlag, ich ließ meinen Blick über ihren Hals streichen. Die Frau neben ihr, unscheinbar und für mich einfach nur lästig, nahm wieder das Gespräch auf, ich sah sie ein wenig böse von der Seite an. Meine Gedanken überschlugen sich, halt die Klappe, du Kuh! Als hätte diese meine Gedanken gehört grinste sie und meinte, sie müsse mal für kleine Mädchen. Und weg war sie, ich war allein mit der schönsten und begehrenswerten Frau die ich je gesehen hatte. Ich fragte sie ob sie schon öfters hier war, ob sie die anderen Frauen schon kennen gelernt hatte, ich fragte sie wie sie hieß, ich fragte sie woher sie kam.

Ich fragte ihr Löcher in den Bauch, um ihre Stimme zu hören, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Ich dachte dabei an den Pickel auf meinem Kinn, ich dachte hoffentlich sieht sie meine Narben nicht, ich dachte lauter seltsames Zeug, das ich auch gleich wieder vergas.

Irgendwann kam die Nervensäge wieder von dem Kleinen-Mädchen-Ort, setzte sich wieder auf den Hocker neben meiner Angebeteten, und quakte fröhlich vor sich hin. Ich hätte ihr am liebsten den Hocker unter dem Hintern weggezogen. Ich wollte sie nach Timbuktu wünschen, warum hast du keinen Durchfall, dachte ich grummelnd.

Die Frau deren Namen Britta war, grinste, oder lächelte schüchtern, gab Antwort oder schwieg. Ich hatte das Gefühl sie raubte mir alle Sinne, alle Wahrnehmungen überschlugen sich, ich roch ihr Parfüm, ihre Gesichtscreme, ihr Deo. Ich sah ihre grünen Augen, ihre langen Wimpern, ihr leicht kantiges schönes Gesicht.

Sie hatte ein Hemd an, eine braune Wildlederjacke, die Jeans saß eng und brachte ihren Körper zur Geltung, die Gefühle waren so neu für mich, ich sah diese Frau und wünschte mir sie nackt zu sehen, mit ihr am Frühstückstisch zu sitzen. Ich sah sie in meiner Badewanne, ich sah sie auf meinem Balkon, mit meinem Kater spielen.

Ich sah in die Zukunft und war immer mehr bereit alles zu geben, nur für eine Nacht.

Dann kamen die anderen Frauen, wir tranken Bier und beschlossen dann alle einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen. Die nächste Kneipe war um die Ecke, ich wollte neben Britta sitzen, aber die kleine Nervensäge hatte sich schon den Platz geschnappt und plapperte fröhlich drauf los, sie ging mir immer mehr auf den Geist und in Gedanken hatte ich sie schon auf den Mond geschossen. Die Kneipe war stickig und verqualmt, die Männer an der Bar sahen uns neugierig an. Ich hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, ich konnte nichts essen und das Bier das ich bestellte, wurde auch nicht leer. Mein Magen rebellierte, weil er seid Tagen nichts normales zu sich bekommen hatte. Ich war wiedereinmal auf meinem Diät-Trip, dachte kein bisschen ans Essen, verweigerte die Nahrung und fühlte mich dementsprechend einfach nur mies.

Dann kam ein Gespräch auf, lustigerweise von einer Frau, die mir schon bekannt war, eine Frau, die mit meiner Exfreundin im gleichen Haus lebte, die mir einige male im Flur oder im Fahrstuhl begegnet war und mich immer sehr neugierig angesehen hatte. Dieser Blick war mir unangenehm und ich ignorierte sie. Das Gespräch handelte von schlechten Erfahrungen mit der Polizei. Mir wurde diese Gesprächsführung zuwider, ich murmelte etwas von: Scheiß Bullen, und das ich nie was mit einer Polizistin anfangen würde. Dann versuchte ich das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken. Ich lächelte sie an, bemerkte die hochgezogenen Augenbrauen, und das Grinsen in ihrem Gesicht. Und deutete es falsch.

" Was machst du eigentlich beruflich?"

Fragte ich meine Angebetete. Sie zog ruhig und immer noch grinsend an ihrer Zigarette, dann sah sie direkt von meinem Gesicht in die Runde, sah mich dann wieder an und meinte sehr lässig:

"Oh ich bin Polizeibeamtin!"

Ich schluckte und auch die Frauen die vorher noch sehr umfangreiche Details ihrer Demonstrantenvergangenheit preisgegeben hatten, wurden ein wenig nervös. Ich merkte wie mein Magen sich sehr eng zusammenzog, dann bemerkte ich zu meiner Bestürzung wie ich langsam nach unten rutschte, ich machte mich sehr klein auf meinem Stuhl. Ein Blick in die Runde zeugte von offenen Mündern, aufgeregten Rauchwolken, und dem immer breiter werdenden Grinsen in Brittas Gesicht. Sie hatte alle Aufmerksamkeit und war sehr zufrieden mit sich.

Ich ließ die Chancen Revue passieren und kam zu einem niederschmetternden Ergebnis, ich hatte sie verloren. Sie würde kein Wort mehr mit mir wechseln, ich hatte alle Kannenlernbemühungen vergeigt. Ich schluckte und schwieg.

Die Quasselstrippe neben ihr, warf mir ein Lächeln zu. Tja, sagten ihre Gedanken, Pech gehabt! Ich hielt mich an meinem Bierglas fest und grinste blöde in Richtung Ausgang.

Die Frauen kamen dann zu dem Schluss, dass der Abend noch jung und eine Gay-Disco ganz in der Nähe offen hatte. Ich bezahlte hastig und rief Britta noch zu: ich leg nur meine Jacke ins Auto! Und weg war ich.

Als ich zurück kam, waren die Frauen bereits in der Diskothek. Ich hatte Angst Britta aus den Augen verloren zu haben. Aber sie stand mit der Nervensäge an der Wand und beobachtete die Tanzfläche, es waren wie immer mehr Schwule als Lesben da, und sie war nicht zu übersehen, ihre lässige Haltung, die Art wie sie eine Zigarette hielt, wie sie sich leicht nach der Musik bewegte, ich war fasziniert.

Ich ging auf sie zu und versuchte mein Gehirn zu aktivieren, ich grinste und fragte sie ob sie Lust hätte auf einen Spaziergang, sie lächelte und sagte:

"Warum nicht".

Daraufhin nahm ich ihre Hand und zog sie wieder gen Ausgang, die Nervensäge wollte ebenfalls mit uns gehen, aber ich zischte

"Wir kommen gleich wieder!"

Und drängelte sie zur Seite.

Oben an der frischen Frankfurter Stadtluft, sah sie mich erst mal ziemlich verdattert an.

"Wo willst du denn hier spazieren gehen, es ist gleich 12 ?"

Ich zuckte die Schultern.

"Och Frankfurt hat auch schöne Ecken, und mit einer Polizistin sind wir ja sicher, ne"

Sie sah ziemlich verzweifelt aus, als sie auf den Boden sah und den Kopf schüttelte. Aber mit einem Grinsen lief sie neben mir her. Wir gingen mehr schweigend durch die Innenstadt, es begegnete uns ein kotzender Penner und einige Straßenkids, ich lief über eine rote Ampel und wurde von einem wütenden Autofahrer beschimpft.

Dabei kamen mir irrsinnige Gedanken wie, ob sie mich lieben kann, und wie sie wohl meine Wohnung finden wird. Ich fragte so nebenbei ob sie Tiere mag, und sie sagte sie sei gegen Katzen allergisch.

Meine Hoffnungen schwanden wieder, aber ich dachte auch daran, dass man das ja in den Griff bekommt mit der Allergie. Irgendwann schleppte ich sie in eine Stricherkneipe, eine Transe bediente uns und ein junger Schwuler hüpfte im knappen Slip durch die Gegend. Wir setzten uns an den Tisch und bestellten uns was zutrinken. Ich sah ihr in die Augen und fing an über ihre Wasserenergie zu reden, ich sagte dass ich dabei bin mich zu verlieben, und dass mir diese Gefühle sehr fremd waren, ich fragte sie nach ihrem Leben und sie sagte das sie noch nie mit einer Frau zusammen war, mein Magen wurde zu Pudding, bei der Vorstellung das ich vielleicht die erste Frau für sie wurde.

Um 6 Uhr tauschten wir noch unsere Adressen aus, dann brachte ich sie zu ihrem Auto und verabschiedete mich. Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Nase und sah sie davon fahren. Auf dem Heimweg trommelte ich auf meinem Lenkrad herum, und sagte mir immer wieder, das sie Polizistin sei, das ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte und dass sie noch nie mit einer Frau zusammen gewesen ist.

Zwei Tage später rief sie mich an, ich fragte sie ob sie Lust hätte zu mir zu kommen, sie sagte ja.

Das ist jetzt 4 Jahre her, ich sehe sie noch genauso wie damals in der Kneipe und aus dem Verliebtsein ist meine große Liebe geworden.

Sie ist die phantastischste Begegnung meines Lebens.


Johanna:
Bitte hier das Copyright beachten. Die Geschichten dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung kopiert oder/und vervielfältigt werden.

© Johanna Schlitzkus/Die Schreiberin


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